Terminator-Darsteller Schwarzenegger oder Porno-König Larry Flynt

Zu den kalifornischen Gouverneurswahlen hat sich eine bunte Schar von Bewerbern gemeldet

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In den USA wurde bereits ein Hollywood-Schauspieler zum Präsidenten, dessen Politik sich heute noch in der Bush-Regierung als mächtig erweist. Jetzt plant Kalifornien einen neuen Anschlag auf die Politik. Nächste Woche will Terminator-Schwarzenegger seine Entscheidung bekannt geben, ob er zur Wahl für den Posten des kalifornischen Gouverneurs als Vertreter der Republikanischen Partei antreten will. Inzwischen hat sich ein neuer interessanter Kandidat für das Regierungsamt gemeldet: Pornokönig und Herausgeber des Hustler-Magazins Larry Flint. Es geht um den bevölkerungsreichsten und wirtschaftlich wichtigsten Bundesstaat der USA.

Ab 7. Oktober müssen die Wähler in Kalifornien darüber entscheiden, ob der amtierende Gouverneur Gray Davis, der erst seit letztem Jahr zum zweiten Mal wieder gewählt wurde, seinen Posten behalten kann oder wer sein Nachfolger werden soll. Davis ist wegen der Energiekrise und der schnell wachsenden Verschuldung in die Kritik geraten. Republikaner hatten die Wiederwahl durch ein sogenanntes Recall erreicht. Allerdings hat Davis inzwischen schnell einen neuen Haushalt geschmiedet, der die Verschuldung stark reduzieren soll, womit seine Chancen wieder zunehmen könnten. Darrell Issa, der mit seinem Geld die Kampagne für die Recall-Wahl durchgeführt hat, ist bislang der einzige offizielle Bewerber der Republikaner.

Angeblich wird Schwarzenegger, möglicherweise aus Rücksicht auf seine Frau Maria Shriver, Nichte von John F. Kennedy, doch auf eine Kandidatur verzichten. Insgesamt haben sich mittlerweile über 200 Bewerber angemeldet, noch herrscht ziemliches Chaos, wer überhaupt wirklich antreten wird. Wer bereit ist, 3.500 US-Dollar zu zahlen und 65 Unterschriften von Unterstützern vorweisen kann, darf zur Wahl antreten. Das sind beispielsweise Michael Jackson oder auch Steve Young, allerdings handelt es sich nur um Personen mit den gleichen Namen wie die Prominenten. Immerhin 50 Bewerber haben schon die notwendige Summe bezahlt, aber auf die Wahlliste passen 300 Namen. Es ist also viel Platz und kann lustig werden.

Da ist also beispielsweise der schon erwähnte Steve Young, der sich nun Steve "Integrity" Young nennt und auch gut zu Kalifornien passt: Er ist Comedy-Autor und hat sich schon einmal Anfang des Jahres einen Namen zu machen versucht, als er seine Frau und seine zwei Kinder bei Ebay zum Verkauf anbot. Die Idee ist geblieben. Auf Ebay hatte er nun auch seine Kandidatur gehievt, um dort die 3.500 Dollar zu sammeln, die er für die Bewerbung benötigt. Das schätzte Ebay allerdings nicht und hat ihn schnell wieder hinausgeschmissen. Bislang will er von Freunden 2.000 Dollar eingetrieben haben. Eigentlich habe es als Spaß begonnen, doch dann habe er mit anderen Leuten gesprochen und immer mehr die Recall-Wahl als schlechten Witz empfunden: "Welche Person könnte besser als ein Comedy-Autor geeignet sein, aus einem schlechten Witz einen guten zu machen? Das ist alles absurd, daher passe ich genau hinein."

Unter den Bewerbern, die bereits die 3.500 Dollar bezahlt haben, ist auch Larry Flynt, der allerdings nicht nur im Pornogeschäft tätig ist und die Hustler herausgibt, sondern der auch Mitglied der Demokratischen Partei ist und sich selbst als einen "Libertären" bezeichnet. Flynt, auf den 1978 ein Mordanschlag ausgeführt wurde, aufgrund dessen er teilweise gelähmt ist, hat sich schon lange für die Pressefreiheit eingesetzt. Das betraf nicht nur sein Geschäft mit der Pornographie, sondern auch die Politik und gerade die Kriegsberichterstattung. 1983 versuchte er bei der US-Invasion in Grenada einzuklagen, dass seine Reporter, die Armee auch bei ihren Kampfhandlungen begleiten können. Auch nach dem 11.9. kritisierte er die Begrenzung der Berichterstattung im Afghanistan-Krieg: "Die amerikanischen Bürger haben ein Recht zu wissen, wie das Militär diesen Krieg führt." Allerdings hat die Bush-Regierung den Irak-Krieg nun auch erfolgreich als Medienspektakel mit Live-Berichterstattung von der Front ausführen können.

Möglicherweise ist die Bewerbung als Kandidat für die Gouverneurswahl nur Show, aber immerhin passt dies zu Kalifornien ebenso wie das schon jahrelange Schwanken des Hollywood-Schauspielers Schwarzenegger, der sich ganz auf patriotischer Bush-Linie bewegt. Flynt hat angekündigt, eine erhebliche Menge seines Geldes in den Wahlkampf zu stecken, wenn die Wähler seine Kandidatur ernst nehmen. Für ihn selbst sollte es mit seiner Person keine Schwierigkeiten geben:

Kalifornien ist der progressivste Staat in der USA. Ich glaube nicht, dass hier jemand ein Problem mit einem Pornohändler als Gouverneur haben wird.

Auch ansonsten sieht sich Flynt nicht fehl am Platz. Er könne als Geschäftsmann schließlich einen besseren Haushalt führen als die Bürokraten in Sacramento. Wenn er Gouverneur würde, würde er den Haushalt auch ausgleichen können, ohne die Steuern zu erhöhen. Nicht durch Pornographie, aber durch Ausweitung von Glücksspielen und Kasinos soll das Geld hereinkommen, um die Schulden zu bezahlen und keine Ausgaben kürzen zu müssen. Flynt hat zumindest denselben Vorteil wie Schwarzenegger gegenüber den vielen unbekannten Bewerbern:

Die Menschen kennen mich. Sie wissen, dass ich einen Großteil meines Lebens als Erwachsener dafür gekämpft habe, die Meinungsfreiheit zu vergrößern. Ich habe eine Kugel für den Ersten Verfassungszusatz erhalten. Ich bin besorgt über unsere grundlegenden Freiheiten, über die Erosion, die in den letzten Jahren stattgefunden hat.