Skandalpolitiker Kahrs fordert Finanzministerium für SPD
Der Hamburger Abgeordnete machte 1992 als Telefonunhold Schlagzeilen
Derzeit sprechen Politiker von CDU und CSU mit solchen anderer Parteien über die Bildung einer Koalition. Johannes Kahrs, der Sprecher des Seeheimer Kreises in der SPD meldete in der Tageszeitung Die Welt für den Fall solch einer Zusammenarbeit den Anspruch seiner Partei auf das Bundesfinanzministerium an.
Kahrs ist in der SPD kein Unbekannter – allerdings machte er bislang vor allem durch Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam. Dass er trotzdem Karriere machen konnte und heute als durchaus einflussreicher Abgeordneter gilt, wirft nicht nur ein bezeichnendes Bild auf Parteien, in denen solche Karrieren möglich sind.
Mithilfe des Internet Archive findet man Zeitungsartikel aus den 1990er Jahren, in denen es heißt, dass Kahrs als achtundzwanzigjähriger Jurastudent durch eine Fangschaltung als Telefonunhold enttarnt worden sei. Angeblich habe er wiederholt nachts bei seiner damaligen Juso-Konkurrentin Silke D. angerufen und diese anonym mit Äußerungen wie "Ich krieg' dich, du Schlampe" bedroht. Bitten an Kahrs, dazu Stellung zu nehmen, blieben bislang trotz Fristsetzung unbeantwortet.
Nachdem er sich den Berichten nach entschuldigte, 800 Mark an UNICEF spendete und die Gerichtskosten beglich, landete der vom CDU-Politiker Ole von Beust anwaltlich vertretene Kahrs in jedem Fall im Bundestag – und Silke D. trat aus der SPD aus. Im Parlament platzierte sich der Hamburger erst im Verteidigungsausschuss und später im Haushaltsausschuss, wo er sich besonders für den Wehretat interessierte.
Der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge nahm der Kreisverband des Politikers mehrfach Spenden von Rüstungsfirmen wie Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann an, die "knapp unter der veröffentlichungspflichtigen Grenze von 10.000 Euro" lagen. Kahrs meinte dazu, die Spenden seien legal. Andere Abgeordnete warfen ihm laut FAZ vor, dass der Hamburger "im Haushaltsausschuss manche Projekte so lange [blockiere], bis er erreicht habe, dass bestimmte Firmen an ihnen beteiligt würden". Auch zu diesen Vorwürfen blieben Anfragen von Telepolis an Kahrs bislang ohne Reaktion.
In der SPD gilt der Sprössling eines Justizsenators und einer Bildungssenatorin heute als durchsetzungsstarker Politiker. Wie weit er beim Durchsetzen geht, ist Gegenstand von Spekulationen. Der Spiegel und andere Medien berichteten 2008, dass ihm von "Teilen der Hamburger SPD" ein heimlicher aber sehr erfolgreicher Putsch gegen seinen innerparteilichen Widersacher Niels Annen "unterstellt" werde. Auch dazu gibt es keinen Kommentar von Kahrs.
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