Terrorist Moussaoui: Saudis waren in 9/11 verwickelt
Gerichtspsychiater hält den Franzosen für schizophren
Der Franzose Zacarias Moussaoui ließ sich Ende der 1990er Jahre in einem al-Qaida-Lager in Afghanistan zum Terroristen ausbilden. Im Sommer 2001 nahm er in den USA Flugstunden, benahm sich dabei aber so auffällig, dass er verhaftet wurde. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 stellte man ihn vor Gericht und verurteilte ihn nach einem Geständnis wegen Mithilfe bei der Vorbereitung dieser Anschläge zu einer lebenslangen Haftstrafe.
Nun erregt der heute 46-Jährige mit der Behauptung Aufsehen, dass Mitarbeiter der saudi-arabischen Botschaft in Washington in die Planung von Terroranschlägen involviert waren. Sie wollten angeblich, dass das Dienstflugzeug des damaligen US-Präsident Bill Clinton zusammen mit ihm während eines Staatsbesuchs in Großbritannien abgeschossen wird. Das, so Moussaoui, habe er dem US Secret Service schon vor Monaten erzählt. Der Dienst, der für die Präsidentensicherheit zuständig ist, schweigt auf Medienanfragen dazu bislang.
In zwei handgeschriebenen Briefen an US-Bundesgerichte in New York und Oklahoma behauptet der Mann mit marokkanischen Vorfahren außerdem, dass er für seine Flugausbildung von einem Saudi-Prinzen und einer Saudi-Prinzessin Geld erhalten habe und dass solche Unterstützungszahlungen auch an andere 9/11-Terroristen geflossen seien.
Außerdem klagt Moussaoui darüber, dass er in seinem Hochsicherheitsgefängnis in Colorado zwei Mal von anderen Gefangenen angegriffen wurde - das geschah ihm zufolge auf Weisung des in der gleichen Haftanstalt eingesperrten Terroristen Ramzi Yousef, der hinter dem WTC-Attentat von 1993 steckte und Moussaoui auf diese Weise angeblich daran hindern wollte, über die Saudis auszupacken. Seinen Schilderungen nach befindet sich der H-Block des Gefängnisses in der Hand von Saudi-Hörigen, weshalb er in einen anderen Bereich oder ein anderes Gefängnis verlegt werden will. Werde ihm dieser Wunsch erfüllt, dann wolle er weitere Informationen über die Verwicklung angesehener Saudis in Terroranschläge liefern.
Moussaouis hatte bereits in der Vergangenheit versucht, gegen seine Haftbedingungen mit einer Klage vorzugehen. Nachdem diese Klage vom zuständigen Richter Shon T. Erwin nicht angenommen wurde, kontaktierte er Jerry Goldman und andere Anwälte von 9/11-Opfern und bot ihnen Auskünfte an, die ihnen bei Schadensersatzklagen nützen könnten. Nach einem Gespräch im Oktober sprach Goldman von "relevanten" Informationen, über die er wegen laufender Verfahren und einer Prüfung durch das Justizministerium noch nichts Näheres preisgeben könne.
Eine Zivilklage von 9/11-Opfern und Versicherungen läuft seit mehr als 10 Jahren. Der saudische Staat ließ seine Anwälte im September vor einem New Yorker Bezirksgericht im Rahmen dieses Prozesses jegliche Beteiligung an den Anschlägen dementieren und verwies in diesem Zusammenhang auf den offiziellen Bericht der 9/11-Kommission von 2004. Die Autoren dieses Berichts waren zu diesem Ergebnis gekommen, dass saudische Bürger eine wichtige Finanzquelle von al-Qaida waren - ihrem Kenntnisstand zufolge gab es aber keine Beweise dafür, dass die saudische Regierung als Institution die Terrorgruppe mitfinanzierte.
Sollte Moussaoui in einem Zivilprozess aussagen, würden die saudischen Anwälte sehr wahrscheinlich seine Glaubwürdigkeit anzweifeln, indem sie auf eine vom Gerichtspsychiater Xavier Amador diagnostizierte Schizophrenie verweisen - und darauf, dass auch sein Vater und seine beiden Schwestern wegen psychischer Krankheiten behandelt werden. Hinzu kommt, dass Osama bin Laden 2006 in einer Audiobotschaft behauptete, der Franzose sei nicht Teil der "Mission der 19 Brüder" gewesen.
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