Regionales Wirtschaften gegen den Klimawandel
Eine grüne Analyse
Greenpeace schätzt das Jahr 2006 trotz Rekordtemperaturen, bedrohten Arten und anhaltendem Klimawandel als erfolgreich ein. Denn: Das Bewußtsein für den Klimawandel sei erwacht. Im Jahr 2006 erschienen mehr Medienberichte über Umweltprobleme als je zuvor, mit Al Gores "Eine unbequeme Wahrheit" wurde sogar ein Kino-Dokumentarfilm zu diesem Thema recht erfolgreich. Wie es scheint, müssen Umweltprobleme den Menschen direkt erreichen, bevor sie ihn zum Nachdenken bringen: Und sei es durch das Abschmelzen der geliebten Skigebiete...
Für die Wissenschaft ist inzwischen unstrittig, daß der Mensch das Klimaproblem verursacht. Er tut dies vor allem durch den Ausstoß großer Mengen Kohlendioxid und anderer Gase. Diese Gase halten das Sonnenlicht in der Atmosphäre und tragen dadurch zu ihrer Erwärmung bei. In der Landwirtschaft wird dieses Phänomen in Gewächshäusern bewußt genutzt, was ihm den Namen "Treibhauseffekt" einbringt. Was im Treibhaus jedoch positiv wirkt, hat bei der Erwärmung des gesamten Planeten massive negative Wirkungen: Stärkere Stürme, Überschwemmungen und Dürren, Abschmelzen der polaren Eisschilde und Gletscher, Aufweichen der Permafrostböden, Ansteigen des Meeresspiegels usw.
Die menschliche Wirtschaftsweise als Ursache des Klimawandels
Der Klimawandel wird also durch eine Erwärmung der Atmosphäre verursacht, die ihrerseits durch erhöhte Emissionen von Gasen verursacht wird. Um den Klimawandel abzumildern, muß also die Emission von Gasen verringert werden.
Woher kommen die Gase, im besonderen Kohlendioxid? Sie werden durch wirtschaftliche Aktivitäten des Menschen in die Atmosphäre eingebracht: Durch Verbrennung von fossilen Brennstoffen in Industrieanlagen und Fahrzeugen, durch intensive Tierhaltung und durch die Herstellung von Gasen als Abfallprodukte bei industriellen Prozessen.
Darüber hinaus rodet der Mensch Wälder als Papierrohstoff und für Weide- und Ackerflächen, die als CO2-Senken normalerweise Kohlendioxid verbrauchen und es somit der Atmosphäre entziehen. Das Klimaproblem ist also eng mit der Art und Weise des Wirtschaftens des Menschen verbunden.
Das Dilemma der Industriegesellschaft
Die moderne Industriegesellschaft steht dabei jedoch vor einem Dilemma: Einerseits wollen die Menschen der Industrieländer nicht auf ihre Besitzstände und ihre Lebensweise verzichten. Andererseits läuft das Klimaproblem auf die Vernichtung der Menschheit hinaus, wenn die Emissionen weiterlaufen wie bisher. Wie sind diese unvereinbar scheinenden Probleme zu bewerten?
Hinzu kommt: Die Lebensart der Industrieländer wirkt als Vorbild für die Entwicklungsländer, die ihrerseits nach demselben Wohlstand streben, der ihnen vorgelebt wird. Ist es für den Planeten (er)tragbar, wenn die westliche Lebensweise zum globalen Standard wird?
Diese Fragen werden in der industrialisierten Gesellschaft ungern gestellt. Die Medien gehen selten umfassend auf die Problematik ein und die einzelnen Menschen verdrängen sie - vermutlich auch deshalb, weil sie sich nicht in der Lage fühlen, konstruktiv mit der Entwicklung umzugehen bzw. als Einzelner einen wirkungsvollen Beitrag dazu leisten zu können.
Darüber hinaus ist das kapitalistische Wirtschaftssystem, aller Erfahrung und wissenschaftlicher Theorie nach, zum Wachstum gezwungen, um nicht in Krisen mit Massenarbeitslosigkeit und Armut zu verfallen1. Verzicht, so wünschenswert er aus ökologischer Sicht wäre, ist aus ökonomischer Sicht verhängnisvoll. In der Bundesrepublik Deutschland ist die Förderung des Wirtschaftswachstums sogar in der Gesetzgebung verankert.
Es stellt sich die Frage: Wie kann aus diesem Dilemma ausgebrochen werden?
Die Suche nach alternativen Wirtschaftsformen
Natürlich ist es möglich, auf dem Papier oder im Computer neue, völlig andere Wirtschaftsmodelle zu entwerfen, die einem idealen Wirtschaftssystem nahe kommen:
- ökologisch, also die natürliche Umwelt wohlwollend einbeziehend
- krisenfrei, also frei von Arbeitslosigkeit, Rezessionen, Massenkonkursen
- gerecht, also frei von ungerechter Vermögens- und Einkommensverteilung
- fair, also Menschenrechte und die Freiheit des Einzelnen beachtend
Visionäre Utopien sind nützlich, wenn es darum geht, die Vorstellungskraft anzuregen und strategische Ziele zu definieren; Utopien sind jedoch verpönt. Realisierbare Umsetzungen müssen deshalb von der heutigen Situation ausgehen, um Akzeptanz in der Bevölkerung und bei Entscheidern zu finden.
Grundlegend für Änderungen am Wirtschaftssystem, hin zu einer umweltfreundlicheren Wirtschaftsweise, ist es, Alternativen überhaupt denkbar zu machen. Nötig ist es, sich überhaupt auf die Suche nach alternativen Wirtschaftsformen zu begeben und die auf diesem Weg erzielten Erkenntnisse zu verbreiten. Darauf aufbauend können andere den Mut fassen, weitere Alternativen zu erforschen und zu realisieren.
Im Folgenden soll eine alternative Wirtschaftsform vorgestellt, ihre Eigenschaften umrissen und die benötigten Werkzeuge zu ihrer Umsetzung beschrieben werden. Diese Idee einer Wirtschaftsform ist als Vorschlag und als gangbarer Weg zu verstehen, der in seinen Einzelheiten mit tiefergehenden Ausgestaltungen geformt werden muß. Die Beschreibung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und die beschriebene Idee erhebt keinen Anspruch darauf, ideal zu sein. Sie ist jedoch als prinzipielle Erweiterung, Ergänzung und Verbesserung des heutigen Wirtschaftssystems zu verstehen - im besonderen im Hinblick auf eine wohlwollende Einbeziehung der Umwelt.
Regionales Wirtschafteneine regional orientierte Wirtschaftsweise
Eine regional orientierte Wirtschaftsweise widerspricht nicht zwingend dem heutigen Zeitgeist des globalen Warenaustausches. Vielmehr ist eine Regionalisierung als sinnvolle Ergänzung zur Globalisierung zu verstehen, da sie vielfältige Aspekte in das Wirtschaftsleben einbringt, die der kapitalistischen Wirtschaftsweise fehlen. Während der Globalisierungsprozess Rationalisierungen in großem Maßstab beflügelt, fördert regionales Wirtschaften natur- und menschennahe Entwicklungen, die nicht zwingend global konkurrenzfähig sein müssen.
Wie kann solch eine Wirtschaftsweise aussehen? Wie kann sie angestoßen und umgesetzt werden? Welche Wirkungen hat sie?
Bezogen auf die Umweltproblematik soll gleich zu Anfang deutlich gemacht werden: Wenn es gelingt, Wirtschaftsakteure regional zu organisieren und vermehrt lokale Ressourcen zu nutzen, dann verkürzen sich die Transport- und Verkehrswege. Wenn es gelingt, einen Großteil der Güter dort zu produzieren, wo sie verbraucht werden anstatt sie auf der einen Seite des Planeten zu produzieren und auf der anderen zu verbrauchen, so wird eine große Einsparung von verkehrsbedingten Emissionen sichtbar.
Wenn regionales Wirtschaften bedeutet, vor allem auf die lokal vorhandenen Ressourcen zuzugreifen, so werden diese Ressourcen in besonderem Maße bedeutsam: Wie überlebensfähig wäre eine Region noch, wenn die lokalen Ressourcen verschwunden sind? Eine regionale Wirtschaftsorganisation verankert demnach ein Umwelt-Bewußtsein auf interessante Art und Weise - es liegt dann nicht nur aus altruistischen, sondern aus wirtschaftlich-egoistischen Motiven im Interesse der Bewohner, ihre Ressourcen schonend einzusetzen sowie neue Ressourcen auf- und auszubauen. Letzteres ist möglich, wenn der ökonomische Schwerpunkt auf die Verwendung nachwachsender Rohstoffe gelegt wird. Nachwachsende Rohstoffe sind durch den Menschen aktiv förderbar, indem eine größere Pflanzenvielfalt angebaut wird und nach neuen Verwendungsmöglichkeiten für die verfügbaren Natur-Rohstoffe gesucht wird.
Wie nun kann solch eine regionale Wirtschaftsweise umgesetzt werden? Das wichtigste Werkzeug für das regionale Wirtschaften ist Geld: Regionales Geld (Regionalgeld/Regionalwährung). Seit im Jahr 2003 in Prien in Chiemgau (südöstlich von München) die Regionalwährung "Chiemgauer" startete, sind in Europa eine Vielzahl regionaler Währungen gestartet, die als Grundlage für eine regional orientierte Wirtschaftsweise anzusehen sind.
Regionalwährungen wollen die europäische Währung Euro um ein regionales Zahlungsmittel ergänzen. Diese geografisch begrenzten Währungen haben interessante Wirkungen, von denen die wichtigste die folgende ist:
Jeder Erlös in Form von Regionalgeld wird garantiert wieder in derselben Region ausgegeben, in der er erzielt wird.
Das heißt: Regionalgeld-Kaufkraft kann aus seiner Heimatregion nicht abfließen. Die Kaufkraft wird an die jeweilige Region gebunden, was Folgewirkungen zeigt: Jeder Wirtschaftsakteur, der sich für die regionale Kaufkraft öffnet, muss sich in derselben Region Lieferanten suchen, da er die Erlöse nicht außerhalb der Region ausgeben kann. Für die Lieferanten gilt dasselbe: Auch sie müssen sich für ihren Regionalumsatz regionale Geschäftspartner suchen und gegebenenfalls ihre Lieferantenstruktur ändern: Naheliegende Geschäftspartner werden bevorzugt. Dadurch entsteht ein regional organisierter Wirtschaftscluster, ein regional organisiertes Netzwerk. Vorhandene regionale Wirtschaftskreisläufe werden beflügelt, zusätzliche Geschäftsverbindungen entstehen. Durch die räumliche Nähe verkürzen sich die Transport- und Arbeitswege; durch die Dynamik des Regionalgeldes verlagern sich Wertschöpfungsketten in die Region. Was in der Region produziert werden kann, wird tendenziell auch innerhalb der Region produziert - selbst wenn es bislang von weit her importiert wurde.
Neben den Emissions-Einsparungen durch kürzere Transportwege hat diese Umstrukturierung der Wirtschaft den Effekt, dass die Region unabhängiger von Aussen wird. Der Grad der Selbstversorgung steigt und die Grundversorgung der Bevölkerung wird stabiler. Es ist zu vermuten, dass zusätzliche Unternehmen und zusätzliche Arbeitsplätze entstehen - schließlich steht den Wirtschaftsakteuren zusätzlich zum Euro-Markt ein neuer Regio-Markt zur Verfügung; schließlich werden Leistungen und Güter, die bislang importiert wurden, künftig regional produziert2.
Diese Art der Wirtschaftsorganisation läßt nicht nur die Kräfte des freien Marktes zu ("Marktwirtschaftsprinzip"), sie erweitert den unternehmerischen Handlungsspielraum sogar gegenüber den heutigen Möglichkeiten: Die Unternehmen haben die Wahl, welche Währungen sie für ihre Leistungen akzeptieren und in welcher Währung sie welche Zulieferleistung bezahlen. Darüber hinaus berücksichtigt die Erweiterung des Währungsraumes das Subsidiaritätsprinzip und erlaubt eine Demokratisierung des Geldwesens, indem die lokalen Akteure beim Aufbau des regionalen Geldsystems mitentscheiden können.
Wie Regiogeld die dezentrale Energieversorgung mit regenerativen Energien fördert
Eine ideale Erweiterung des regionalen Gedankens ist die Einbeziehung dezentraler Energiemodelle. Wenn sich eine Region mit jenen Gütern und Dienstleistungen selbst versorgt, mit denen sie sich selbst versorgen kann, wieso sollte dies auf Primärenergie nicht ebenfalls zutreffen? Wieso sollte die Abhängigkeit von endlichen fossilen Energieträgern bestehen bleiben? Vielmehr wird durch den Einsatz von Regionalwährungen ein Anreizsystem geschaffen, regionale Energieträger nutzbar zu machen und eine dezentrale Energieversorgung auf Basis von Biomasse, Solartechnik, Wind- und Wasserenergie und anderen erneuerbaren Energieträgern aufzubauen.
Wieso wirkt eine Regionalwährung als Anreizsystem, um alternative Energieformen aufzubauen?
- Alle Wirtschaftsakteure brauchen Energie.
- Regionalgeld kann nur regional ausgegeben werden, das heißt: Wirtschaftsakteure mit Regionalgeld-Umsatz haben Bedarf nach regional produzierter Energie.
- In den meisten Regionen ist Energie nicht durch fossile Energieträger produzierbar. Die einzige Möglichkeit, regional Energie zu produzieren ist deshalb, lokal verfügbare, regenerative Energieträger zu nutzen.
Daraus folgt: Allein die Verwendung einer Regionalwährung implementiert Anreize im Wirtschaftssystem, die es für Wirtschaftsakteure sinnvoll machen, eine dezentrale Energieversorgung auf Basis regenerativer Energie aufzubauen.
Die Energieversorgung den Regionen in Selbstorganisation zu überlassen, fördert die Unabhängigkeit der Regionen von den endlichen Energieträgern und trägt zugleich dazu bei, die umweltschädigenden "alten" Energieträger durch regenerative Energien zu ersetzen. Ein Zahlungsmittel, um den Austausch zwischen lokalen Energieproduzenten und Energieverbrauchern zu gewährleisten, stünde mit den Regionalwährungen zur Verfügung.
Ein Problem für diesen Ansatz findet sich in der Technologie: Es muss gewährleistet werden, dass die benötigten Technologien für die dezentrale Energieversorgung jeder Region zugänglich sind. Bestünden beispielsweise Monopole auf die Herstellung von Solarzellen oder Biomassekraftwerke, so könnte der regionalen Ansatz mangels Technologien und Maschinen scheitern.
Den lokalen Akteuren muss Wissen verfügbar gemacht werden, speziell über technologische und organisatorische Elemente, die in den regionalen Gedanken integrierbar sind: mittlere Technologien, die weder zu groß noch zu klein für den regionalen Ansatz sind3. Hierbei sollte hinterfragt werden, inwieweit das protektionistisch wirkende Patentsystem zugunsten offener Konzepte aufgehoben werden sollte.
Die Rolle der Landwirtschaft und die Suche nach nachwachsenden Rohstoffen
Die Landwirtschaft würde in einer regional orientierten Ökonomie eine größere Rolle einnehmen, als dies heute der Fall ist. Nicht nur, dass regional und biologisch orientierte Lebensmittel eine besondere Nische im regionalen Markt finden werden, die Suche nach regional verfügbaren Rohstoffen wird besonders auf die Landwirte zurückwirken: Sie sind es, die die künftigen Rohstoffe produzieren werden, denn sie wachsen auf ihren Feldern. (Und: Wo fehlender Bergbau nicht zur Förderung neuer Rohstoffe beitragen kann, wird Recycling der vorhandenen Ressourcen bedeutsamer.) Neue Pflanzensorten, wie Miscanthus (Chinagras) oder Hanf, könnten die Basis für neue regionale Industrien stellen.
Am Beispiel von Hanf soll verdeutlicht werden, wie die Verbindung zwischen regionaler Wirtschaftsweise und Verwendung nachwachsender Rohstoffe innovative Prozesse anstoßen kann. Hanf ist eine einjährige Pflanze, die bis zu 4 Meter hoch wird und fast überall wächst. Die langen Fasern wurden bereits seit Jahrhunderten zur Herstellung von Stoffen und Papier genutzt. Hanf stellt damit eine Alternative zum Abholzen jahrhundertealter Wälder oder zum chemie-intensiven Baumwollanbau dar. Die ölhaltigen Samen finden Verwendung als Nahrungsmittel oder können zu Öl gepresst die Grundlage für regional angebaute Treibstoffe stellen. Die Pflanzenreste eignen sich als Dämm- und Baumaterial und als Biomasse für regionale Biomassekraftwerke. Die Wirkstoffe des Hanfes sind Rohstoffe für eine regionale pharmazeutische und chemische Industrie4.
Darüber hinaus befinden sich Technologien in der Entwicklung, die unter dem Motto "grow your house " (Bau dein Haus an) stehen. Das Projekt bietet der Bevölkerung in Südafrika eine regionale, nachhaltige Entwicklung und ermöglicht gleichzeit die CO2-Emissionen beim Hausbau um bis zu 90% zu senken: Indem Häuser gebaut werden, die nahezu vollständig aus Hanf bestehen5.
Die Koexistenz von Mensch und Natur mit Wirtschaft und Kultur
Regionales Wirtschaften betont die Bindung des Menschen an seine direkte Umwelt. Der Prozess der Herstellung von Gütern und Dienstleistungen rückt näher an den Menschen und wird für ihn transparenter und beeinflussbarer. Dass die Namen der heutigen Regionalwährungen oft eng mit landschaftlichen/geografischen Gegebenheiten verknüpft sind, fördert die Identifizierung der Menschen mit ihrer Region:
- Chiemgauer im Chiemgau*Lausitzer in der Lausitz
- Waldviertler im Waldviertel/Nieder-Österreich
- Havelblüte in Potsdam
- Urstromtaler in Sachsen-Anhalt
- Elbtaler in Dresden
Die Größe der Regionen orientiert sich an den wirtschaftlichen Gegebenheiten. So ist es sinnvoll, die regionale Wirtschaftsgröße an kulturellen oder landschaftlich-natürlichen Räumen zu orientieren, wie dies beispielsweise im Chiemgau ("Chiemgauer") angedacht oder in der Lausitz ("Lausitzer") geplant ist. Andererseits kann es je nach Region notwendig sein, sich an wirtschaftlichen Gegebenheiten zu orientieren. So ist es zur Versorgung von Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München nötig, die umliegenden ländlichen Gegenden einzubeziehen: Denn es ist die (ländliche!) Landwirtschaft, die Lebensmittel für Stadt und Land zur Verfügung stellt.
Regionales Wirtschaften heißt, aus der Natur bekannte Phänomene als Vorbild zu nehmen, wie die Ökonomie gestaltet werden kann:
- auch die Natur bevorzugt lokale verfügbare Ressourcen gegenüber weit entfernten: Pflanzen finden ihre Nahrung im Erdreich unter sich, Tiere in ihrer unmittelbaren Umgebung
- symbiotische Verbindungen zwischen Arten in der Natur sind vergleichbar mit der arbeitsteiligen Kooperation im menschlichen Wirtschaftssystem
- je nach lokalen Gegebenheiten (in der Wüste anders als am Amazonas) entwickelt sich in der Natur eine Vielfalt der Arten - in einer regional orientierten Ökonomie kann sich die kulturelle Vielfalt der Regionen erhalten
Darüber hinaus berücksichtigt eine regionale Wirtschaftsweise in besonderem Maße, daß die lokalen Ressourcen in erster Linie den Einwohnern der jeweiligen Region zustehen. (Stichworte: Südamerikanischer Urwald, Öl im Nahen Osten usw.)
Trotz aller kleinräumiger Organisation sollte nicht aus den Augen verloren werden, dass auch die Regionen Teil eines Größeren sind. Als (politische) Vision wird deshalb die Idee eines Europa der Regionen angeboten.
Wichtige Begleit-Aktivitäten
Eine Änderung des Wirtschaftssystems ist eine notwendige Bedingung, allein durch sie ist eine Verbesserung der Umwelt jedoch nicht zu erwarten. Egal welche Änderungen unser Wirtschaftssystem vollzieht: Die Aufklärung der Bevölkerung über die Zusammenhänge zwischen menschlicher Lebensweise und Umweltschäden ist wichtig. Jeder Mensch muss begreifen, dass sein eigener Lebensstil mitverantwortlich für die Entwicklung der Umwelt ist. Und es muss begriffen werden, dass das eigene Handeln nicht alternativlos ist, sondern in der Entscheidung jedes einzelnen liegt: Was er konsumiert, wo er konsumiert und wie er sich in seiner sozialen Umwelt engagiert.
Neben der Strategie, die Emissionen einzudämmen, die zum Klimawandel beitragen, sollte eine zweite Strategie sein, CO2-Senken aufzubauen. Als "CO2-Senken" werden Möglichkeiten bezeichnet, Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre zu binden. Jede Pflanze tut dies beim Wachstum: Um zu wachsen benötigt sie Kohlenstoff, den sie in Form von Kohlendioxid aus der Luft aufnimmt. Wälder sind sehr große CO2-Senken, da sie viel Kohlenstoff speichern, doch auch jede andere Pflanze hilft, Kohlendioxid zu binden. Als begleitende Maßnahme sollten deshalb Aufforstungen gefördert werden, in die die Bevölkerung direkt eingebunden werden kann. Die Begrünung von Städten und Dörfern hilft nicht nur, das Wohnumfeld zu verschönern, sondern trägt auch dazu bei, die Luft zu reinigen, Kohlendioxid zu binden und Wärmespeicher zu isolieren.
Da viel Sonnenenergie durch menschlichen Bauten absorbiert und in Wärme umgewandelt wird oder Heizwärme aus Gebäuden nach aussen dringt, tragen auch Straßen, Häuser und andere Bauten sicherlich zu einem Teil zur Erwärmung ihrer direkten Umwelt und damit zur globalen Gesamterwärmung bei. Gebäude, die grün bewachsen sind, sind besser gedämmt und können weniger Sonnenstrahlung absorbieren.
Fazit
Der Klimawandel folgt einer Ursache-Wirkungs-Kette:
Verkehr, Industrie, Landwirtschaft -> Emissionen -> Erwärmung -> Klimawandel
Um die Entwicklung abzubremsen, muss das menschliche Wirtschaftssystem so geändert werden, dass Emissionen verhindert werden. Eine regional orientierte Wirtschaftsweise kommt diesem Ideal näher, indem sie die Transportwege verkürzt. Der Einsatz regionaler Währungen fördert die Verwendung lokaler Ressourcen. Durch Regionalgeld kann ein Anreizsystem implementiert werden, welches lokal verfügbare, regenerative Energien fördert. Darüber hinaus sollte der Aufbau von CO2-Senken vorangetrieben und die Menschen über ihre individuelle Verantwortung gegenüber ihrer Umwelt aufgeklärt werden.