Technokrieg: Sind die USA im KI-Duell mit China bereits abgehängt?

Kann China die USA bei KI-Anwendungen überflügeln? Derzeit hinkt die Volksrepublik bei Computerchips noch hinterher. Was sich bald ändern könnte.

Künstliche Intelligenz (KI) gilt als disruptive Technologie, die mit über die zukünftige Entwicklung der Menschheit und des Planeten entscheiden könnte. Was bei der Presse- und Studienumschau auffällt, ist, dass in weit mehr als der Hälfte aller Einlassungen militärische Überlegungen im Vordergrund stehen.

Das KI-Wettrüsten: Ein Blick auf die Rivalität zwischen USA und China

So warnt das US-Verteidigungsministerium in seinen jährlichen Bericht "Military and Security Developments Involving the People’s Republic of China" (etwa: "Militärische und sicherheitspolitische Entwicklungen, an denen die Volksrepublik China beteiligt ist") wiederholt und eindringlich vor den Fortschritten, die Peking bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz macht.

China hat die KI zu einem seiner zu einem seiner vorrangigen, nationalen W&T-Entwicklungsbereiche erklärt und ist überzeugt, dass Fortschritte in der KI und der Autonomie von zentraler Bedeutung für eine intelligentere Kriegsführung (intelligentized warfare) sind. China ist bei der Produktion von KI-Hardware zwar weiterhin auf bestimmte ausländische Fähigkeiten angewiesen, (…) doch untersuchen chinesische Forscher weiterhin neue Materialien und Designkonzepte für die nächste Generation von Halbleitern.

US-Verteidigungsministerium.

Über Rüstungsfragen hinaus weist eine Analyse von Cybernews, die vor allem durch Gründlichkeit auffällt. Demnach führen die USA im Chipdesign und beide Kontrahenten hängen von Lieferungen aus Taiwan und Südkorea ab. Doch das Advanced Packaging (ein Teil der Halbleiterfertigung) ist vorwiegend in China beheimatet und auch bei fast allen kritischen Mineralien hat Peking die Nase vorn.

Technologische Dominanz auf dem Prüfstand: Der schwindende Vorsprung der USA

Überraschenderweise spricht Cybernews China auch die Führung bei der Erforschung von KI zu. Das Blatt beruft sich auf einen Bericht der Stanford Universität der das Reich der Mitte bei der Zahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Konferenzen zu KI in Führung sieht.

Cybernews schließt mit Hinweisen darauf, dass die USA im Gegensatz dazu momentan wesentlich mehr KI-Produkte am Markt platziert haben – über 47 Prozent aller Angebote weltweit. Fazit: Die USA hätten insgesamt einen Vorsprung, aber der schwinde.

Unentschieden bleibt der britische Guardian. China und die USA reisten im Hinblick auf KI "auf völlig verschiedenen Straßen".

Unterschiedliche Strategien: KI-Entwicklung in Ost und West

Während die USA mit ChatGTP großes Wachstum erzielt hätten, habe man den Sektor in China zunächst reguliert, damit KI-generierte Inhalte künftig "sozialistischen Grundwerten" entsprechen. Mittlerweile gebe es jedoch auch in China eine Vielzahl von KI-Anwendungen, die sämtliche Gesellschaftsschichten erfassen.

Vielleicht liegt es daran, dass die Chinesen immer für eine Überraschung gut sind: Jetzt hat die chinesische Filmindustrie die erste KI-generierte Zeichentrickserie vorgestellt. Ein guter Zeitpunkt angesichts des Hypes um Sora.

Und nach dem Erfolg der KI, die aus Texten Filme macht, sehen sich insbesondere Firmen wie ByteDance herausgefordert. Zhang Yiming, der Gründer der Firma, die mit TikTok ein weltweit führendes Soziales Medium betreibt, sehen durch die neue Konkurrenz darin bestärkt, dass sie den Kampf um KI-Anwendungen keinesfalls verlieren dürfen.

Chinas Ambitionen in der KI: Führung bei globalen Standards und Normen

Dass die USA dem Reich der Mitte bei den KI-Fortschritten hinterherlaufen, meint die Asia Times, und erinnert an Pekings Strategie für die Entwicklung von KI aus dem Jahr 2017. Demnach solle China bis 2030 weltweit führend in der KI zu werden und KI-Anwendungen zu einer 150 Milliarden US-Dollar schweren Industrie machen.

Auch will China die treibende Kraft bei der Festlegung internationaler Normen und Standards für KI zu werden. Eine wichtige Quelle dazu bietet ein Artikel in AI&Society, der die Regulationsbemühungen Pekings von ethischen Fragen über Datenschutz bis hin zu medizinischen Anwendungen schildert.

Die disruptive Kraft der KI: Sicherheitsrisiken und die Notwendigkeit internationaler Politik

Foreign Policy greift schließlich das Diktum von der disruptiven Natur der KI-Technologie auf und titelt: "KI wird das Rennen um die KI gewinnen". Man wisse nicht, was die Entwicklung bringen werde und müsse sich daher aufgrund der unabsehbaren Risiken "auf eine langfristige Beziehung zwischen den USA und China vorbereiten".

Mit Blick auf Rüstungsanwendungen werde es nicht ausreichen, dass die USA das leistungsfähigere KI-System haben. Sicherheit für die Amerikaner setze voraus, dass beide Seiten Sicherheitsvorkehrungen für ihre Systeme treffen. Dazu könnten auch Vereinbarungen gehören, KI von der Steuerung nuklearer Waffen auszuschließen.

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