Nordsyrien: IS-Hauptstadt Rakka ist befreit
SDF feiern den Sieg in einer vollkommen zerstörten Stadt
Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) der demokratischen Föderation Nordsyriens haben die Stadt Rakka nun endgültig befreit. Hunderte von Islamisten ergaben sich den SDF, berichtete die Tagesschau am Dienstagnachmittag. Der Sprecher der Operation Inherent Resolve war etwas vorsichtiger in seiner Einschätzung. Er meldete, dass "über 90 Prozent von Rakka" befreit seien. Die SDF erklärten die totale Befreiung.
Die Tage des IS in Syrien sind gezählt. Mit dem Fall von Rakka verliert der IS seine selbst ernannte Hauptstadt. 2014 hatte der IS die Stadt erobert und zu seiner wichtigsten Hochburg ausgebaut. Von Rakka aus wurden die verschiedensten weltweiten Terroranschläge geplant, verschleppte Frauen und Mädchen auf Sklavenmärkten verkauft. Nun bleibt dem IS als Rückzugsort nur noch die Wüste und ein Siedlungsgebiet am Euphrat im Grenzgebiet von Syrien und dem Irak.
Die Stadt Rakka, die einst über 200.000 Einwohner hatte, ist fast vollkommen zerstört. Aber die Freude über die Befreiung bei den SDF und der Bevölkerung ist groß. Rojda Felat, die Kommandantin, die die SDF-Offensive geleitet hat, feiert in der Stadt die Befreiung. Frauen reißen sich die schwarzen Kleider vom Leib und fallen ihren Befreierinnen um den Hals.
Im Stadion wurde die Flagge der YPG gehisst. Die YPG ist die stärkste Einheit innerhalb der SDF. Aber noch ist Vorsicht in der Stadt geboten. Im Moment durchforsten die SDF die Stadt nach eventuellen IS-Kämpfern, die sich noch verschanzt haben könnten.
Nachdem vor wenigen Tagen das nationale Krankenhaus und der strategisch wichtige Naim-Platz befreit werden konnte und sich hunderte IS-Kämpfer ergaben, gab es nur noch einige ausländische IS-Kämpfer in einem Stadion im Zentrum der Stadt, die sich mittlerweile auch ergeben haben. Darunter soll sich auch der Drahtzieher des Anschlags in Paris 2015 befinden.
Zuvor hatten die SDF zum Schutz der Zivilbevölkerung denjenigen IS-Kämpfern, die ihre Waffen abliefern, den Abzug aus der Stadt mit ihren Familien gewährt. Einzelheiten, wie diese Vereinbarung zustande kam und wohin sich diese Islamisten mit ihren Familien begeben haben, sind nicht bekannt. Vorwürfe, die SDF hätten einen Deal mit dem IS gemacht, wurden von den SDF zurückgewiesen.
Nur so hätte man verhindern können, dass die Zivilbevölkerung als Schutzschild benutzt werde. Lokale arabische Stammesführer aus Rakka gaben unterdessen schon vor der endgültigen Eroberung ein Statement ab, in dem sie die Kooperation mit der demokratischen Föderation Nordsyrien erklärten. Es gibt erste Aufbaupläne für die Wiederherstellung der Strom- und Wasserversorgung sowie die Bereitstellung einer medizinischen Notversorgung.