Rassisten sind oft auch Leugner der Klimaerwärmung
Für die USA ergab eine Analyse, dass dies eine Folge der Ablehnung des schwarzen Präsidenten bei den weißen Republikanern war, aber der Zusammenhang lässt sich auch in Deutschland bei der AfD feststellen
Bei Zeitgenossen, die einer rechten Ideologie anhängen, ausgeprägt auch bei AfD-Wählern und -Politikern, fällt auf, dass Ausländer-, Flüchtlings- und Muslimablehnung nicht nur zusammenhängt, sondern meist auch mit Skepsis gegenüber der Klimaerwärmung verbunden ist. Typisch dafür ist Alice Weidel, für die die "gesamte Klimahysterie" an "den Haaren herbeigezogen". Rainer Kraft, der Klimaexperte der AfD, erklärte in einem Interview: "Ich wüsste nicht, welcher Effekt das sein soll, dass CO2 zur Erwärmung beiträgt." Es gäbe nämlich keinen gar keinen Treibhauseffekt.
Dass Menschen, die die menschengemachte Klimaerwärmung ab- oder bestreiten, häufig auch rassistische Einstellungen haben, belegte nun ein Soziologe aus den USA, der dazu Umfragen von Pew und American National Election Studies während der Präsidentschaft von Barack Obama auswertete. Salin Benegal kommt in seiner in Environmental Politics unter dem Titel "The spillover of race and racial attitudes into public opinion about climate change" erschienenen Studie (https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/09644016.2018.1457287) zu dem Schluss, dass "starke rassistische Vorurteile eng mit einer geringen Übereinstimmung mit dem wissenschaftlichen Konsens über den Klimawandel verbunden sind". Die Frage, ob man auch anders herum sagen, dass Leugner der Klimaerwärmung in der Regel auch Rassisten sind, hat Benegal nicht behandelt, könnte aber naheliegen.
Zwar sei die Bedeutung ethnischer Zugehörigkeit und von rassistischen Vorurteilen in den 1980er und 1990er Jahren zurückgegangen, aber sie seien im vergangenen Jahrzehnt wieder wichtiger geworden und hätten die Einstellung gegenüber der Politik und Präsidentschaftskandidaten mit geprägt. Nach Obamas Präsidentschaftskampagne seien rassistische Vorurteile mit anderen politischen Themen wie der Gesundheitsreform verbunden worden und hätten schließlich auch in den folgenden Wahlkämpfen für politische Unterstützung zunächst von John McCain und dann von Donald Trump gesorgt. Diese Folgen von rassistischen Einstellungen auf die Gesundheitsreform (Obamacare) und auf Präsidentschaftskandidaten sei gut belegt, so Benegal, der nämliches nun für die Skepsis gegenüber dem Klimawandel belegt.
Über die Klimaerwärmung wurde seit den 1990er Jahren in den USA gestritten. Bei den Verhandlungen über den Kyoto-Gipfel und dem ersten Klimaabkommen wurden schon Verschwörungstheorien von rechten oder republikanischen Politikern aufgeboten, die sich bis heute gehalten haben und mit Donald Trump nun im Weißen Haus ganz oben angekommen sind. So sah ein republikanischer Politiker 1997 das Klimaabkommen als Anschlag der "Kyoto-Sozialisten", die nur ein Ziel im Auge hätten, nämlich "unser Wachstum zu beendigen und unsere wirtschaftliche Macht zu begrenzen". Es gehe dabei nicht um den Klimaschutz, da gibt es ja nichts zu schützen, sondern letztlich um eine Umverteilung des Reichtums zu Lasten der USA (Der Umweltgipfel - ein sozialistischer Trick?).
Aber in den letzten Jahren hat die Ablehnung der menschengemachten Klimaerwärmung in den USA zugenommen, was neben wirtschaftlichen Gründen wohl auch mit dem schwarzen Präsidenten Obama zu tun hat, der sich für den Klimaschutz einsetzte und so die republikanische Opposition dazu brachte, rassistische Vorurteile gegenüber Schwarzen mit der Leugnung der Klimaerwärmung zu verbinden. Das hat letztlich zu Trump und dem Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen geführt. Nach 2008 wurden denn auch vor allem die Weißen skeptischer gegenüber der von einem überwiegenden Teil der Wissenschaftler vertretenen Klimaerwärmung durch Treibhausgasemissionen. Wenn Menschen Obama als Politiker und als Schwarzen ablehnten, so Benegals These, sahen sie durch die rassistische Brille auch viele mit Obama verbundene Themen so.
Trump als Paradigma für den veränderten Zeitgeist
Nach 2000 stieg allmählich unter den Amerikanern die Akzeptanz dafür an, dass sich ein Klimawandel vollzieht. Sie fand ihren Höhepunkt in Umfragen 2008, als dies 61 Prozent glaubten, während es 2011 nur noch 49 Prozent waren. In den 1990er Jahren waren die Unterschiede zwischen Anhängern der republikanischen und der demokratischen Partei nicht groß, aber im letzten Jahrzehnt entstand eine Kluft. 71 Prozent der Demokraten gehen von der Existenz der Klimaerwärmung aus, aber nur 41 Prozent der Republikaner. Verbunden ist die Skepsis oder die Ablehnung der Klimaerwärmung oft auch mit einer Abkehr von der "Elite", wozu neben Politikern und Wissenschaftler auch die Medien gerechnet werden. Wieder ist Trump die Person, die diese Trends vereint.
Benegal richtet seine Aufmerksamkeit vor allem auf die Verknüpfung von Rassismus sowie der Bedeutung der ethnischen Herkunft und der Anerkennung der von einem Großteil der Wissenschaftler belegten anthropogenen Klimaerwärmung. Auffällig ist nach seinen Analysen, dass mit zunehmenden Rassismus bei den weißen Anhängern der Republikaner und bei denjenigen, die Vorbehalte gegenüber Schwarzen haben, auch die Ablehnung der Klimaerwärmung steigt. Bei den Afroamerikanern ging hingegen die Ablehnung der menschengemachten Klimaerwärmung nach Obamas Wahl leicht zurück. Vor 2008 war der Anteil der Weißen und der Afroamerikaner etwa gleich, die die Klimaerwärmung als ernstes Problem betrachteten.
Deutlich wird aber auch durch seine Studie, dass während der Präsidentschaft Obamas eben der Rassismus bei den Weißen deutlich angestiegen ist, und die Frage, welcher Herkunft man ist, wurde wieder wichtiger. Beides hat wiederum auch mit der Haltung zur Immigration und offenen oder geschlossenen Grenzen zu tun. Während der Präsidentschaft Obamas ist nicht nur das Ressentiment vieler Weißer, die sich auf der Verliererseite sahen und wieder groß werden wollten, gegenüber Menschen anderer Herkunft angestiegen, die Amerikaner bewaffneten sich auch mehr und es nahm die tödliche Polizeigewalt gegenüber Schwarzen zu.
Es dürfte also ein ganzes Spektrum von Haltungen zusammenkommen, die den typischen rechten und meist männlichen Republikaner oder AfDler prägen: angefangen von fremdenfeindlichen und rassistischen Einstellungen und Vorurteilen, die sich auch gegen Frauen oder den Feminismus richten können, über die Angst, überrollt zu werden, die Panik, die Grenzen dicht zu machen, oder die Gesellschaft angesichts der Umwelt- und Klimaprobleme zu verändern, bis hin zur Ablehnung der angeblichen Eliten in Politik, Wissenschaft und Medien und der Vorliebe für nationalistische und autoritäre Populisten.