Panzer-Krieg: Gelassenheit ist in Moskau geschwunden
Im März witzelte Ex-Präsident Medwedew noch über Rheinmetall. Nun kündigt Putin die Entsendung taktischer Atomwaffen nach Belarus an. Telepolis-Serie: Positionen der Mitglieder des Sicherheitsrats (Teil 5 und Schluss)
Anfangs hatten Vertreter der russischen Regierung auf die inzwischen angelaufene Lieferung von Panzern meist westlicher Bauart an die Ukraine betont gelassen reagiert.
Als der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall Anfang März den Bau eines Panzerwerks in der Ukraine ankündigte, schrieb Ex-Präsident Dimitri Medwedew auf Telegram: "Wenn die Fritzen entscheiden, dort tatsächlich zu bauen (obwohl sie eigentlich pragmatische Leute sind), dann warten wir sehnlich. Das Ereignis wird mit gebührendem Salut aus 'Kalibr' und anderen pyrotechnischen Anlagen begangen."
Die früheren Teile dieser Serie:
Leon Gerleit: USA und Ukraine: Revival der Brzeziński-Doktrin
Frank Jödicke: Britische Panzer für die Ukraine
Bernard Schmid: Frankreich erleichtert über die Leopard-Lieferungen
Uwe Kerkow: Wie China die Lieferung von Panzern an die Ukraine sieht
Inzwischen ist von dieser demonstrativen Gelassenheit in Moskau nur noch wenig zu spüren. Spätestens seit Großbritannien die Lieferung von panzerbrechender Uranmunition an die ukrainische Armee angekündigt hat, herrscht ein deutlich schärferer Ton. Am Samstag nun kündigte Präsident Wladimir Putin die Stationierung taktischer Atomwaffen im benachbarten Belarus an.
Putin begründete dies just mit der angekündigten Lieferung britischer Uranmunition an die Ukraine. Auch die russischen Streitkräfte könnten diese Art von Geschossen einsetzen, falls Kiew sie erhalten sollte, drohte er. Seine Regierung verfüge über Mittel, um auf eine solche Aufrüstung zu reagieren. Moskau habe "Hunderttausende solcher Projektile" zur Verfügung: "Wir setzen sie nur derzeit nicht ein."
Im Kräftemessen mit Panzern hatten die russischen Invasoren trotz deutlicher Übermacht zuletzt kein allzu gutes Bild mehr abgegeben. Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums hat die russische Armee zerstörte Fahrzeuge inzwischen durch jahrzehntealte Modelle ersetzt – noch aus Sowjetzeiten.
Es seien sogar Transportpanzer des sowjetischen Typs BTR-50 eingesetzt worden, hieß es aus London. Diese Fahrzeuge wurden seit 1954 hergestellt. "Seit Sommer 2022 wurden etwa 800 T-62 aus den Lagern geholt", meint man in London. Das dortige Verteidigungsministerium beruft sich auf nicht überprüfbare Geheimdienstinformationen.
Putin jedenfalls war es wichtig, die eigene Stärke zu betonen. Die heimische Rüstungsindustrie mache Fortschritte, sagte er: In den kommenden drei Jahren werde sie 1.600 Panzer herstellen können. Damit werde die russische Armee "mehr als dreimal so viele" Panzer haben als die Ukraine.
In den vergangenen Monaten hatte Russland unterschiedliche Signale zu einem möglichen Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine gesendet. Während des Besuchs des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Moskau bekräftigten Putin und sein Gast in einer gemeinsamen Erklärung, ein Atomkrieg dürfe "nie entfesselt" werden. Im Falle einer nuklearen Auseinandersetzung könne es keine Gewinner geben.
Hochrangige russische Politiker, darunter Medwedew, der derzeit Vize-Chef des Sicherheitsrats ist, hatten wiederholt mit Atomwaffen gedroht. Russland hat im Februar den letzten nuklearen Abrüstungsvertrag mit den USA – New Start – auslaufen lassen. Man wolle die Verpflichtungen daraus aber bis zum formalen Ende des Abkommens am 5. Februar 2026 einhalten.