Srebrenica - Propaganda und Fakten
Die Ergebnisse seriöser Untersuchungen widersprechen der These vom serbischen Mega-Massaker - Warum wird, auch acht Jahre nach den damaligen Ereignissen, nur über die Verbrechen der einen Seite geredet?
Die Tragödie von Srebrenica jährt sich am heutigen Freitag zum achten Mal. Am 11. Juli 1995 eroberten die Serben die unter UN-Schutz stehende Stadt im Osten Bosniens. Die von ihnen begangenen schweren Menschenrechtsverletzungen an moslemischen Zivilisten und Militärs dienten in Deutschland und anderen westlichen Staaten zur Legitimation eines militärischen Eingreifens. SPD und Bündnisgrüne, die "vor Srebrenica" noch Widerstand gegen die Pläne der Kohl-Regierung geleistet hatten, die Bundeswehr außerhalb des NATO-Bündnisgebietes einzusetzen, schwenkten in der Folge rasch um.
Diese tief greifende Revision der traditionellen Außenpolitik der Bundesrepublik war nur möglich, weil die Opferzahl inflationiert und so - erinnert sei an das Diktum des Sozialdemokraten Freimut Duve von der "Rampe von Srebrenica" - Srebrenica in die Nähe von Auschwitz gerückt wurde. Eingebürgert hat sich die Rede von den 7.000 ermordeten Moslems, die im letzten Jahr selbst in der "sozialistischen Tageszeitung" Neues Deutschland kolportiert wurde. Ein Spitzenpropagandist kann aber im Bedarfsfall auch die Marke von 30 000 Toten erreichen - so Rudolf Scharping bei Sabine Christiansen während des Nato-Krieges gegen Jugoslawien.
Bleiben wir bei den Fakten: Das Internationale Rote Kreuzes (IKRK) hat bis zum Sommer 2001 insgesamt 7.475 aus Srebrenica Verschwundene registriert. Wie viel von diesen Verschwundenen tot sind, ist nicht geklärt. Die bosnischen Serben behaupten, dass die Namen von über 3.000 angeblich Verschwundenen zwei Jahre später auf den OSZE-Wählerlisten für die Kommunalwahlen in Bosnien-Herzegowina wieder aufgetaucht sind.
Auch in den beiden wichtigsten westlichen Untersuchungsberichten westlicher Staaten wurde diese Frage leider nicht durch eigene Untersuchungen geklärt, sondern lediglich die bekannten und nicht bewiesenen Zahlen repetiert. Das trifft sowohl auf die 1200 Seiten starke Studie des französischen Parlaments (vorgelegt im November 2001) als auch auf den 3500 Seiten starken Report des niederländischen Armeeinstituts NIMROD (vorgelegt im April 2002) zu. (Frankreich stellte die Mehrheit der UN Blauhelme in Bosnien, die Niederlande 1995 das Gros in Srebrenica.)
Zum niederländischen Bericht stellt das Wochenmagazin "Elsevier" kritisch fest:
Die Schuld der bosnischen Serben wird nicht geringer, wenn keine siebentausend, sondern zwei- oder dreitausend Muslime abgeschlachtet wurden. Aber eine genauestmögliche Feststellung der Anzahl der Todesopfer ist von Bedeutung, wenn es um die Wahrheitsfindung geht. Und genau hier wird die Untersuchung ... den Anforderungen nicht gerecht.
Die Zahl "zwei- bis dreitausend" kann als wahrscheinlich gelten, da sie von den Ergebnissen der Leichensuche gestützt wird. Das UN-Tribunal in Den Haag, das die entsprechenden Grabungsarbeiten in und um Srebrenica koordiniert, gab im August 2001, sechs Jahre nach den fraglichen Ereignissen, die Gesamtzahl der gefundenen Leichen mit "mindestens 2.028" an. Diese seien aus 21 Massengräbern geborgen worden, 18 weitere seien noch nicht untersucht.
Kein Völkermord
Strittig ist weiterhin, wie viele dieser Toten "abgeschlachtet" wurden. Die Richter in Den Haag stellten dazu im Verfahren gegen den bosnisch-serbischen Armeegeneral Radislav Krstic fest:
Der Gerichtshof kann die Möglichkeit nicht ausschließen, dass ein Prozentsatz der in den Gräbern gefundenen Leichen Männer sein könnten, die im Kampf getötet wurden.
Ein Drittel der 10.000 bis 15.000 muslimischen Flüchtlinge, die sich von Srebrenica nach Tuzla durchschlagen wollten, waren nach Erkenntnissen der Richter Soldaten. "Die Militärexperten sowohl der Anklage wie der Verteidigung stimmen darin überein, dass nach den Bestimmungen der bosnisch-serbischen Armee diese Kolonne ein legitimes militärisches Ziel darstellte", hieß es im Urteil. Der Haager Chefermittler Jean-René Ruez geht davon aus, dass alle 2628 Toten der 28. moslemischen Division bei den Kämpfen zwischen Srebrenica und Tuzla "im Kampf umgekommen" sind (Interview im Buch von Julija Bogoeva / Caroline Fetscher, Srebrenica - Ein Prozeß, Suhrkamp Verlag 2002, S. 336).
Beim Durchbruchsversuch der Muslime kam es zu tagelangen Gefechten mit dem Drina-Koprs der bosnisch-serbischen Armee. Dass das Hauptziel der Serben dabei nicht die physische Vernichtung, sondern die militärische Ausschaltung des Gegners war, wurde in dem Prozess aktenkundig: Demnach haben die Serben 5.000 Flüchtlingen der eingeschlossenen Kolonne freien Abzug gewährt, da sie unbewaffnet waren.
Von den bewaffneten Muslimen, die schließlich gefangen genommen wurden, sind sehr viele exekutiert wurden - eindeutig ein Kriegsverbrechen. Ungeklärt ist, ob diese Morde von der Armeeführung angeordnet wurden oder ob es ein spontanes Pogrom war, das die Generalität nicht verhindert hat, weil sie es entweder nicht verhindern konnte oder nicht wollte. Der Untersuchungsbericht der niederländischen Armee stellt dazu fest:
Ein schriftlicher Befehl wurde nicht gefunden ... Es ist unwahrscheinlich, dass (das Massaker) lange vorher in dieser spezifischen Form und in diesem Ausmaß geplant worden war ... Besonders angesichts der großen Anzahl von Gefangenen verloren die bosnischen Serben die Selbstkontrolle.
Weiterhin lehnt die Studie eine Schuldzuschreibung an den damaligen jugoslawischen Präsidenten explizit ab: "Es gibt keine Hinweise auf eine politische oder militärische Verbindung (des bosnisch-serbischen Generalstabes) nach Belgrad." Damit ist die Haager Anklageschrift gegen Slobodan Milosevic an einem wichtigen Punkt praktisch zusammengebrochen: Der Vorwurf des "Völkermordes", der in der ursprünglichen Anklageschrift vom Mai 1999 bezüglich des Kosovo nicht erhoben wird, war in ihrer Erweiterung im November 2001 bezüglich Srebrenica nachgeschoben worden.
Wie viele wehrlose Muslime in Srebrenica exekutiert wurden, ergibt sich annäherungsweise aus den in den Massengräbern gefundenen Fesseln und Augenbinden - bis zum August 2001 waren dies 448 bzw. 423. Da man Gefangene auch hinrichten kann, ohne sie vorher zu fesseln, können aber auch tausend, vielleicht sogar mehr als 1.500 ermordet worden sein. Das ist schlimm genug, aber kein Grund, die Opferzahlen zu Propagandazwecken mit fünf zu multiplizieren, wie die deutsche Presse, oder mit zwanzig, wie der zu Unrecht in Vergessenheit geratene Lügenminister Scharping (vgl. Der Kosovo, die UCK und Psychedelia à la Rudolf Scharping).
Die unerwünschten Toten
In Srebrenica lebten bei Kriegsausbruch im Frühjahr 1992 etwa ein Drittel Serben. Bis zum Jahresende wurden fast alle vertrieben. Verantwortlich dafür waren die Terrortrupps des muslimischen Kommandanten Naser Oric. Zur Schätzung der Zahl der Opfer in und um Srebrenica sind wir auf serbische Quellen angewiesen. Die bosnisch-serbische Wochenzeitung "Javnost" berichtete am 23. Dezember 1995, "dass in ganz Podrinje - das Gebiet auf der bosnischen Seite der Drna zwischen Zvornik im Norden und Visegrad im Süden - 192 Dörfer verbrannt, 2.800 Serben getötet und 6.000 verletzt worden waren." Die Zahl der verbrannten Dörfer wurde von Dutchbat-General Tom Karremans bestätigt. Der serbische Pathologe Zoran Stankovic berichtet: "Wir haben seinerzeit auf eben diesem Gebiet 1.000 ermordete Serben identifiziert, wovon wir (den damaligen Chefankläger in Den Haag, J.E.) Richard Goldstone in Kenntnis gesetzt haben, aber für diese Erkenntnisse hat sich niemand interessiert."
Nachdem Srebrenica 1993 zur UN-Schutzzone erklärt und - angeblich - demilitarisiert worden war, ging der Terror weiter. Ein holländischer Blauhelm erinnert sich:
Die Moslems machten systematische Angriffe aus der Enklave heraus, und hinterher zogen sie sich gewöhnlich wieder auf das Gebiet unter dem Schutz der UN zurück.
In dieser Zeit wurden noch einmal mehr als 500 Serben von Orics Truppen ermordet.
Demnach wurden in Srebrenica sowohl auf serbischer als auch auf moslemischer Seite etwa 1.500 unbewaffnete oder entwaffnete Personen ermordet. Warum wird, auch acht Jahre nach den damaligen Ereignissen, nur über die Verbrechen der einen Seite geredet?