Playstation 2 startet heute in Japan

Hektik und große Erwartungen begleiten den Launch der PS2.

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Kaum hatte Sony den Server für Vorbestellungen der Playstation 2 ins Netz gestellt, wurde er mit bis zu 600.000 Seitenaufrufen überflutet. Die Resonanz auf die Spielekonsole der nächsten Generation, die heute am japanischen Markt erscheint, ist enorm. Die Leistung, die Benutzerfreundlichkeit und die Vielseitigkeit der neuen Maschine lassen manche bereits von einem neuen Computer-Konzept, das den PC ablösen oder überholen würde, sprechen. „Normally we don't really play video games, but we already love PlayStation 2", verraten Fans auf der Playstation-Website. Das PS2-Launch-Fieber könnte versierte Konsolenfreaks aus Europa zu einem Spontanurlaub in Japan bewegen.

Technologiefetisch Playstation 2

Vor knapp zwei Wochen wurde Sonys Next-Generation-Konsole am Festival Playstation 2000 in Tokio enthüllt. Veröffentlichungstermin: 4. März. Begeistert rannten Fans die Tore der Präsentationshallen ein, um nur einen Blick von der schon jetzt sagenumwobenen Playstation 2 zu erhaschen. Aber an diesem Samstag werden sich nicht nur japanische Screenager die Hände reiben. Auch der Sony-Vorstand hat Grund genug, die Playstation 2 zu lieben. Mit der neuen Konsole, die zusätzlich zu Spielen Audio-CDs und DVD-Videos unterstützt, will die Firma ihre Rolle als einer der Hauptakteure in der Arena der digitalen Zukunft konsolidieren. Gleichzeitig wird mit der PS2 eine neue Ära der elektronischen Unterhaltungsmöglichkeiten eingeleitet.

Das mag sich vielleicht wie der übliche Pressequatsch anhören, wird aber sowohl von Marktanalysten als auch von der Konkurrenz bestätigt (siehe auch Game Machines Rob PCs of Technology Driving Role). Laut der englischen Marktforschungsgesellschaft Datamonitor dürfte bis 2002 die Zahl derjenigen Online-Spieler, die sich über die Konsole ins Internet einwählen, die der PC-Online-Spieler einholen. Bis 2004, so die Studie, schätzt man die Zahl der Online-Konsolenspieler auf fast 45 Millionen. Online-PC-Spieler dagegen würden etwas mehr als ein Drittel des Marktes mit 28 Millionen ausmachen. Laut Frederic Diot, Senior Analyst bei Datamonitor, seien diese Entwicklungen insbesondere auf die Benutzerfreundlichkeit der Konsolen zurückzuführen. Die bisher komplizierte Einwahlprozedur würde in ein "Click and play"-Online-Spielerlebnis verwandelt werden.

Japanische "Screenager" bei der "Playstation 2000"

Zusätzlich sei die Akzeptanz der Spieleindustrie ausschlaggebend. Nachdem die Industrie lange unter einem schlechten sozialen Image gelitten hatte, konnte sie nun in den letzten drei Jahren in den Massenmarkt für Unterhaltungselektronik vorrücken (siehe auch Entwarnung für Computerspiele). Mit der Integration der Unterhaltungssektoren Musik, Video, Spiele und Internet in eine Plattform könne der Konsolenmarkt innerhalb der nächsten vier Jahre seine Position gewaltig ausbauen. Das Fundament für diese Entwicklung legte die Dreamcast-Konsole von Sega, die in den ersten sechs Monaten ihres Erscheinens als am meisten verkaufte Konsole reüssieren konnte (siehe auch Dreamcast: Ein Erfahrungsbericht). Als erste Konsole mit integriertem und kostenlosem Internet-Zugang verkaufte sie sich zwischen September und Ende Dezember in den USA 1,5 Millionen Mal. In Europa lagen die Zahlen im ähnlichen Zeitraum bei 700,000. Auch seien nach eigenen Angaben 200,000 Anmeldungen zum pan-europäischen Dreamcast-Online-Dienst eingegangen.

Diese Bilanz veranlasste Sega dazu, sein Multispieler-Netzwerk früher als erwartet, am 2. März, zu launchen: zwei Tage vor Markteinführung der neuen Playstation. Aller Voraussicht nach dürfte aber die Sony-Konsole Segas Bemühungen in den Schatten stellen. Bereits im März letzten Jahres, bei der Einführung der Dreamcast in Japan, gaben in einer unrepräsentativen Wired-Umfrage Spieler an, lieber auf die neue Sony-Konsole zu warten. Diese Prognosen wurden bestätigt, als Sonys speziell für Vorbestellungen eingerichteter Web Server Mitte Februar mit mehr als 600,000 Seitenaufrufen pro Minute überflutet wurde. Sony erwartet, mit der ersten Verkaufswelle 1 Million Exemplare abzusetzen, was nach Angaben des Unternehmens eine gewaltige logistische Aufgabe darstellt. Besonders attraktiv an der ca. DM 725,- teuren Playstation 2 sind die Features Internet-Zugang, 128-Bit-Prozessor sowie DVD-Unterstützung.

Den wahren Erfolg wird die Rückwärtskompatibilität mit bisheriger Playstation-Spielsoftware ausmachen. Laut Datamonitor wird dies, „viele Playstation-Besitzer dazu verleiten, zur neuen Konsole zu wechseln". Sony ebenso wie Händler und Spieler vertrauen auf einen reibungslosen Übergang zur nächsten Generation. Die erste Generation der Playstation hat sich in den fünf Jahren ihrer Existenz weltweit mehr als 60 Millionen Mal verkauft. Für das Nachfolgegerät erhofft sich SONY einen Absatz von 70 Millionen Geräten. Bis zur Einführung in Europa und in den USA im Herbst dieses Jahres sollte dieses Verkaufsziel bereits tendenziell Bestätigung erfahren. Dann aber will Nintendo seine neueste Dolphin-Konsole, ebenfalls mit 128-Bit-Technologie ausgestattet, gleichzeitig auf den japanischen, amerikanischen und europäischen Märkten einführen. Mit seinem exzellenten Image und populären Spielfiguren, u.a. Mario und Donkey Kong, könnte es dem Konsolenhersteller gelingen, etwas vom Sony-Kuchen abzustehlen. Nach Datamonitor-Prognosen würde dann der Markt, dessen Wert 2003 auf $17,2 Milliarden geschätzt wird, zu 27% von der Playstation 2, zu 25% von Nintendos Dolphin, zu 31% von PC Spielen und nur zu 2% von Segas Dreamcast bestritten werden.