Project Nightingale: Google geht auf Patientenjagd

Seite 2: Digitalisierung first

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Die Methoden von Google und Konsorten im Umgang mit Datenschutz wirft einen Schatten auf die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland. Das umstrittene Gesetzesvorhaben von Gesundheitsminister Jens Spahn sieht nicht nur die elektronische Patientenakte vor, sondern auch den Aufbau einer zentralen Forschungsdatenbank, samt Analyse und Auswertung der Daten. Nur Privatversicherte sind von der Erfassung geschützt. Bei gesetzlichen Krankenkassen Versicherte stehen bald der Forschung zur Verfügung.

Zum Wohle der Gesundheit den Datenschutz abbauen, scheint die Devise zu lauten, die Bürger künftig in zwei Klassen einteilt. In jene, die die beste medizinische Behandlung erhalten als Nutznießer jener, die sich die vertrauliche Behandlung ihrer Daten nicht leisten können. Zu den Plänen von Gesundheitsminister Jens Spahn schrieb Britta Engel bereits auf Telepolis (vgl. Wie man Datenschutzabbau als Versorgungsinnovation framet).

Nach Spahn sollen in Zukunft heimische Start-Ups die Digitalisierung des Gesundheitssystems nach vorne bringen, denn Deutschland befinde sich derzeit "im hinteren Mittelfeld". "Unser Anspruch ist es, bei der Digitalisierung nicht auf Landesliga-Niveau, sondern in der Champions League zu spielen", sagte Spahn im Sommer. Statt dass "irgendwann Großkonzerne aus dem Ausland das Gesundheitswesen überrollen", solle sich Innovation aus Deutschland heraus entfalten können, so der Gesundheitsminister.

Um im Gesundheitswesen zum Innovationsstandort zu werden, und dabei "Gesundheit neu zu denken", rief er kürzlich den Health Innovation Hub ins Leben. Dessen Leiter Jörg Debatin, Co-Autor von Spahns Buch "App vom Arzt - Bessere Gesundheit durch digitale Medizin" und ehemaliger Vorstand beim Tech-Riesen General Electric in den USA, lud Anfang September zum "Health Hackathon" in Berlin. 25 junge Entwickler-Teams pitchten und entwickelten dort ihre Ideen mit Unterstützung von Gesundheitsexperten sowie IT-Fachkräfter der Großkonzerne Google und IBM, schreibt die Ärztezeitung.

Wie Spahn in Zukunft deutsche Start-Ups vor einer Übernahme durch Google schützen will, ist noch unklar.