Spacesail statt Starlink: Brasiliens digitale Wende nach Osten
China und Brasilien nähern sich an. China-Konzern Spacesail soll ab 2026 Breitbandinternet liefern. Wird das Elon Musks Starlink verdrängen?
Chinas Staatspräsident Xi Jinping hat bei seinem Staatsbesuch in Brasilien diese Woche eine Intensivierung der strategischen Partnerschaft zwischen den beiden Ländern vereinbart. Wie chinesische Staatsmedien berichten, unterzeichneten Xi und der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva zahlreiche Abkommen in den Bereichen Handel, Infrastruktur, Technologie und Industrie.
Ein Meilenstein ist dabei die Vereinbarung zwischen dem chinesischen Satelliten-Unternehmen Spacesail und der brasilianischen Staatsgesellschaft Telebrás zur Bereitstellung von Satelliten-Kommunikations- und Breitband-Internetdiensten.
Spacesail plant, in bisher unterversorgten Regionen Brasiliens Zugang zu Breitband-Internet über sein im Aufbau befindliches Netzwerk von Satelliten in niedriger Erdumlaufbahn anzubieten. Der Service soll 2026 starten, wie die US-Zeitung Financial Times und die in Hongkong ansässige South China Morning Post berichten.
Damit tritt der chinesische Anbieter in direkte Konkurrenz zu Elon Musks Starlink, das bisher fast die Hälfte des Satelliten-Internetmarkts in Brasilien kontrolliert. Laut brasilianischer Regierung will man durch alternative Anbieter wie Spacesail die Abhängigkeit von Starlink reduzieren.
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Die Ankündigung erfolgte vor dem Hintergrund jüngster Spannungen zwischen Musk und den brasilianischen Behörden.
Der Milliardär hatte sich geweigert, gerichtlichen Anordnungen zur Sperrung von Konten auf seiner Social-Media-Plattform X nachzukommen, die angeblich extremistische Inhalte verbreiteten. Daraufhin wurde die Plattform vorübergehend in Brasilien gebannt und Musks Starlink mit Bußgeldern belegt.
Annäherung zwischen China und Brasilien
Die strategische Annäherung zwischen China und Brasilien geschieht zu einer Zeit wachsender geopolitischer Rivalität zwischen Peking und Washington. Auf seiner Südamerika-Reise, die ihn auch zu einem G20-Gipfel nach Rio de Janeiro führte, warb Xi um Unterstützung für seine Vision einer "Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft für die Menschheit".
Damit verfolgt China Beobachtern zufolge das Ziel einer multipolaren Weltordnung, die seinen Aufstieg ermöglicht und die Dominanz der USA schwächt.
Seidenstraße bis Brasilien?
Doch trotz der Avancen Pekings ist Brasilien Xis Seidenstraßen-Initiative bislang nicht beigetreten. Man hofft in Brasília, auch ohne formelle Mitgliedschaft chinesische Investitionen sichern zu können.
Die Partnerschaft mit Spacesail kann dennoch als Zeichen einer stärkeren technologischen Zusammenarbeit mit China und einer Diversifizierung weg von US-Anbietern gesehen werden. Sie reiht sich ein in ähnliche Kooperationen Chinas mit Ländern des Globalen Südens.
Experten sehen darin eine Herausforderung für die USA in einer Region, die sie lange als ihren "Hinterhof" betrachteten. Angesichts der wachsenden chinesischen Präsenz in Lateinamerika warnen sie vor einem schleichenden Einflussverlust Washingtons.
Doch weder will man sich dort vereinnahmen lassen, noch die Beziehungen zu den USA aufs Spiel setzen. Einen Balanceakt zwischen den Großmächten zu vollführen, dürfte für Brasilien und seine Nachbarn eine zunehmende außenpolitische Herausforderung werden.