Starlink abgeschaltet, Ukraine-Angriff sabotiert? Elon Musk widerspricht Buchautor
Aufregung um Buchauszug in Washington Post: Hat Elon Musk den Russen im Ukraine-Krieg geholfen? Aussage steht gegen Aussage. Hier der Fall und seine Hintergründe.
Technologie-Milliardär Elon Musk ist Darstellung eines Buchautors entgegengetreten, nach denen sein Raumfahrt- und Telekommunikationsunternehmen SpaceX den Satelliteninternetdienst Starlink im vergangenen Jahr aktiv abgeschaltet zu haben, um Drohnenangriff auf die russische Schwarzmeerflotte im Hafen von Sewastopol zu verhindern.
"Die fraglichen Starlink-Regionen waren nicht aktiviert. SpaceX hat nichts deaktiviert", schrieb Musk.
Musks Kommentar ist eine Reaktion auf den Vorabdruck eines Buches des Autors Walter Isaacson in US-Tageszeitung Washington Post. Darin schreibt Isaacson, dass das ukrainische Militär im vergangenen September "einen Überraschungsangriff auf die in Sewastopol auf der Krim stationierte russische Marine versuchte, indem es sechs kleine, mit Sprengstoff gefüllte Unterwasserdrohnen abfeuerte". Starlink wurde verwendet, um sie zu ihrem Ziel zu führen.
Isaacson behauptet in den Beitrag, der werbewirksam kurz vor Verkaufsstart seines Buches mit dem Titel "Elon Musk" lanciert wurde, der IT-Milliardär habe kurz vor den Geschehnissen mit dem russischen Botschafter in den USA gesprochen. Dieser habe ihm ausdrücklich gesagt, "dass ein ukrainischer Drohnenangriff auf die Krim zu einer Reaktion mit Atomwaffen führen würde".
Musk hatte am Donnerstag in einem ersten Kommentar auf dem Kurznachrichtendienst X, früher Twitter, bestätigt, dass es "eine dringende Anfrage von Regierungsbehörden (gab), Starlink bis nach Sewastopol zu aktivieren". Musk weiter: "Die erkennbare Absicht war es, den Großteil der russischen Flotte vor Anker zu versenken."
Beide Darstellungen unterscheiden sich in einem wesentlichen Teil: Isaacson behauptet, Musk habe eine Abschaltung des Netzwerks heimlich angeordnet. Daraus ließe sich der Vorwurf machen, dass er zugunsten der Russen aktiv in die Kampfhandlungen eingreifen ließ.
Musks Darstellungen zufolge hat SpaceX das Starlink-Netzwerk jedoch nicht aktiviert, was die Rolle des Unternehmens sehr viel günstiger erscheinen ließe. Keine der beiden Versionen lassen sich unabhängig überprüfen.
Starlink, die Angriffe auf die Krim-Brücke und Sewastopol
Die Debatte über die Rolle von Starlink war immer wieder aufgekommen. Im Juli etwa war ein Anschlag auf die russische Krim-Brücke von zwei unbemannten Kamikaze-Booten ausgeführt worden. Diese starteten nach russischen Quellen auf der sogenannten Schlangeninsel, schrieb damals Telepolis-Autor Roland Bathon:
Diese Insel im Schwarzen Meer ist von großer strategischer Bedeutung und wurde im Zuge der Invasion von den Russen besetzt, konnte aber nur wenige Wochen gehalten werden.
Für einen dortigen Ausgangspunkt spricht auch, dass es wenige Tage vor dem Anschlag russische Luftangriffe auf die Insel gegeben hatte.
Dazu glaubt die russische Exilzeitung The Insiderzu wissen, dass die russische Luftaufklärung Angriffsvorbereitungen vor Ort registriert hatte.
Die Onlinezeitung Meduza sowie die ukrainische Ukrajinski Prawda berichten unter Berufung auf ukrainische Geheimdienstquellen, dass es sich bei dem Angriff um eine gemeinsame Aktion des Geheimdienstes und der ukrainischen Marine gehandelt habe. Dabei seien Überwasserdrohnen eingesetzt worden.
Bei einem Angriff auf die russische Schwarzmeerflotte in Sewastopol einige Monate zuvor sei erstmals ein zweiter Typ von Wasserdrohnen aufgetaucht, der in diesem Bild des Telegram-Kanals @Rybar zu sehen ist.
Sie sei größer und habe eine höhere Reichweite als beispielsweise Mantas T-12. Sie sei aus zivilen Komponenten zusammengebaut und mit einem Jetski-Motor ausgestattet, so Bathon damals ebenfalls unter Berufung auf das russische Exilblatt Meduza. Die Waffe navigiere über das Satellitenkommunikationssystem Starlink des US-Multimilliardärs Elon Musk und seines Raumfahrtunternehmens SpaceX.
Starlink bleibt verlässlicher Partner
Musk hatte in den vergangenen Monaten immer wieder ein gespaltenes Verhältnis zum Krieg in der Ukraine, schrieb Telepolis-Redakteur Bernd Müller im Juni: "Erst stellte er der ukrainischen Armee sein Satellitensystem Starlink zur Verfügung, dann hatte er Bauchschmerzen damit – aber letztlich siegte das Geschäft."
Müller berichtete Anfang Juni, das US-Verteidigungsministerium habe mitgeteilt, einen neuen Vertrag mit dem Unternehmen SpaceX von Elon Musk über die Nutzung von Starlink durch das ukrainische Militär geschlossen zu haben. Darüber hatte damals zuerst der Finanzdienst Bloomberg berichtet.
Das Pentagon kauft demnach Starlink-Terminals und die damit verbundenen Dienstleistungen und stellt sie der Ukraine zur Verfügung. Wie viele Terminals es sein werden, wurde allerdings nicht mitgeteilt.
Die Financial Times geht von einer erheblichen Stückzahl aus. Jeden Monat würden Hunderte der Geräte bei den Kämpfen zerstört und müssten ersetzt werden.
Starlink: Ukrainisches Militär kann weiterhin auf Elon Musks Satelliten bauen, Telepolis, 02.06.2023
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