So kommentiert der Deutsche, der Deutsche kommentiert so
Seite 2: Das ZDF, Sandro Wagner und die Katar-WM: Ballaballa, Bademäntel!
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Sport und Politik, die beiden werden in Deutschland keine Freunde mehr. Die beiden haben sich 1936 in Berlin auseinandergelebt und seither nie wieder zusammengefunden. Das zeigte sich am gestrigen Sonntag bei der ZDF-Übertragung des Spiels der WM-Männermannschaften aus Spanien und Deutschland in Minute 79. Da lief es für die Deutschen nicht so gut, was das ZDF-Sportstudio später beschwichtigend als "emotionale Phase" des Spiels beschrieb.
Co-Moderator Sandro Wagner wirkte da schon deutlich ernüchtert über "seine" Mannschaft und verarbeitete das in einem seither hitzig diskutierten Kommentar über die Gastgeber: "Vorhin habe ich gedacht, die ganze Kurve ist voller Deutschland-Fans. Dann habe ich erst gemerkt, das sind die katarischen Bademäntel." Höhö, *schenkelklopf*, *bierbestell*.
Wagner hat damit nicht nur eine neue Seite im Wälzer deutscher Polit-Fauxpas im Sport geschrieben. Er hat auch das latente Unvermögen dieser Nation bewiesen, mit Niederlagen jeder Art adäquat umzugehen. Und mit Siegen, wie der "Gaucho-Tanz" deutscher Nationalspieler im Sommer 2014 vor dem Brandenburger Tor gezeigt hat. Die Deutschen sind eben Allrounder, die können alles: schlecht verlieren, schlecht unentschieden spielen und schlecht gewinnen.
Wagner, die alte Badelatsche, befand sich im vermutlich weisungsgemäß reumütigen ZDF jedenfalls in guter Gesellschaft. Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein sah Miroslav Klose dort ja einst auf dessen "innerem Reichsparteitag". Und auch fernab der großen Kameras singt der Kapitän der deutschen Nationalelf schonmal Lieder kroatischer Faschisten und brüllt ein Hamburger Oberligafunktionär "Sieg Heil". Von Dynamo-Bannern mal ganz zu schweigen.
Das kann man Wagner nun alles nicht anlasten, es ist aber der Kontext, in dem er sich bewegt. Der Gaucho- und der Bademandel-Skandal zumindest belegen die Attitüde des landestypischen Fußballvertreters, dem das Gespür für ein faires Miteinander ebenso abzugehen scheint wie das Interesse am Gegenüber.
Wagner hätte sportlich und journalistisch so viele Chancen gehabt. Er hat sie alle verspielt. Er hätte sich über die katarischen Taxifahrer echauffieren können, dem die WM so egal ist, dass er seinen Kommentatorenkollegen Wolff Fuss so lange ziellos durch Doha fuhr, bis dieser zum deutschen Auftaktspiel zu spät kam. Er hätte über das schwache WLAN im Stadion witzeln können. Oder die weißen Gewänder der katarischen Fans bei auch einfach nur ihrem Namen nennen können: Thawbs.
Er aber entschied sich für einen so spontanen wie flachen Witz, der an Stammtischen nun als kleine Befreiung gefeiert und von woken Aktivisten verdammt wird. Er belegte aber schlicht auch, dass der ZDF-Moderator die Bezeichnung der Kleidung offenbar gar nicht kennt. Wagner moderierte in der Skandalminute mit dem gleichen Desinteresse am Gastland, mit der ein deutscher Pauschaltourist sein Bier von Beijing über Budapest wie selbstverständlich auf Deutsch bestellt.
Kann man schon machen, Sandro, kommt dann eben nur ein wenig flach rüber. Und beweist: Bei den Deutschen ist noch viel Luft nach oben. Auf dem Spielfeld. Und darüber hinaus.
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