Sündenböcke, Menschenopfer und die neue Pax Americana
The WTC Conspiracy VII
Da schon Schimpansenmännchen bei Blitz und Donner Hänge hinauf rennen, um mit Knüppeln in der Hand gegen den himmlischen Feind zu wüten, ist der irrationale Schrei nach Rache - 2/3 aller Amerikaner sind laut Umfragen für Krieg, obwohl sie nicht wissen gegen wen - verständlich, sozusagen ein genetischer Sündenbockreflex.
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In der Frühgeschichte der Menschheit, die von Globalkatastrophen durch Kometeneinschläge und Sintfluten geprägt wurde, hat sich aus diesem Reflex die Kultur des Opfers entwickelt: Die von einem unsichtbaren Feind traumatisierten Überlebenden inszenierten die Katastrophe nach - wie Kinder, die ein übergroßes Schockerlebnis dadurch verarbeiten, dass sie es nachspielen und sich dabei zur bestimmenden, kontrollierenden Figur machen.
Da die Theorie rezenter Katastrophen, also die mittlerweile sehr gut belegte Hypothese, dass in den vergangenen ca. 12.000 Jahren schwere Einschläge von Himmelskörpern die Geschichte der Zivilisation entscheidend geprägt haben1, noch keine allgemeine Anerkennung gefunden hat, ist auch diese Theorie des Opfers als heilungsorientiertem Nachspielen traumatisierender Katastrophen, die Gunnar Heinsohn vorschlug, bisher noch eine akademische Randerscheinung geblieben2.
In der revolutionären Neuerung der jüdischen Religion, auf blutige Opfer an die Kometengötter zu verzichten, liegt nach Heinsohn die eigentliche Wurzel des Antisemitismus. Die opferlose Synagoge war eine Provokation und schon der römische Autor Philostratus sieht im 2. Jahrhundert darin eine Art Verschwörung gegen den Rest der Welt: "Schon vor langer Zeit haben sich die Juden nicht nur gegen die Römer, sondern gegen die gesamte Menschheit erhoben. Sie leben in undurchdringlicher Absonderung und verweigern der übrigen Welt die Tischgemeinschaft. Von den Brandopfern, Gebeten und Dankopfern schließen sie sich aus. Auf uns wirken sie fremder als Susa und Bactra (persische "Exoten", mit denen Rom im Krieg lag, M.B.) und selbst das ferne Indien." Eben weil sie anders als alle Völker und Religionen das Brandopfer ablehnen, werden die Juden selbst, so Heinsohns These, zum bevorzugten Sündenbock und zum Opfer des Holocausts (= Brandopfer).
Mir kamen diese Überlegungen bei der Lektüre von Hans Magnus Enzensbergers Aufsatz in der FAZ vom 18.09.01 wieder in den Sinn, in denen er von der "Wiederkehr des Menschenopfers" in seiner globalisierten Form spricht. Anders als im Golfkrieg, als er noch unreflektiert gegen das Monster Saddam als "Wiedergänger Hitlers" hetzte, zeigt Enzensbergers Kommentar zum WTC-Fall wieder eine gewisse kritische Distanz, wobei er letztlich aber jeden Zweifel an der CNN-Version der Realität vom Tisch wischt:
"Es ist kein Zufall, dass im ersten Moment Zweifel an der Urheberschaft des Anschlags laut geworden sind. Im Internet wurde die rechtsradikale Szene der Vereinigten Staaten haftbar gemacht, andere sprachen von japanischen Terroristengruppen oder von irgendeinem zionistischen Geheimdienstkomplott. Wie immer in solchen Fällen schossen sofort alle möglichen Verschwörungstheorien ins Kraut. An solchen Interpretationen ist zu ermessen, wie ansteckend der Wahn der Täter ist. Sie enthalten jedoch einen wahren Kern, weil sie zeigen, wie austauschbar die Beweggründe sind. (..). Auch im Fall des New Yorker Massenmordes wird man sich fragen müssen, wie weit das islamistische Motiv trägt; jede beliebige andere Begründung hätte es auch getan."
Tatsächlich sind seit dem ersten Moment keinerlei ernsthafte Zweifel an der Urheberschaft angemeldet worden - und seit 19 arabisch klingende Namen aus den Passagierlisten der Todesflüge präsentiert wurden, tut es als Begründung einzig und allein das islamistische Motiv. Die Aufklärung des Falles ist in den Nachrichten völlig hinter seine Konsequenzen zurückgetreten. Ein Handvoll Biographien arabischer Musterstudenten und Hobbyflieger ist alles, was nach einer Woche globaler Großrecherche vorliegt - und die permanente Penetration dieser dürren "Beweiskette" reicht vollkommen aus, die Verschwörungstheorie unter der Chiffre "Ibn Ladin" global auf den Status einer Tatsache und somit in die Realität zu hieven.
Die identitätsstiftende, stabilisierende, Ohnmacht und Trauma transformierende Funktion dieses Verschwörungs-Reflexes ist unübersehbar - und wie Phoenix erhebt sich mit der neuen "Pax Americana" aus dem Milliardengrab der dot.com-Pleite nicht die "old", sondern die "ancient economy": der militärisch-industrielle Komplex. Wenn der WTC-Fall keine Verschwörung war, kein zugelassener Überraschungsangriff wie Pearl Harbor, kein "neo-faschistischer" Putsch wie der Überraschungsmord an Kennedy, sondern tatsächlich eine völlig überraschende Kriegserklärung islamistischer Extremisten, dann hätte etwas Nützlicheres den Imperatoren in Washington zur Stabiliserung ihres Weltreichs nicht passieren können. Für die Pipelines in Osteuropa und Vorderasien, gegen den wachsenden Einfluss der EU, für die Ölvorräte im Nahen Osten, gegen den wachsenden Einfluss der "Kameltreiber" - wird dem Erdkreis unter dem Motto "Infinite Justice" nunmehr unendliche Gerechtigkeit zu teil werden.