Schröders Endspurt - ohne SPD
In den letzten Tagen und Stunden vor der Wahl scheinen die Wahlstrategen der Sozialdemokraten ihre Partei vollends hinter dem Kanzler zu verstecken. Bei der CDU tauchte zeitweise Kanzlerkandidatin Merkel unter - zumindest auf der CDU-Homepage
Post von „Gerhard Schröder, Bundeskanzler“. Per Postwurfsendung wendet sich der mutmaßlich scheidende Regierungschef am Tag vor dem Urnengang an die „Lieben Wählerinnen und Wähler im Wahlkreis Rosenheim“. In dem einseitigen Brief warnt Schröder vor „Kopfpauschale, Mehrwertsteuererhöhung, volle Besteuerung der Schichtarbeit“ und weiterer „Unvernunft“ einer vermeintlich künftigen Regierungskoalition aus „CDU/CSU und FDP“. Und was hat die SPD zu bieten? Davon ist in dem mit Faksimile unterschriebenen Schröder-Brief nichts zu lesen. Kein Wort zum eigenen Wahlprogramm, sondern ausschließlich Attacken gegen den politischen Gegner. Überhaupt - wo bleibt die SPD? Kein Logo im Briefkopf. Im gesamten Text wird die Partei nur einmal genannt. Da bittet Schröder um die „Zweitstimme für die SPD“, damit er seinen Kurs „für ein starkes soziales Deutschland“ fortsetzen könne.
Der bislang ohnehin stark auf den Kanzler ausgerichtete Wahlkampf der Sozialdemokraten scheint in den letzten Tagen und Stunden vor der Wahl zu einer Einmannveranstaltung des Spitzenkandidaten geworden zu sein. Bei Aufruf der offiziellen SPD-Wahlkampfplattform im Internet startet gleich ein Videoclip mit hehren Worten Schröders „dafür stehe ich“ - auch hier kommt Schröder nicht einmal der Name seiner Partei über die Lippen. Erst ganz am Ende wird kurz das Partei-Logo eingeblendet. Auf der Homepage musste man zeitweise schon recht weit nach unten „scrollen“, bevor man in einer Überschrift „SPD“ entdeckte. Es scheint gerade so, als wollten die Wahlstrategen die Partei vollends hinter dem Kanzler verstecken, nach dem Motto: „Wer Schröder wählt, stimmt noch längst nicht für die SPD“.
Bei der CDU tauchte dagegen tagelang Angela Merkel unter - zumindest auf der offiziellen Homepage zum Wahlkampf. Nicht die Kanzlerkandidatin, sondern die Ministerpräsidenten Klaus Althaus (Thüringen) und Roland Koch (Hessen) waren bis Samstagmorgen „Aufmacher“. Mit der überraschenden Mitteilung, dass sie - genau wie die anderen CDU-Landesfürsten - Angela Merkel unterstützen wollen, hatten sie nun wirklich für einen echten „Wahlcoup“ in vorletzter Minute gesorgt.