Silicon Valley: Übertriebene Erwartungen
Seite 2: Digitaler Kapitalismus: Gefahr droht von vielen Seiten
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Mit der einsetzenden Wirtschaftskrise stellt sich die Rentenorientierung von Big Tech als Schwäche heraus. Im Prinzip nichts Neues: die finanzielle Blase, die sich um die Technologiefirmen herum gebildet hatte, platze beispielsweise im Jahr 2000 in der sogenannten dot-com-Krise.
In Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise 2008 senkten dann die Zentralbanken der frühindustrialisierten Länder die Leitzinsen so lange und so tief wie nie zuvor und fluten die Märkte mit Liquidität. Bis zum jüngsten Inflationsschub fluteten sie die Finanzmärkte mit billigem Geld, wovon insbesondere die Aktienkurse, Risikokapital und Vermögensbesitzer profitierten.
Der Aufstieg eines Investors wie Elon Musk wäre ohne diese fortgesetzte Politik des billigen Geldes unmöglich gewesen. 1999 gründete er ein Unternehmen, das Zahlungen übers Internet abwickelte, und verkaufte es an Paypal.
Dieses Unternehmen ging erst nach der Dot-Com-Krise an die Börse und wurde zeitweise von Ebay aufgekauft. Musk wurde in der Folgezeit reich und immer reicher durch Unternehmenskäufe und Aktienoptionen.
Laut dem US-Magazin Forbes erhielt er im Jahr 2020 elf Milliarden US-Dollar in Form von Aktien von Tesla. Allerdings erzielte der Autohersteller im Zeitraum zwischen der Gründung im Jahr 2003 und dem Jahr 2020 keinen Gewinn.
Immerhin konnte das Unternehmen die Menge der verkauften hochpreisigen Elektrofahrzeuge zwischen 2016 und 2020 von 76.000 auf 499.000 Stück steigern. Dieser Achtungserfolg rechtfertigte aber in keiner Weise die Bewertung durch die Finanzmärkte.
Der Volkswagen-Konzern beispielsweise verkaufte im Jahr 2020 9,3 Millionen Autos, also die 18-fache Stückzahl von Tesla. Die Marktkapitalisierung lag dennoch deutlich unter der von Tesla; zeitweise war VW nur ein Sechstel von Musks Firma wert.
Nach wie vor macht Tesla einen großen Teil seines Gewinns dadurch, dass andere US-Autohersteller Emissionszertifikate aufkaufen müssen. Diese Zertifikate erhält Telsa kostenlos, weil die Elektroautos nach geltendem US-Recht als emissionsfrei gelten, obwohl für deren Herstellung gewaltige Mengen fossiler Brennstoffe nötig sind und jede Menge Treibhausgas freigesetzt wird.
Bis zum Jahr 2020 macht Tesla Verluste im Kerngeschäft Fahrzeugverkauf. Seitdem ist dieser Bereich zwar profitabel, aber die Gewinne sind im Vergleich zum Umsatz bescheiden.
Kurz: Elon Musks Reichtum beruht auch auf einer irrationalen Umweltpolitik und dem steten Anschwellen der Finanzmärkte. Nun droht Gefahr von vielen Seiten: revoltierende Investoren, sinkende Aktienkurse, mögliche Gesetzesänderungen. Sein Imperium könnte wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Darum tut er, was er tut.