Pro: Wir brauchen Stromspeicher für Klimaschutz und 100 Prozent Erneuerbare
Prof. Eberhard Waffenschmidt hält die Zahlen von Helmut Zell (siehe Contra-Artikel) für tendenziös dargestellt. PV-Batterien sind kein Irrweg. Stromspeicher stellen einen notwenigen Teil der Energiewende und von Klimaschutz dar.
Zunächst einmal hat Helmut Zell grundsätzlich recht: Jede direkt verbrauchte Kilowattstunde Photovoltaik (kWh PV) ist besser, als sie erstmal zwischenzuspeichern. Denn tatsächlich entstehen beim Speichern Verluste, und für die Herstellung der Batterien ist auch Energie notwendig. Allerdings werden die Zahlen meiner Meinung nach tendenziös dargestellt.
1.
Der Autor schreibt:
Bei Photovoltaik-Anlagen mit Lithium-Ionen-Akkumulator werden die Verluste zwischen 10 bis 30 Prozent geschätzt.
Dabei gibt er nicht an, worauf sich die Prozente beziehen. Man bekommt den Eindruck, dass bis zu 30 Prozent der erzeugten Energie verloren gehen. Dem ist nicht so.
Bitte beachten Sie zu diesem Beitrag auch den Text "Contra: Warum Photovoltaik-Stromspeicher dem Klima schaden" von Helmut Zell.
Erstens: Moderne Lithium-Ionen-Speicher haben eine Round-Circle-Effizienz von minimal 80 Prozent bis typisch eher 90 Prozent für jede gespeicherte Kilowattstunde (kWh), das heißt bei jeder gespeicherten kWh gehen 10 Prozent, schlimmstenfalls 20 Prozent verloren.
Zweitens: Es wird ja nicht jede Kilowattstunde gespeichert. In dem Projekt zu Quartiersspeicher habe ich Rechnungen angestellt, wie viel typische Haushalte mit Photovoltaik-Speicher erzeugen (mit PV), verbrauchen und speichern. Dabei wird im Schnitt etwa 25 Prozent der Photovoltaik-Erzeugung durch den Speicher geschickt.
Damit bekommen wir Verluste von typisch 2,5 Prozent, schlimmstenfalls 5 Prozent der erzeugten Photovoltaik-Energie. Das erscheint mir durchaus tolerabel, insbesondere, wenn man bedenkt, dass ja auch nicht alle Photovoltaik-Anlagen optimal aufgestellt sind – was auch wieder eine "Verschwendung" von Ressourcen ist.
2.
Im Jahr 2018 habe ich mit meiner Kollegin Prof. Johanna May ein Studierendenprojekt zur CO2-Bilanz von E-Autos betreut. Dabei wurde auch die CO2-Bilanz der Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien untersucht. Selbst bei einem üblen chinesischen Strommix von ein Kilogramm CO2-Äquivalent pro Kilowattstunde bei der Energieerzeugung kommen wir auf nur 53,5 Kilogramm CO2/Kilowattstunde (CO2-Äquivalent pro kWh Batteriekapazität) bei der Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien.
Also unterhalb der minimalen Angaben des Autors mit 62 Kilogramm CO2/Kilowattstunde. Dass die Herstellung der Batterien mit erneuerbaren Energien (z.B. von Tesla) noch wesentlich weniger Treibhausgasemissionen verursacht, verschweigt der Autor.
3.
Zur Versorgungssicherheit der Allgemeinheit bei Blackout oder Dunkelflaute sind die Batterien auch gar nicht gedacht, wie der Autor den Lesern weismachen will. Sie können aber jetzt schon als Schwarmspeicher an der Netzregelung teilnehmen und damit helfen, den Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch von elektrischer Leistung im Stromnetz mit weniger Großkraftwerken stabil zu halten. Erste Anbieter von virtuellen Kraftwerken fangen jetzt an, private Heimspeicher für diesen Zweck zu bündeln.
4.
Vor allem ist dem Autor vorzuhalten, dass er das Gesamtsystem mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien nicht beachtet. Spätestens bei einem Anteil von deutlich mehr als jetzt brauchen wir auch Batteriespeicher zum Tag-Nacht-Ausgleich und zur Netzstabilisierung. Damit diese dann in noch größeren Mengen und klimafreundlich hergestellt werden können, müssen die Hersteller jetzt die Lernkurve durchschreiten und einen Anreiz dazu haben. Die ersten Photovoltaik-Anlagen hatten auch eine wesentlich schlechtere Energiebilanz als heutige Systeme.
Zum Artikel von Ing. Helmut Zell geht es hier.