Pandemiebekämpfung vom Reißbrett

Seite 3: Hoffnungsträger: Zwei Orale Virostatika

Nun zu den Oralen Virostatika, die im Frühstadium der Covid-19-Infektion eingesetzt werden müssen, um die gewünschte Wirkung zu entfalten ("Pille gegen Covid-19").

Da ist Molnupiravir von Merck (Handelsname: Lagevrio). Die britische Arzneimittelbehörde Medicines & Healthcare products Regulatory Agency (MHRA) hat Anfang November mit dem Mittel erstmals eine Tablette zur Behandlung von Covid-19 zugelassen, und zwar für Personen, die älter als 60 sind oder mindestens einen Risikofaktor für einen schweren Verlauf haben, etwa Diabetes, starkes Übergewicht oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Das Mittel sei "sicher und effektiv" bei der Reduzierung des Risikos von Klinikeinweisungen und Todesfällen durch Corona bei Patientinnen und Patienten mit milden und mittelschweren Verläufen, ließ die britische Regierung verlauten.

Für Mulnopiravir gibt der Hersteller selbst eine Wirksamkeit von um die 50 Prozent an. Die erwartbare Risikoreduktion in Bezug auf Krankenhausaufenthalte und Todesfälle war jüngeren Meldungen zufolge im Fall von Mulnopiravir jedoch zuletzt von 50 auf 30 Prozent gesunken, wie das Life Sciences Magazin Fiercepharma Ende November berichtete.

Molnupiravir war bereits ein präklinischer Kandidat, als Covid-19 auftauchte. Ursprünglich gegen Grippe (Influenza) entwickelt, war es 2015 bereits als Mittel gegen verschiedene Corona-Viren, darunter auch den Mers-Erreger, getestet worden.

Der Wirkstoff in Molnupiravir zielt darauf ab, als "falscher Baustein" in das Virenerbgut integriert zu werden, um Chaos bei der Replikation zu verursachen.

In einem Bericht des Fachjournals Nature kam die Frage auf, ob die Substanz auch in die menschliche DNA eingebaut werden kann; laut Hersteller soll das Medikament in dieser Hinsicht aber sicher sein.

Schmales Fenster, gute Aussichten: Paxlovid

Ein zweiter erfolgversprechender Therapiekandidat ist das PF-07321332-haltige Präparat mit dem Handelsnamen Paxlovid von Pfizer. Auch dieses Medikament kann als Kapsel bzw. Tablette eingenommen werden, was die Handhabung für Patienten enorm erleichtern würde. Bislang war es so, dass antivirale Medikamente gegen Covid-19 als Infusion verabreicht wurden.

Der Wirkstoffkandidat Paxlovid verhindert laut Pfizer bei Patienten mit hohem Risiko für schwere Krankheitsverläufe (High-Risk Patients) zu 89 Prozent, dass sie ins Krankenhaus müssen (Verminderung des Risikos von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen). Das ergab eine Evaluation (Zwischenauswertung) im Vergleich zu einem Placebo.

Das Zeitfenster beim Therapieansatz ist allerdings schmal. Die Studienmedikation wurde über fünf Tage alle zwölf Stunden eingenommen. Voraussetzung im Fall von Paxlovid war, dass die Patienten innerhalb von drei Tagen nach Einsetzen der Symptome behandelt wurden.

Während unter Paxlovid innerhalb eines Beobachtungszeitraumes von 28 Tagen 0,8 Prozent der Patienten ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten oder verstarben, waren es in der Placebogruppe 7 Prozent der Patienten. Ähnliche Verringerungen von covidbedingten Krankenhausaufenthalten oder Todesfällen wurden bei Patienten beobachtet, die innerhalb von fünf Tagen nach Einsetzen der Symptome behandelt wurden.

Bei Paxlovid handelt es sich um einen Proteasehemmer. PF-07321332 hemmt die Vermehrung von SARS-CoV-2, indem es eine wichtige virale Protease mit dem Kürzel 3CL (das Enzym 3-Chymotrypsin-like protease, 3CLpro), blockiert. Das Coronavirus benötigt dieses Enzym für die Replikation. Ein weiterer Inhaltsstoff ist Ritonavir, ursprünglich entwickelt als HIV-Therapeutikum. Laut Herstellerangaben ist das Medikament allgemein gut verträglich.

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