Smart City: Schöne neue Stadt
Fujisawa Sustainable Smart Town gibt einen Ausblick auf die Zukunft des städtischen Wohnens: mit Elektroautos, Community-Plattformen, intelligenten Straßenlaternen und einem Netz von Kameras
In einem Außenbezirk von Tokio wurde heute eine neue Modellsiedlung unter dem Namen Fujisawa Sustainable Smart Town (Fujisawa SST) eröffnet. Errichtet wird die Siedlung von einem Konsortium aus 18 Firmen, das vom Panasonic-Konzern angeführt wird. Die smarte Siedlung soll bei ihrer Fertigstellung im Jahr 2018 etwa 1000 Haushalte umfassen und neuartige Wohnformen erforschen, die durch Technologie unterstützt werden.
Die in Fujisawa angebotenen Dienste sollen wesentliche Lebensaspekte abdecken, etwa Energieversorgung und Mobilität. So soll es beispielsweise Elektroautos, E-Bikes und Car-Sharing-Modelle geben, die zentral gemanagt werden. CO2-Emissionen sollen um 70 Prozent, der Wasserverbrauch um 30 Prozent reduziert werden - wobei die Vergleichswerte von den Betreibern mit Zahlen aus den Jahren 1990 respektive 2006 eher konservativ angesetzt sind. Sensoren sollen dafür sorgen, dass Straßenlaternen nur dann mit voller Leistung leuchten, wenn sie auch Verkehrsteilnehmer orten. Darüber hinaus sind die Häuser mit Brennstoffzellen und Lithium-Ionen-Akkus ausgestattet, was gewährleisten soll, dass Haushalte Energie für mindestens für drei Tage speichern können. Im Hintergrund stehen die Erfahrungen von Fukushima, das in der Projektbroschüre als "Great East Japan Earthquake" firmiert.
Den sozialen Aspekt des Wohnens, der insbesondere in Großstädten wie Tokio eher mit Anonymität assoziiert wird, will Fujisawa SST durch eine Reihe von Projekten fördern, etwa durch spezielle Einrichtungen, in denen ältere und jüngere Bewohner gezielt zusammengeführt werden. Auch die elektronische Vernetzung aller Einwohner soll dazu einen Beitrag leisten und über eine SOY LINK genannte Online-Plattform zum Beispiel das Verleihen von Gegenständen vereinfachen. Um die Bewohner bei der Führung eines "nachhaltigen und intelligenten Lebensstils" zu unterstützen, geben die Betreiber ihnen ein elektronisches "Lifestyle Book" an die Hand, dessen Inhalt sich unter der Mitwirkung der Community im Lauf der Zeit verändert. So soll sich in Fujisawa SST ein Lebensstil entwickeln, der es den Einwohnern erlaubt, dort ihr ganzes Leben zu verbringen, bis ins hohe Alter.
Ein wesentlicher Bestandteil des Fujisawa Smart Town ist das Sicherheitskonzept, das sich explizit von klassischen Gated Communities abhebt, in denen echte Gatter auch den vermeintlich Geschützten ein Gefühl des Eingesperrtseins verschafft. Stattdessen will die smarte Siedlung ein "virtual gate town" sein, der durch Patrouillen, Beleuchtung und Kameras für Sicherheit sorgt.
Fertiggestellt wurde jetzt das Fujisawa SST SQUARE, die Management-Zentrale des Smart Town, die sich um die Informationssysteme, aber auch die Energieversorgung des Komplexes kümmert. Im Dezember soll mit der Shonan T-SITE ein Einkaufszentrum eröffnet werden, das mit einem Fokus auf Magazine und Bücher auch als eine Art Kulturzentrum fungieren soll. Das gesamte Projekt soll umgerechnet etwa 400 Millionen Euro kosten.