Papst kann Trump nicht bremsen

Der exzentrisch frisierte Milliardär gewinnt nach der Vorwahl in South Carolina auch die in Nevada

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Letzte Woche hatte der katholische Papst dem US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump mit den Worten kritisiert, wer Mauern bauen wolle, der sei kein Christ - worauf hin auf Twitter massenhaft Fotos der mittelalterlichen Mauern des Vatikan gepostet wurden. Trump selbst meinte dazu, wenn die Terrorgruppe IS den Vatikan angreift, dann werde sich der Papst wünschen, dass er und nicht ein anderer US-Präsident ist.

Zwei Vorwahlen darauf ist klar, dass diese Kritik des Papstes Trump eher genutzt als geschadet hat: Nach South Carolina, das er am Wochenende mit 32,5 Prozent abräumte, gewann er gestern auch den Wüsten- und Casinostaat Nevada, in dem ein gutes Viertel der Einwohner katholisch ist und spanisch spricht. Das Trump auch bei dieser Wählergruppe ankommt, zeigte bereits eine Detailerhebung aus dem letzten Jahr, in der er bei Latinos sogar bessere Werte erzielte als im Gesamtdurchschnitt (vgl. Nevada: Latinos würden Trump wählen). Der Milliardär begründete das damit, dass Latinos vor allem Jobs wollten, die er in größerem Umfang versprechen könne als seine Mitbewerber.

Dieses Jobversprechen via Handelsprotektionismus und Einwanderungskontrolle dürfte auch einer der Gründe sein, warum Trump, der explizit auf die Jugendarbeitslosigkeit von 58 Prozent bei jungen Afro-Amerikanern hinwies, bei schwarzen Wählern in South Carolina relativ gut ankam: Pat Buchanan, der sich in den 1990er Jahren als Proto-Trump versuchte, hatte damals bei schwarzen Wählern damit geworben, dass sich die ökonomische Lage ihrer Vorfahren vor allen zwischen 1924 und 1929 und zwischen 1933 und 1965 verbesserte, als strenge Einwanderungsgesetze galten und sie auf dem Arbeitsmarkt gebraucht wurden (vgl. Proto-Trump).

Las Vegas, die größte Stadt in Nevada. Foto: John Phelan. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Auch die anderen Äußerungen der letzten Woche scheinen die Beliebtheit des Milliardärs anscheinend eher gesteigert als gesenkt zu haben - darunter sein Verweis auf eine apokryphe Anekdote aus dem Spanisch-Amerikanischen Krieg, der zufolge General John Pershing den Terrorismus auf den Philippinen besiegte, indem er bei Exekutionen Patronenspitzen in Schweineblut tauchen und diese Nachricht durch begnadigte Terroristen verbreiten ließ, sowie sein Aufruf, die Firma Apple zu boykottieren, bis diese den Behörden hilft, Zugang zu Kommunikationsdaten der San-Bernardino-Terroristen zu bekommen.

Ebenfalls Wähler gewonnen haben dürfte er durch seine vor allem auf Marco Rubio gemünzte Warnung, andere Republikaner könnten wegen Syrien einen Dritten Weltkrieg anfangen, seine Bezeichnung von Bankern als "Blutsauger", sein Versprechen, dass Hedgefonds-Manager unter ihm deutlich mehr Steuern zahlen werden, und seine wiederholte Ankündigung, er werde Obamacare durch eine Krankenfürsorge ersetzen, die niemanden zu etwas zwingt, aber sich um alle kümmert.

Cruz stolpert über Goldman Sachs

Mit fast 20 Punkten Abstand auf Platz zwei in Nevada landete nach bisherigem Auszählungsstand der ehemalige Jeb-Bush-Zögling Marco Rubio, dem nach dem Ausstieg des ehemaligen Favoriten der Großteil von dessen Sponsorengeldern und die Unterstützung des republikanischen Parteiestablishments zufließt. Für John Kasich, den anderen Establishment-Kandidaten, stimmte in Nevada kaum jemand - sein Ausstieg aus dem Rennen könnte bald folgen. Gleiches gilt für den schwarzen Adventisten Ben Carson.

Dass Ted Cruz, der die erste Vorwahl in Iowa gewann, in South Carolina und nach bisherigem Auszählungsstand auch in Nevada nur Dritter wurde, lag einer Bloomberg-Wahlumfrage nach auch daran, dass Trump twitterte: "Er gehört Goldman. Er wird alles tun, was sie verlangen." Vorher war herausgekommen, dass der Tea-Party-Texaner für den Wahlkampf nicht seine Immobilien veräußert, sondern einen Millionenkredit bei Goldman Sachs und der Citibank aufgenommen hat, den er der Bundeswahlkommission nicht meldete. Im Rahmen dieses Skandals erfuhr die Öffentlichkeit zudem, dass Cruz' Ehefrau bei Goldman Sachs arbeitet. Auch das schadete der Glaubwürdigkeit des Kandidaten, der mit dem Versprechen angetreten war, im Falle einer neuen Finanzkrise keine "reichen Wall-Street-Banken" mehr mit Staatsgeld zu retten.

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