SUVs: Botschaft von Rücksichtslosigkeit, Herrschsucht und vermeintlicher Überlegenheit

Trend zu den den überdimensionierten und übermotorisierten Spritfressern ist trotz ausgerufener Verkehrswende immer noch ungebrochen

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Die Klimadebatte hat Fahrt aufgenommen. CO2-Steuer, Kohleausstieg, E-Mobilität, Verkehrswende, fleischarme Ernährung, Einhaltung der Abkommen von Tokio und Paris - die Bewegung Fridays For Future hat dafür gesorgt, dass diese Themen an die Spitze des öffentlichen Interesses gerückt sind. Die Politik lässt sich inzwischen dazu herab, das Anliegen des Klimaschutzes als berechtigt anzuerkennen. Die Aktivistin Anna beäugt das Ergebnis auf der Webseite von FFF: #6MonateNixPassiert. Also streiken die Jugendlichen weiter.

In dieser durch die Sommersonne weiter aufgeheizten Situation übertreffen sich Parteien und Unternehmen mit Ankündigungen, wie sie die Zukunft nun aber wirklich umweltfreundlicher gestalten wollen. Aber am Status Quo wollen sie nichts ändern. FFF hat recht: nix passiert.

So versucht VW-Chef Herbert Diess etwa die TV-Gemeinde zu beeindrucken. 30 Milliarden - man stelle sich vor: 30 Milliarden! - will VW in die Produktion von Elektroautos investieren. Auf jeden kritischen Einwand hat er eine imponierende Antwort: Da haben wir ein Projekt, dort machen wir schon was, dann gehen wir 2020 in die Vollen. Nur der Ist-Zustand - keine Hardware-Nachrüstungen für Diesel, kein Abbau der steuerlichen Vergünstigungen, keine Geschwindigkeitsbegrenzungen -, der ist halt so und übrigens gar nicht mal so schlecht, findet Diess.

Dass sich tatsächlich bisher nichts ändert, zeigen beispielsweise die Zahlen für die euphemistisch als SUV bezeichneten Panzerwagen, die den deutschen KfZ-Markt unaufhaltsam erobern. Fünfeinhalb Millionen sind in Deutschland zugelassen bei insgesamt 47 Millionen PKWs. Knapp eine Million SUVs und damit fast jedes dritte neu zugelassene Auto waren es allein 2018. Der Trend zu den überdimensionierten und übermotorisierten Spritfressern ist immer noch ungebrochen. Sie symbolisieren die trotzige Uneinsichtigkeit einer privilegierten Minderheit gegenüber allen Fragen des Umweltschutzes. Aber sie sind nicht nur ein Symbol, sondern eine reale Gefährdung auf den Straßen, eine Bedrohung für Radfahrer, ein Angstmacher für Kinder und Rentner und eine Unverschämtheit auf den Parkplätzen.

Niemand benötigt in Städten und Gemeinden ein solches Gefährt, um sich sicher, bequem, individuell und angemessen schnell fortzubewegen. Ihr eigentlicher Kern ist die Botschaft von Rücksichtslosigkeit, Herrschsucht und vermeintlicher Überlegenheit, die ihre Besitzer mit dem kolossalen Design des Geräts senden wollen. Asoziale Bedürfnisse triumphieren über Verkehrssicherheit und Vernunft. Um sie zu befriedigen, werden Heerscharen von Ingenieuren, Entwicklern, Facharbeitern und PR-Leuten beschäftigt. Das nennt man eine Fehlentwicklung von Produktivkräften. Aber beim SUV stimmt eben die Gewinnmarge.

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Die Auseinandersetzung mit diesem schädlichen Konsumgut und der damit einhergehenden Käufermentalität ist überfällig. Sie findet zur Zeit vornehmlich auf lokaler Ebene statt. In einigen Kommunen wird über ein Fahrverbot diskutiert, andernorts finden, von niemandem koordiniert, Aktionen statt. Auf dem Kurfürstendamm in Berlin forderten Demonstranten des Jugendrats der Generationen Stiftung "No SUV". Die Fahrzeuge müssten einen Gefährdungshinweis wie auf Zigarettenpackungen erhalten.

Eine individuell gestartete Petition (ohne parteipolitische Bezüge, wie der Autor dieser Zeilen bezeugen kann, der zu den Unterzeichnern gehört) verlangt "eine Klima- und Sicherheitsabgabe in Höhe von 50 Prozent auf den Bruttokaufpreis" eines SUV. Städte und Gemeinden sollen dabei unterstützt werden, "den Gebrauch von Geländewagen und SUVs in ihren Einzugsbereichen möglichst bald zu untersagen". Wer rasch unterschreibt, kann sich später rühmen, zu den ersten tausend Unterstützern zu gehören.

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