Schneekatastrophe in Frankreich
Nach dem Wintereinbruch im November warten 330.000 Franzosen auf Strom - ein Mann starb
Meteorologisch gesehen beginnt der Winter in Frankreich erst am 1. Dezember - tatsächlich gesehen ist er mit 30 bis 50 cm Neuschnee an einem Tag zumindest im Südosten des Landes schon da. In der Gegend von Grenoble herrschen deshalb bei der sonst eigentlich zuverlässigeren französischen Bahn SNCF deutsche Verhältnisse (vgl. Schaden in der Oberleitung): Es gehen weder Züge nach Lyon, noch nach Valence oder Veynes.
Trotzdem riefen die französischen Behörden die Bewohner dieser Gegend dazu auf, heute nicht mit dem Auto zu fahren. Nicht aus ideologischen Gründen, sondern weil der Schnee auch dafür sorgte, dass viele Lastwagen liegenblieben, weshalb mehrere wichtige Straßen gesperrt sind. Ein Autofahrer über 60, der sich gestern Abend in der Umgebung von Bourgoin-Jallieu einen Weg für sein Fahrzeug bahnen wollte, wurde dabei Opfer eines am Straßenrand stehenden Baums, der die Schneelast nicht mehr trug und umstürzte.
Keine Prognose, wann die Elektrizitätsversorgung wieder funktioniert
Andere überlastete Bäume stürzten auf zwei Hochspannungsleitungen, weshalb in den Départements Drôme, Isère, Rhône und Ardèche für etwa 330.000 Haushalte der Strom ausfiel. Der Energieversorger Enedis arbeitet zwar nach eigenen Angaben trotz der anhaltenden Schneefälle daran, die Versorgung wiederherzustellen, wagt aber angesichts des "außergewöhnlichen" Ereignisses mit "erheblichen Schäden" keine Prognose, wann das der Fall sein wird.
Weil in vielen Häusern mit Strom geheizt wird, müssen sie bei sehr niedrigen Temperaturen ohne künstliche Wärmequelle auskommen. Aber auch andere Heizungen mit anderen Energieträgern funktionieren heutzutage häufig nicht, wenn der Strom zur Steuerung fehlt. Relativ fein raus sind nur diejenigen, die in ihren Wohnungen einen Ofen stehen haben, der sich mit Holz befeuern lässt. Dass so ein Ofen auch viel Feinstaub ausstößt (vgl. "Reichenfeinstaub") dürfte den Bewohnern betroffener Gegenden in solchen Fällen eher als nachrangiges Problem erscheinen.
Haben sich die Akkus beim Warten in den Hotlines von Energieversorgern oder Behörden entladen, können sie den in mehreren hunderttausend Jahren Menschheitsgeschichte bewährten Brennstoff auch dazu nutzen, Strom zu erzeugen und ihre Mobilgeräte wieder in Gang zu setzen. Dazu reichen wasserkochergroße Mini-Öfen mit USB-Port, in denen sich Zweige verbrennen lassen (vgl. Wenn das 19. das 21. Jahrhundert trifft).
In Österreich hat sich die Lage entspannt
In den österreichischen Bundesländern Steiermark, Kärnten, Tirol und Salzburg hat sich die Lage nach den starken Schneefällen am Mittwoch inzwischen entspannt. Auch hier war es zu Stromausfällen wegen gerissener Leitungen gekommen. Allerdings waren deutlich weniger Haushalte betroffen als in Frankreich. Um ihre Zahl zu begrenzen, unterzogen ein Black Hawk S70, ein Agusta Bell 212 und andere Hubschrauber unterwegs, besonders belastete Bäumen in der Nähe wichtiger Infrastrukturelemente einem "Downwash": Sie entfernten den Schnee mit dem Wind, den ihrer Rotorblätter machten.
Zu Straßensperrungen kam es trotzdem - auch wegen zeitweiser Lawinengefahr. Manche Schüler konnten deshalb zu Hause bleiben - einige bis Donnerstag, andere bis heute. Elektronischer Ersatzunterricht wird in der Alpenrepublik bislang kaum angeboten - anders als in den regelmäßig besonders schneesturmgeplagten Gegenden der USA (vgl. Autofahrverbot in New York und USA: Online-Unterricht wegen Rekordkälte und Schnee).
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