Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Personalrat beklagt Missachtung des Wissenschaftsrates
Strukturprobleme und Führungskrise sind Verantwortlichen schon länger bekannt. Personalvertretung übt deutliche Kritik. Welche Rolle spielt Kulturstaatsministerin Claudia Roth?
Die Krise der Berliner Museen und Forschungseinrichtungen unter dem Dach der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist der Stiftungsleitung und der zuständigen Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) seit Monaten bekannt. Bereits Anfang Juni vergangenen Jahres hatte der Personalrat in einem Brief an Roth auf die Unzufriedenheit der Mitarbeiter der großen Berliner Museen mit dem schleppenden Reformprozess in der Stiftung hingewiesen.
In dem vierseitigen Schreiben, das Telepolis und der Berliner Zeitung vorliegt, beklagt der Personalrat erhebliche Personalengpässe bei gleichzeitig steigender Arbeitsbelastung. Zwei Anträge an den Personalrat für eine bessere Personalausstattung und eine dauerhafte Stellenbesetzung hätten jeweils rund 86 Prozent Zustimmung erhalten, heißt es in dem Brief – geschehen sei dennoch nichts.
Der Personalrat hatte Roth erneut auch an ein Gutachten des Wissenschaftsrates zur Krise der Stiftung Preußischer Kulturbesitz erinnert. In diesen Strukturempfehlungen hatte der Rat Mitte 2020 die Auflösung der Stiftung als Dachorganisation der Berliner Museen gefordert. Zugleich bescheinigten die Gutachter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "beachtliche Leistungen", die sie "unter zum Teil schwierigen Bedingungen weiterhin erbringen".
Von Roth forderte die Personalvertretung unmittelbare Maßnahmen gegen die Personalnot und Überlastung der Mitarbeiter der Berliner Museen. Die Mitarbeiter seien "enttäuscht und empört" über die ausbleibende Unterstützung.
Gegenüber dem Telepolis und der Berliner Zeitung erneuerte der Personalratsvorsitzende Thomas Tunsch nun die Vorwürfe und kritisierte zugleich den Umbau der Stiftung unter Leitung von Präsident Hermann Parzinger.
Intern hatte es zuletzt heftige Kritik an Ziel und Umsetzung dieses Prozesses gegeben. Die Stiftungsleitung ignoriere die Empfehlungen des Wissenschaftsrates und drohe die strukturellen Probleme weiter zu verschärfen, hieß es in einem Protestschreiben, über das Telepolis und die Berliner Zeitung am Donnerstag dieser Woche exklusiv berichteten.
Die Reform sei "deutlich von oben geprägt und hierarchisch aufgebaut", sagte Tunsch nun, eine ausreichende Beteiligung der Beschäftigten sei kaum möglich.
Scharf kritisierte der Personalrat, dass mit der so genannten Generaldirektion ausgerechnet die zentrale Schaltstelle der Berliner Museen abgeschafft werden soll. Würde dieses Vorhaben umgesetzt, müssten Bereiche wie Sicherheit, Besucherdienste, Presse, Publikationen und Werbung sowie Leihverkehr, Hausdienste, Technik und Arbeitsschutz von den Museen und Einrichtungen zusätzlich übernommen werden.
Kulturstaatsministerin Roth hatte jedoch bereits Ende vergangenen Jahres eine Stellenaufstockung abgelehnt. "Der Personalrat sieht durch diese Umstrukturierung die Gefahr einer Beeinträchtigung der Arbeits- und Organisationsabläufe durch Überlastung des ohnehin bei Weitem nicht ausreichenden Personals", so Tunsch.
Viele Beschäftigte in den Berliner Kultureinrichtungen seien durch Unsicherheit und Intransparenz verstört. Dazu trage auch das Gefühl bei, "dass ihre Erfahrungen in den Arbeitsabläufen und ihr Wissen über die Museen und Institute nicht mehr gefragt sind".
Die Mitarbeiter der Stiftungsinstitutionen seien zwar in unregelmäßigen Abständen durch Veranstaltungen des Präsidenten informiert worden. Doch nach 17 Veranstaltungen mit Hunderten von Beschäftigten zwischen März 2021 und Februar 2023 seien alle Hinweise auf bestehende Probleme folgenlos geblieben.
Problematisch sei auch, dass der geplante Umbau der Stiftung Preußischer Kulturbesitz unter der Leitung des amtierenden Präsidenten Parzinger stattfinden soll, befindet der Personalrat:
Selbst nach der Aufforderung durch die Gleichstellungsbeauftragten ist es dem Stiftungsrat nicht gelungen, diese Arbeitsgruppen paritätisch zu besetzen. Der gesamte Prozess soll augenscheinlich nicht nach demokratischen Grundsätzen durchgeführt werden. Eine "Mitarbeiterbeteiligung" findet nur einseitig in Informationsveranstaltungen statt. Darin bittet der Präsident um Beteiligung, verrät aber nicht, wie das zeitlich bei bereits chronisch überlasteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erledigen sei.
Der umstrittene Umbau der Stiftung widerspreche grundlegend den Empfehlungen des Wissenschaftsrates von 2020. Der Personalrat sieht durch die von Parzinger beschlossenen Reformen "die wesentliche Zielstellung der Vorschläge des Wissenschaftsrates verfehlt".
Dieser Text erscheint in Kooperation mit der Berliner Zeitung.
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