Spirit über SMS
Morgen findet der erste SMS-Gottesdienst statt
Morgen wird es also den ersten offiziellen SMS-Gottesdienst in Deutschland geben. Wie es sich für die Aufmerksamkeitsgesellschaft so gehört, versucht man auch in der Kirche die Schäflein durch auffällige Aktionen bei der Stange zu halten oder gar neue anzulocken, indem man neue technische Möglichkeiten einsetzt. SMS mit 160 Zeichen als Gottesdienstersatz mag nun nicht gerade überzeugend klingen, aber es haben sich immerhin schon 1300 Menschen angemeldet, die das mal ausprobieren wollen.
Die Evangelische Jugend Hannover erhofft sich mit der ungewöhnlichen Form eines Gottesdienstes, der um 5 Uhr Nachmittags morgen stattfindet, eine größere Aufmerksamkeit. Dem soll wohl auch der Name der Aktion dienen: "sjs via sms" (shortjugendservice via shortmessageservice). Das prägt sich ein. Aufgeregt wird im extra eingerichteten Diskussionsforum vermerkt, wo bereits Artikel erschienen sind und wie viele Menschen sich bereits angemeldet haben. Und für die Werbung werden auch schon Banner zur Verfügung gestellt. Beim Team gibt es jemanden, der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Wichtig ist dieses Mal natürlich auch die technische Betreuung, doch immerhin sind auch drei Mitarbeiter für die notwendige "Spiritualität" verantwortlich.
Zum Anmelden muss man nur eine SMS mit dem Stichwort "spirit" senden - und schon ist man beim Gottesdienst dabei, d.h. man erhält, wo immer man auch gerade sein mag, alle sieben Minuten eine Kurzbotschaft. Ach ja, eine Internetübertragung per WebCam gibt es auch. Ob man da wohl Referent Stefan Heinze sieht, wie er fleißig Texte in sein Handy eingibt? Der mühevolle Gang in die Kirche ist nicht mehr notwendig. Dem Hang zur Flexibilität will man mit dem SMS-Gottestdienst jedenfalls auch entgegen kommen: "Jetzt liegt es an dir, wo und wie du diesen Gottesdienst feierst."
Zum Nachdenken sollen die SMS-Schnippsel dienen, meint Stefan Heinze von der Evangelischen Jugend. Zumindest müssen die Veranstalter kreativ werden und schauen, wie sie die Aufmerksamkeit der Neugierigen mit den Kurzbotschaften halten. Originell sollten sie dann schon sein. Mit der üblichen Predigt ist da nichts. Morgen um neun Uhr erhält man schon die erste Nachricht, um seine "Gebetsanliegen" vorzubringen. Dann um 17 Uhr folgen Schlag auf Schlag eine SMS zur Begrüßung, gefolgt von einem Bibeltext, einer Predigt (mit 160 Zeichen!), einer Fürbitte und dem Segen.
Freuen wird es jedenfalls die Telekomgesellschaften, wenn durch solche Aktionen neue Anwendungen erschlossen werden. So liest man, kurz natürlich: "Wir sind verbunden. Du bist auf Empfang. Du wirst gesegnet. Gott ist dabei." Und wie der Guardian heute meldet, will die Kirche gar ihren Spendentopf verwenden, um einem armen Gläubigen, der angeblich kein Geld mehr hat, um für SMS zu bezahlen, zu helfen, am Gottesdienst teilzunehmen und Gottes Worte zu empfangen. Da kann man also nur guten Empfang wünschen. Die Kommunikationsbereitschaft scheint allerdings gering zu sein.