Terrorkrieg auf den Philippinen weitet sich aus
BIFF-Dschihadisten besetzen Schulen - Provinz Cotabato im Ausnahmezustand
Auf den Philippinen halten zur Terrororganisation IS gehörige Maute-Dschihadisten seit 23. Mai die 200.000-Einwohner-Stadt Marawi besetzt, in der die schwer bewaffneten, schwarz gekleideten und vermummten Islamisten auf zahlreichen Gebäuden die schwarze IS-Flagge mit dem "Siegel des Propheten" gehisst haben. Dabei kamen bislang mindestens 379 Menschen ums Leben - 45 Zivilisten, 66 Soldaten und 268 Maute-Terroristen, von denen acht Ausländer waren. Trotz des Einsatzes der Luftwaffe gelang es dem philippinischen Militär bislang nicht, die Islamisten auszuschalten oder aus der Stadt zu vertreiben (vgl. Schlacht um Marawi).
Nun hat sich der Konflikt zwischen Islamisten und der philippinischen Regierung auf andere Schauplätze ausgeweitet: Eine Islamistengruppe namens Bangsamoro Islamic Freedom Fighters (BIFF), die (ebenso wie die Maute-Gruppe) aus der für westliche Ohren merkwürdig abgekürzten Moro Islamic Liberation Front (MILF) entstanden sein soll, stürmte in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch mit rund 200 Mann die in der Provinz Cotabato gelegenen und zur Gemeinde Pigcawayan gehörigen Barangays Malagakit und Simsiman und besetzte die dortigen Schulen.
Straßensperren und Militärpatrouillen in der gesamten Provinz
Diese Schulen sollen inzwischen wieder geräumt sein, dafür gibt es sich widersprechende Meldungen zu möglichen Geiseln, unter denen sich dem Militär nach aber keine Schüler befinden sollen. Später weiteten sich die Kämpfe zwischen BIFF-Terroristen und Soldaten auf das Dorf Midsayap aus, wo es zu Feuergefechten kam. Inzwischen wurde ganz Cotabato in den Ausnahmezustand versetzt - auch in der Provinzhauptstadt gibt es jetzt zahlreiche Straßensperren und Militärpatrouillen.
Über die BIFF-Gruppe ist bislang wenig Gesichertes bekannt. Der von ihr benutzte Namensbestandteil "Bangsamoro" leitet sich vom malaiischen Wort für "Nation" und vom Tagalog-Wort für die Moslems im Süden des Landes her, bezeichnet aber auch ein Gebiet, das von der Regierung in Manila seit einem Friedensabkommen zwischen ihr und der MILF mit immer mehr Autonomierechten ausgestattet wird. Auch die BIFF-Befehlshaber "Kumander Bunggos", "Kumander Abunawas Damiog" (alias "Bayawak"), "Abu Saide" und "Sala" sollen dem IS-Kalifen die Treue geschworen haben.
170 Sprachen und zwei Religionen
Die Philippinen sind ein Vielvölkerstaat, in dem über 170 Sprachen gesprochen werden. 95 Prozent der Bevölkerung sind Christen und fünf Prozent Moslems, darunter die Volksgruppen der Badjo-Seenomaden, der Jama Mapun, der Maguindanao, der Maranao, der Yakan und der Tausug. Sie konzentrieren sich auf den Sulu-Archipel und Mindanao, wo sie etwa ein Drittel der Bevölkerung stellen.
Dort herrscht seit den 1970er Jahren mit Unterbrechungen Krieg. Dem konnte auch ein Autonomiestatut für die Provinzen Basilan, Lanao del Sur (in der Marawi liegt), Maguindanao, Sulu und Tawi-Tawi sowie eine Beteiligung der moslemischen Moro National Liberation Front (MNLF) an der Macht nichts ändern. Denn mit ihr konkurrierende Gruppen verübten weiter Terrorakte, darunter Bombenanschläge auf Kinder, Handgranatenangriffe auf Zivilisten und Enthauptungen größerer Gruppen von Gefangenen und Entführten. Sie wollen unter anderem Palawan und ganz Mindanao unter ihre Herrschaft bringen - also auch Gebiete in denen moslemische Volksgruppen in der Minderheit sind. Schätzungen der Weltbank zufolge forderte der Konflikt inzwischen mehr als 120.000 zivile Todesopfer.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.