Rabatt für die Wohlhabenden

Seite 2: Weniger Dollar

Hier und da gibt es derzeit mal wieder Anzeichen, dass die – befeuert durch die Konfrontation der Nato-Staaten und ihres Anhangs mit Russland – überragenden Position des US-Dollars ein wenig bröckelt. Vielleicht auch ein wenig mehr.

Die US-Währung hat diese Stellung als Quasi-Weltwährung, die der Regierung in Washington unter anderem ein wahres Kreditfüllhorn zu Niedrigstzinsen verschafft, nicht zuletzt, weil rund 80 Prozent des weltweiten Ölhandels in ihr abgerechnet wird.

Daran versuchen bereits seit Längerem einige zu kratzen. Nun berichtet das New Yorker Wall Street Journal über Gespräche zwischen Riad und Beijing. Die beiden Regierungen verhandeln darüber, ob die Volksrepublik künftig ihr Öl in Saudi-Arabien mit chinesischen Yuan bezahlen kann.

In Beijing ist man ohnehin bemüht, die internationale Stellung der eigenen Währung zu verbessern. Zusätzlich lassen die US-Sanktionen gegen Iran und auch Russland Beijing nach sicheren Wegen der Energieversorgung suchen, auf die Washington keinen Zugriff hat.

Könnte da vielleicht demnächst das nächste despotische Regime in westliche Ungnade fallen, so wie einst der lange vom Westen protegierte Saddam Hussein, dem die Bundesrepublik gar Giftgas-Anlagen für seinen Krieg gegen den Iran und die Kurden lieferte? (Der Massenmord im südkurdischen Halabdscha jährt sich am heutigen Mittwoch zum 34. Male.)

Doch woher beziehen wir dann noch Erdöl und -gas? Und wer sollte dann unsere Waffen für seine Kriege kaufen?

Die Gespräche zwischen der chinesischen und saudi-arabischen Seite laufen allerdings bereits seit sechs Jahren, auch wenn das New Yorker Wirtschaftsblatt nun eine zunehmende Verärgerung in Riad gegenüber der US-Politik unter dem neuen Präsidenten ausgemacht haben will.

Der Schritt wäre dennoch für Saudi-Arabien, das seine Währung fest an den US-Dollar angebunden und wie viele andere Länder mit Handelsbilanzüberschüssen einen größeren Teil seines Vermögens in US-Anleihen geparkt hat, weder einfach noch unproblematisch.

Mehr Windenergie

Auch in Großbritannien hat derweil der Krieg in der Ukraine die Schwerpunkte in der Diskussion über die Energieversorgung drastisch verschoben. Die regierende Partei der Torries ist über Nacht zum glühenden Befürworter der Windenergie geworden, wie die britische Zeitung Guardian schreibt.

Bisher war das Vereinigte Königreich zwar weltweit führend beim Ausbau von Offshore-Windenergie, also Windrädern im flachen Küstenmeer. Doch an Land haben es entsprechende Projekte meist sehr schwer. Oft genug gehören die örtlichen Gliederungen der Konservativen zu den eifrigsten Gegnern.

Doch jetzt soll der Ausbau der Windenergie und Atomkraft zur Frage der nationalen Sicherheit werden. Während letztere aber sehr lange Planungs- und Bauzeit benötigt, könnten Windkraftanlagen sehr rasch errichtet werden, sollten die Genehmigungsverfahren wie angekündigt erleichtert werden. Laut Guardian wird aus den Reihen der Torries auch der Ruf laut, das Verbot von Fracking aufzuheben. Doch werde dem wenig Aussicht auf Erfolg eingeräumt.

Die konventionelle britische Gasförderung hatte ihren Höhepunkt im Jahre 2000 erreicht und nimmt seitdem annähernd kontinuierlich ab. Inzwischen wird nicht einmal halb so viel wie zu den Hochzeiten der Förderung produziert.

Der Bedarf des Landes muss inzwischen zu gut einem Drittel durch Importe gedeckt werden. Russisches gas hat daran allerdings laut Guardian bisher nur einen Anteil von vier Prozent und soll künftig ganz unterbleiben.

Was sonst noch geschah

Noch über manches mehr könnte hier berichtet werden. Zum Beispiel, darüber, wie der russische Krieg gegen die Ukraine auch die jugendlichen Klimaschützer von Fridays for Future umtreibt. Der katarische Sender Al Jazeera hat dazu Arshak Makichyan befragt, das Gesicht von Friday for Future in Russland.

Auch über den Entwurf für eine Novelle des Erneuerbare-Energie-Gesetzes müsste eigentlich mehr geschrieben werden. Seit Anfang März liegt eine erste Fassung aus dem Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz vor, der Referentenentwurf, und soll demnächst im Bundeskabinett verabschiedet werden. Unter anderem werden die Ausbauziele für Solar- und Windenergie deutlich erhöht.

Dann wäre noch über einen interkontinentalen Protest zu berichten: In Paris gingen am vergangenen Wochenende nach Veranstalterangaben mehr als 32.000 Menschen auf die Straße, um gegen ein Pipelineprojekt des französischen Erdölkonzerns Total zu demonstrieren.

Gemeinsam mit einem chinesischen Konzern plant das Unternehmen Erdöl knapp 1500 Kilometer aus dem Nordwesten Ugandas durch Tansania an dessen Küste zu pumpen. Doch in den betroffenen Ländern befürchtet man die Verdrängung von Anwohnern und negative Auswirkung auf die dortige Umwelt.

Schließlich gibt es noch eine Meldung aus dem hohen Norden der Republik, aus Schleswig-Holstein. Dort will in Heide an der Westküste der schwedische Akku-Hersteller Northvolt ein neues Werk errichten. In der nun mehr dritten Fabrik des Unternehmens sollen ab 2025 Lithium-Ionen-Akkus für Elektroautos hergestellt werden. Geplant ist eine maximale Jahresproduktion, die eine Million Pkw ausstatten kann.

Die bisherige Kapazität des Unternehmens würde damit um gut 50 Prozent erhöht. Das Unternehmen beliefert unter anderem VW, Volvo Cars, Scania und BMW. Der Standort sei ausgesucht worden, weil es vor Ort besonders viel "saubere Energie" gäbe.

Schleswig-Holstein hat nach offiziellen Angaben derzeit Windkraftanlagen mit einer Leistung von 8.7 Gigawatt, die 2021 63 Prozent des zwischen den Meeren erzeugten Stroms eingespeist haben, womit rechnerische 160 Prozent des dortigen Bedarfs gedeckt werden konnten.

Der größere Teil des Windstroms wird im nördlichsten Bundesland an der Nordseeküste erzeugt. Dessen große Verfügbarkeit hat sich somit für die ansonsten wirtschaftlich eher abgehängte Region somit zum Standortvorteil erwiesen.

Ein Wermutstropfen ist hingegen, dass, anders als die Unternehmensrhetorik suggeriert, der Abbau von Lithium keineswegs nachhaltig erfolgen kann, da der Rohstoff knapp, natürlich nicht regenerierbar und sein Abbau oft mit erheblichen Umweltproblemen verbunden ist.