Nordsyrien: Türkische Rhetorik und Wirklichkeit
Telepolis-Salon am 5. November zum völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Erdogans
In Afrin lebten vor dem Einmarsch des türkischen Militärs und ihrer islamistischen Verbündeten Anfang 2018 noch 95 Prozent Kurden, jetzt sind es 35 Prozent. Afrin ist weitgehend "türkisiert, arabisiert und islamisiert", sagte Kamal Sido, Nahost-Referent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), der aus der Region stammt, während des Telepolis Salons.
Den Menschen würde gezielt Angst gemacht, um sie zu vertreiben. Bei aller Unterschiedlichkeit der politischen Positionen bestand unter den Gästen Elke Dangeleit, Kerem Schamberger und Kamal Sido in zentralen Punkten Einigkeit. Die Türkei werde auch in dem nordsyrischen Gebiet, dem Ziel des neuen Angriffs zwischen Tal Abyad (kurd: Gire Sipi) und Ra's al-'Ain (kurdisch: Serê Kaniyê), länger als Besatzungsmacht bleiben und die kurdische Bevölkerung hat nichts Gutes zu erwarten.
Die Rede vom Sicherheitskorridor sei bloße Rhetorik, die Türkei werde sich den nordsyrischen Gürtel scheibchenweise erschließen, hieß es. Scharfe Kritik wurde an der Nato geübt, die ihr Mitglied ohne Einhalt gewähren lässt ("Die Nato war nie eine Wertegemeinschaft, wer das glaubt, ist dumm"), wie auch an der Europäischen Union und an der deutschen Regierung. Erdogans Besatzung geschehe mit der Unterstützung aus Berlin.
Angegriffen wird damit ein demokratisches Projekt im Nahen Osten, das bei allen Einschränkungen vorbildlich ist, was die rätedemokratische Struktur, die multiethnische Integration und die Gleichberechtigtigung von Frauen und Männern angeht.
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