Panik an den US-Börsen
Die Arbeitslosigkeit sinkt, die Löhne steigen und damit womöglich die Inflation, was die FED bewegen könnte, die Zinsen weiter heraufzusetzen
Gerade hatte sich US-Präsident Donald Trump in seiner Rede an die Nation gebrüstet, dass seine Politik Amerika wieder groß gemacht habe, vor allem die Wirtschaft. Mit Trump habe man wieder Amerikas Schönheit und den Stahl im Rücken sehen können. Die Amerikaner hätten gezeigt, womit er wohl auch sich selbst meinte, dass sie furchtlos sind, jede Herausforderung meistern und jede Chance nutzen. Seit seiner Präsidentschaft seien 2,4 Millionen neue Arbeitsplätze entstanden, die Löhne seien gestiegen, er habe die größte Steuerreform seit langem durchgesetzt und die Aktienwerte seien von Rekord zu Rekord in die Höhe gestiegen. Das sei gut für die Renten der Amerikaner.
Aber gestern ist der dank der Niedrigzinspolitik und der geringen Inflation kontinuierlich angestiegene Dow erstmals seit Dienstag wieder stark abgefallen, am Freitag um mehr als 600 Punkte oder 2,5 Prozent, auch andere Börsenkurse gingen nach unten. Dabei sind im Januar wieder 200.000 Arbeitsplätze geschaffen worden und die Löhne so stark wie seit 2009 nicht mehr angestiegen. Aber just diese Erfolge, die sich freilich Trump nicht unbedingt selbst zuschreiben kann, sorgen dafür, dass nun Sorge herrscht, die Inflation werde zulegen. Zwar ist der Absturz nicht so groß wie bei der Finanzkrise 2008, aber es scheint große Unsicherheit zu herrschen, wie es weitergeht.
Experten sagen, es gäbe viel Angst, weswegen Aktien verkauft würden. Angst deswegen, dass die FED, wie schon lange angekündigt, die Niedrigzinspolitik nun schneller beenden und die Zinsen hochsetzen könnte, wenn die Wirtschaft boomt und die Löhne zulegen. Unklar ist, wie sich der neue FED-Chef Jerome Powell verhalten wird.
Der Börsenboom hält bekanntlich vor allem dann an, wenn die Zinsen gering sind, man zockt gewissermaßen weniger, wenn es sichere Profite von Geldanlagen wie Staatsanleihen gibt. Bei geringer Inflation und geringen Zinsen wird Geld in Wertpapieren oder Sachwerten wie Immobilien angelegt. Jetzt könnte das kippen, nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland, wo der DAX um 4 Prozent eingebrochen ist.
Gut möglich, dass die Panik zunimmt, also mehr Geld von den Börsen zurückgezogen wird. Schon jetzt werden in den USA mehr Staatsanleihen gekauft. Die lagen gestern bereits auf einem Vier-Jahres-Hoch. Steigen die Zinsen durch die Entscheidung der FED an, könnte nicht nur Börsenkurs einbrechen, sondern auch das Wirtschaftswachstum erlahmen. Schon lange wurde gesagt, dass an den Börsen eine Blase herrsche. Zuletzt hatte dies auch Alan Greenspan, EX-FED-Chef, gesagt, es gebe eine Wertpapierblase.
Der kleine Einbruch muss keine große Bedeutung haben, aber er könnte ein Ende der seit fast ein Jahrzehnt nach dem Finanzkrise herrschenden Anlagestrategien einleiten. Das muss Trump nicht gefallen, aber was ist so schlecht, wenn die Löhne steigen und die Gewinne an den Börsen sinken?