Telekom empfiehlt bei Empfangsproblemen Smartphoneumstellung auf 2G

Grafik: TP

Die Mär von der schnellen Mobilfunkversorgung in Deutschland

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Die Mobilfunkversorgung in Deutschland leidet ganz offensichtlich unter einer gefühlt suboptimalen Versorgung. Immer wieder wird eine schlechte Flächenabdeckung, vulgo Funkloch, beklagt. Auf der anderen Seite steht beispielsweise die Aussage der Deutschen Telekom, dass man inzwischen bundesweit eine Abdeckung von 95 Prozent erreicht habe.

Wer jetzt glaubt, dass 95 Prozent der Fläche Deutschlands mit Mobilfunk versorgt werde, fällt einem größeren Missverständnis anheim. Die Prozentangaben beziehen sich nicht auf die Fläche, sondern auf die Meldeadressen der Mobilfunkkunden. Im finsteren Wald, wo niemand wohnt, muss auch künftig keine Mobilfunkabdeckung bereitgestellt werden. Das mag wie ein Trick erscheinen, ist aber die Realität und ganz legal.

Nach den derzeit gültigen Vorschriften müssen die drei Netzbetreiber Telekom Deutschland GmbH, Vodafone GmbH und Telefonica Germany GmbH & Co. OHG ab dem 1.1. 2020 eine Abdeckung von mindestens 98 Prozent der Haushalte erreichen, in jedem Bundesland aber mindestens 97 Prozent:

Dies soll sicherstellen, dass in der Regel Übertragungsraten von 10 Mbit/s und mehr zur Verfügung stehen. Für die Hauptverkehrswege (Bundesautobahnen und ICE-Strecken) ist eine vollständige Versorgung sicherzustellen, soweit dies rechtlich und tatsächlich möglich ist. Zur Erreichung dieses Ziels kann die gesamte Frequenzausstattung eines Zuteilungsinhabers eingesetzt werden.

(Bundesnetzagentur).

Die Versorgung soll in der Regel sichergestellt werden, d.h. es darf durchaus Ausfälle geben.

Warum die Telekom 2G empfiehlt

Dahinter versteckt sich die Aussage, dass kein Mobilfunkprovider in Deutschland gezwungen ist, mehr als 2G in der Fläche anzubieten. 3G und 4G wird von den Mobilfunkunternehmen nur dort angeboten, wo viele Kunden wohnen. Eine Verpflichtung 3G und 4G in der Fläche anzubieten scheint es nicht zu geben. Und im ländlichen Raum ist die innerörtliche Versorgung inzwischen oft auf 2G reduziert, da die Sendeleistung beim 3G- und 4G-Angebot durch die Bebauung gedämpft wird.

Die energetische Sanierung der Gebäude mit der forcierten Dämmung der Dächer scheint sich bei der Abdeckung der Funknetze inzwischen ebenfalls nachteilig auszuwirken. Und für die mobile Telefonie gilt 2G als ausreichend.

Für die Datenübertragung ist 2G allerdings ein Debakel. Dazu kommt, dass sich die Mobilfunknutzer im Ausland mit der Abschaltung von 2G anfreunden müssen. Da die 2G-Abschaltungen von den asiatischen Anbietern ausgehen, dürfte sich die Abschaltung auch bald im durchgängig aus Asien stammenden Smartphoneangebot auswirken. Nur in Deutschland scheint man mindestens noch bis zum 1. Januar 2020 auf 2G zu setzen, denn bis dann muss man die geforderte Netzabdeckung erreicht haben. Die Telekom Deutschland empfiehlt übrigens bei schlechtem Empfang, das Smartphone fest auf 2G einzustellen, damit es nicht dauernd nach einem 3G oder 4G sucht, was letztlich die Akkulaufzeit reduziert.

Netzausbau nicht vorgesehen

Ein Ausbau auf 3G oder 4G ist am Standort des Autors im Südwesten der Republik nach Auskunft der Telekom Deutschland GmbH nicht geplant und auch für 2G geht man davon aus, dass die Versorgung nur im Freien gut sei. Innerhalb von Gebäuden wird die Versorgung nur als ausreichend bewertet. Da hilft es für die Kunden in der ländlichen Region nur wenig, wenn die Deutsche Telekom AG stolz darauf ist, eine der besten Mobilfunk-Infrastrukturen weltweit zu haben, mit einer LTE-Netzabdeckung von 95 Prozent [der Haushalte] und Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 300 Megabit pro Sekunde.

Im ländlichen Raum, wo oftmals auch die leitungsgebundene Breitbandversorgung stark zu wünschen übrig lässt, ist die fehlende Mobilfunk-Datenleistung ein weiterer Schwachpunkt, der dafür sorgt, dass die Bevölkerung verstärkt in die Ballungszentren zieht, wo die Kommunikationstechnik besser ausgebaut ist. Dadurch erhöhen sich dort weiter die Mieten und der Verkehr verstopft, egal ob individuell oder öffentlich.

Bringt 5G die Lösung?

Auch wenn die Bundesnetzagentur feststellt "die Digitalisierung schreitet zügig voran. Damit einher geht eine wachsende Nachfrage nach hohen Datenraten bei zunehmender Mobilität der Verbraucher. Für zukunftsfähige digitale Infrastrukturen sind den Marktteilnehmern geeignete Frequenzen frühzeitig und bedarfsgerecht bereitzustellen", heißt dies noch lange nicht, dass sich die telefonische Mobilfunkkommunikation im ländlichen Raum auf absehbare Zeit verbessern wird.

Noch gibt es für 5G keine Norm. Der Abschluss der Normenverfahren ist derzeit noch nicht einmal absehbar - und alles, was derzeit an Netzaufbauten durch die Presse wabert, sind regional begrenzte Versuchsaufbauten. Zudem wird bei 5G zumeist von der Maschinenkommunikation gesprochen und nicht von der Telefonie. 5G scheint in erster Linie für die Vernetzung von Industrieanlagen und das autonome Fahren gedacht zu sein. Für die Datenkommunikation beim autonomen Fahren genügt die Netzabdeckung via 2G aber mitnichten. Dafür benötigt man resiliente Netze, die alle von den betreffenden Fahrzeugen erreichbaren Flächen abdecken, sonst wird die Fahrt beim Erreichen eines Funklochs unterbrochen.

Wer seine persönliche Situation im Mobilfunknetz der Telekom Deutschland überprüfen will, kann sich auf der aktuellen Netzausbaukarte schlau machen.