Simbabwe setzt die Gültigkeit seiner Währung aus
Das Land hatte Gelddrucken als notwendig und alternativlos zur "Stabilisierung der Wirtschaft" gerechtfertigt und damit eine Hyperinflation erzeugt
Im letzten Jahr lag die Inflationsrate in Simbabwe bei 11,2 Millionen Prozent. Nun sollen Fremdwährungen wie der US-Dollar und der südafrikanische Rand als Zahlungsmittel dienen. Bereits im Januar hatte die Regierung der ehemaligen "Kornkammer Afrikas" den Gebrauch von Parallelwährungen weitgehend legalisiert. Vor allem der Rand spielte bereits vorher inoffiziell eine sehr wichtige Rolle, weil er von zahlreichen Gastarbeitern im südlichen Nachbarland verdient und in die Heimat verbracht wird.
Die alte Landeswährung soll der örtlichen Zeitung Sunday Mail zufolge mindestens ein Jahr lang aus dem Verkehr gezogen werden und erst dann wieder ihre Gültigkeit bekommen, wenn sich die Industrieproduktion des Landes von derzeit 20 auf 60 Prozent der Kapazitäten verdreifacht hat. Mit dieser Maßnahme musste auch Wirtschaftsminister Elton Mangoma eingestehen, dass der Simbabwe-Dollar derzeit keinerlei Deckung aufweist.
Die Regierungspresse hatte noch in der letzten Woche das Gelddrucken als angeblich unvermeidliche Maßnahme zur Stabilisierung der Wirtschaft verteidigt. Danach hätten die Maßnahmen, zu denen nun auch die USA greife, Simbabwe lediglich "vor dem Zusammenbruch gerettet". Gideon Gono, der Zentralbankchef von Simbabwe zeigte sich noch im März mit der Auffassung, dass das Drucken von Geld nicht zur Inflation führe und fühlte sich jetzt durch den IWF bestätigt, der den USA zu solch einer Politik riet. Deshalb, so Gono, sei er zur Auffassung gelangt, dass Gott ihn durch die weltwirtschaftlichen Geschehnisse "verteidigen" würde.
Obwohl Vertreter des Mugabe-Regimes behaupten, das Drucken von Geld hätte die Wirtschaft "stabilisiert", spricht einiges dafür, dass die Entwicklung ohne diese Maßnahme nicht schlechter laufen hätte können: Nicht nur, dass die Produktion auf einen Bruchteil der Kapazitäten sank - die Arbeitslosigkeit liegt angeblich bei über 80 Prozent, Wasserversorgung und Gesundheitssystem sind weitgehend kollabiert. Im letzten August brach eine Cholera-Epidemie aus, der nach Angaben der WHO bisher etwa 4.000 Menschen zum Opfer fielen. Mittlerweile breitet sich – begünstigt durch die schlechte Ernährungslage großer Bevölkerungsteile – auch die Tuberkulose rapide aus.
Außerhalb Simbabwes gelangte man deshalb auch zu teilweise deutlich anderen Erwartungen, was die Folgen der US-Geldpolitik betrifft. Dort werden der kontinuierlich steigende und seit 2006 geheim gehaltene Anstieg der Geldmenge unter George W. Bush, die immensen Konjunkturprogramme, die Schuldübernahme von Banken und das ohne ersichtliche wirtschaftliche Deckung gedruckte Geld, mit dem die Federal Reserve Bank im März Staatsanleihen aufkaufte, durchaus als Weg in eine Inflation gesehen, deren Geschwindigkeit und Ausmaß möglicherweise nicht mehr zu kontrollieren sein werden.
Als Hauptverantwortlicher für die Geldpolitik Simbabwes gilt allerdings nicht Gideon Gono, der seit 2003 Notenbankchef ist, sondern Staatschef Robert Mugabe, der das Land seit 1980 regiert. Der Shona konnte sich im Kampf um das koloniale Erbe gegen den Ndebele Joshua Nkomo durchsetzen. Während Nkomo von der Sowjetunion präferiert wurde, förderten die USA und China Mugabe. Erst seit kurzem muss sich der langjährige Herrscher, der im letzten Jahrzehnt auch beim Westen in Ungnade fiel, die Macht mit dem ehemaligen Oppositionsführer Morgan Tsvangirai teilen.