Nicolás Maduro lässt 321.433 Gewehre verteilen
Mobilisierung der Milizen als Reaktion auf Putsch in Bolivien und neue Umsturzversuche des selbsternannten Interimspräsidenten Guaidó
Unter dem Eindruck des Putsches in Bolivien hat auch der selbsternannte Interimspräsident in Venezuela, Juan Guaidó, zu neuen Protesten mobilisiert. Vor der bolivianischen Botschaft in Caracas rief Guaidó am Samstag zu weiteren Demonstrationen auf, um Präsident Nicolás Maduro zu stürzen. Der Staatschef mobilisierte tausende Anhänger und ließ hunderttausende Waffen an regierungstreue Milizionäre verteilen.
Dem Aufruf von Guaidó waren rund 5.000 Anhänger gefolgt, weniger offenbar als erwartet. Bolivien "hat die Freiheit durch Einheit erreicht", sagte Guaidó. Es sei auch in Venezuela an der Zeit, "bis zum Sturz des Diktators fortzufahren und freie Wahlen durchzuführen", erklärte Guaidó, der nach wie vor dem oppositionell dominierten Parlament vorsteht. "Wir werden nicht aufgeben. Bolivien hat 18 Tage gebraucht, wir aber sind seit Jahren hier. Ich bitte ganz Venezuela, uns bei diesem Protest zu unterstützen", so Guaidó, der von rund 50 Staaten, darunter Deutschland, als Interimspräsident anerkannt wird.
Der Oppositionspolitiker und seine Anhänger waren zur bolivianischen Botschaft marschiert, nachdem Guaidó mit Boliviens ebenfalls selbsternannter Interimspräsidentin Jeanine Áñez gesprochen hatte. "Als Bürger müssen wir darauf bestehen, dass die Waffengewalt auf der Seite der Verfassung steht", schrieb er später auf Twitter, offenbar an die Armee gewandt. Bisher hat es der selbsternannte Interimspräsident nicht geschafft, die Unterstützung des Militärs zu gewinnen. Das ist einer der entscheidenden Faktoren für die Stabilität der Regierung Maduro.
Indes bekam Guaidó Unterstützung von der US-Armee. Das US-Südkommando, das die militärischen Aktivitäten Washingtons in Lateinamerika und der Karibik koordiniert, forderte die venezolanischen Streitkräfte am Freitag auf, die Demonstrationsfreiheit der Opposition zu schützen. "Wir fordern das venezolanische Militär auf, das Recht seiner Bürger auf friedlichen Protest zu respektieren, die an diesem Wochenende ihren Stimmen Gehör verschaffen. Das Southern Command verfolgt die Situation in Venezuela genau", ließ das US-Regionalkommando über Twitter verlauten. Southcom-Kommandant Craig S. Faller schickte eine Reihe Venezuela-kritischer Tweets nach und retweetete Videos von Guaidós Rede.
Die Reaktion der regierenden Chavisten ließ nicht lange auf sich warten. "Sie sind verrückt geworden", sagte Maduro über Telefon zu dem Demonstranten in Caracas: "Verrückte Sprecher aus den Vereinigten Staaten haben gesagt, dass die Zeit gekommen sei, um heute einen neuen Putschversuch durchzuführen", so Maduro, der seinerseits Lehren aus den Geschehnissen in Bolivien gezogen hat.
Unmittelbar nach dem Sturz von Morales und der Demonstrationsankündigungen von Guaidó ließ er Waffen an die Bolivarische Miliz austeilen. Die Milizionäre werden zunächst bis zum 31. Dezember in den Straßen des Landes patrouillieren. Nach offiziellen Angaben gehören über drei Millionen Venezolanerinnen und Venezolaner der Miliz an. Insgesamt seien über die Armee 321.433 Gewehre ausgegeben worden, so Maduro: "Wir aktivieren den Plan zur Stärkung der Patrouillen und der Überwachung der öffentlichen Ordnung, um den Frieden und ein glückliches Weihnachtsfest in Venezuela zu garantieren".
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