Pfizer/Biontech: Impfung bietet 90prozentigen Schutz
Bei aller Euphorie, die die Aktien der Unternehmen ansteigen lässt, ist noch nicht klar, wie lange die Impfung und für welche Altersgruppen schützt
Gefeiert wird in Deutschland die Mitteilung von Pfizer und der deutschen Firma Biontech, dass der gemeinsame entwickelte Impfstoff BNT162b2 bei vorher nicht mit Covid-19 infizierten Personen einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung biete und kaum Nebenwirkungen habe. Das gehe aus den ersten Ergebnissen einer Wirksamkeitsanalyse mit über 43000 Probanden der laufenden Phase-3-Studie hervor.
"Das ist ein großer Tag für die Wissenschaft und die Menschheit", frohlockte Pfizer-Chef Albert Bourla, in erster Linie war es ein guter Tag für die beiden Unternehmen, deren Aktien in die Höhe schossen. Nach Bourla, der wohl deswegen auch nicht gerade tiefstapelt, ist es "der größte medizinische Fortschritt seit 100 Jahren". Biontech-Chef und Mitbegründer Ugur Sahin, die Ergebnisse würden beweisen, dass ein Impfstoff "wirksam Covid-19 verhindern kann". Zu den Probanden gehören Personen mit einem überdurchschnittlichen Infektions-Risiko durch Zugehörigkeit zu demografischen Risikogruppen, Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln oder durch Angestellte im Gesundheitsbereich.
Die doppelblinde Studie untersuchte Personen, die mit dem Wirkstoff geimpft wurden, und einer Kontrollgruppe, die nur Placebo-Injektionen erhielten. Sieben Tage nach der zweiten Impfung oder nach 28 Tagen - der Abstand zwischen der ersten und der zweiten Impfung beträgt 21 Tage - soll der Schutz mit einem über 90prozentigem Erfolg eintreten. In der Pressemitteilung wird jedoch eingeräumt, dass die endgültige Wirkung variieren kann.
Fast 39.000 der über 43.000 haben die zweite Impfung erhalten. Die Zwischenauswertung erfolgte, nachdem 94 bestätigte Covid-19-Infektionen aufgetreten waren, die meisten mit mehr als 90 Prozent in der Placebo-Gruppe. Ein Endergebnis soll es bei 164 bestätigten Infektionen geben. Dann sollen auch Ergebnisse eingeschlossen werden für diejenigen, die schon einmal infiziert waren. Zudem soll geklärt werden, ob die Impfung einen Schutz vor schweren Covid-19-Erkrankungen gewährleistet - und ob der Schutz auch noch 14 Tage nach der zweiten Impfung anhält. Das Ärzteblatt schreibt:
Vorsicht ist sicherlich geboten, da BNT162b2 zu einer neuen Gruppe von Impfstoffen gehört, die bisher klinisch nicht im Einsatz sind. Die Vakzine besteht aus einer modifizierten Boten-RNA, die den Bauplan für das Spike-Protein des Virus enthält. Die Produktion des eigentlichen Impfstoffs sollen nach einer intramuskulären Injektion die Zellen des menschlichen Körpers übernehmen. Damit die Boten-RNA diese Zellen erreicht, ist sie in Lipid-Nanopartikel verpackt.
Was auffällt, dass genauere Daten nicht bekannt gegeben werden. So fehlen Daten zur Wirksamkeit in den verschiedenen Altersgruppen. Aber vor allem ist noch nicht klar, wie lange der Schutz anhält. Sieben Tage ist noch nicht sonderlich lange. Man wird also erst einmal abwarten müssen. Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA ist schon mit einer Wirksamkeit ab 50 Prozent zufrieden. Bourla erklärte gegenüber CNN: "Wir wissen nicht, wie lange der Schutz hält." Unklar ist auch, ob eine Impfung für einige Jahre reicht oder jede Saison wie bei der Influenza geimpft werden muss, was Bourla vermutet oder wahrscheinlich auch hofft, weil dann das Geschäft besser läuft.
Joe Biden spricht von "herausragenden Neuigkeiten", warnte aber, dass der Kampf gegen Covid-19 damit noch nicht beendet sei. Es seien viele Monate notwendig, um die Amerikaner zu impfen, die Impfung wird für diese kostenlos sein. Die Amerikaner müssten auch noch nächstes Jahr Vorsichtsmaßnahmen wie das Tragen von Masken und die Beachtung der Abstandsregel einhalten.
Donald Trump, der noch immer den Wahlsieg von Biden bestreitet und sicherheitshalber Verteidigungsminister Espen entlassen hat, der ihm nicht vollständig hörig war, gibt sich begeistert in Großbuchstaben: "STOCK MARKET UP BIG, VACCINE COMING SOON. REPORT 90% EFFECTIVE. SUCH GREAT NEWS!" Er hatte allerdings gehofft, dass ein Impfstoff kurz vor dem Wahltag zugelassen wird.
Pfizer/Biontech wollen dieses Jahr noch 50 Millionen Impfdosen produzieren, nächstes Jahr sollen es 1,3 Milliarden sein. Völlig unabsehbar ist, welche der Impfstoffhersteller das Rennen macht. Russland und China sind mit Notzulassungen schon einmal vorgeprescht.