Philippinen: Schlacht um Marawi
Die Armee versucht den IS mit Luftschlägen aus der Stadt zu vertreiben
In der Philippinischen 200.00-Einwohner-Stadt Marawi halten die Kämpfe zwischen der Armee und den zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gehörigen Maute-Dschihadisten in der Stadt Marawi auch fünf Tage nach Verhängung des Kriegsrechts auf der Insel Mindanao weiter an: Am Wochenende flog das philippinische Militär seinem Sprecher Jo-ar Herrera zufolge gezielte Luftangriffe auf Gebäude, in denen sich die Dschihadisten verschanzten. In mehreren davon haben die schwer bewaffneten, schwarz gekleideten und vermummten Islamisten die schwarze IS-Flagge mit dem "Siegel des Propheten" gehisst.
Den Einsatz der Luftwaffe begründete das Militär damit, dass man vorher unterschätzt hatte, wie gut sich die Islamisten vorbereiteten. Nun bringe man auch am Boden Verstärkung heran und hoffe, dass den Terroristen bald das Essen und die Munition ausgehen. Die anderen Moslems bitte man, die Unannehmlichkeiten während des Fastenmonats Ramadan zu entschuldigen. Von den regulären Einwohner sollen inzwischen etwa 180.000 die Stadt verlassen haben. 2.000 Verbliebene in umkämpften Arealen wurden von Provinzsprecher Zia Alonto Adiong öffentlich aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben.
US-Belohnung in Höhe von fünf Millionen Dollar für Isnilon Hapilon
Die Zahl der Toten liegt inzwischen bei über Hundert: Mindestens 61 davon sollen Dschihadisten gewesen sein. 13 waren Soldaten, vier Polizisten. Zu den getöteten Zivilisten gehören zwei Mitarbeiter eines von den Islamisten besetzten Krankenhauses, vier Männer, drei Frauen und ein Kind, deren Leichen man in der Nähe der ebenfalls besetzten örtlichen Hochschule fand, und acht Männer, deren Leichen in einen Graben geworfen wurden. Jo-ar Herrera nach soll sich unter den Terroristen auch Isnilon Hapilon befinden, für den das US-Außenministerium schon zur Zeit der Präsidentschaft Barack Obamas eine Belohnung in Höhe von fünf Millionen Dollar in Aussicht stellte.
Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte überlegt in der Zwischenzeit öffentlich, den für vorerst 60 Tage verhängten Ausnahmezustand über die Insel Mindanao auf ein Jahr und das gesamte Staatsgebiet der Philippinen auszudehnen. Das könnte seinen Worten nach notwendig sein, weil sich der IS inzwischen nicht nur in moslemisch dominierten Gegenden im Süden, sondern auch in anderen Teilen des Inselstaates festgesetzt habe. Den philippinischen Soldaten versicherte Duterte, er stehe hinter ihnen und werde die Verantwortung für alle ihre Handlungen übernehmen. Brigadegeneral Restituto Padilla verkündete später vor Journalisten in Manila, dass man ab sofort nicht nur die Presse, sondern auch die Sozialen Medien zensieren werde, um die nationale Sicherheit zu gewährleisten und die Leben der philippinischen Soldaten nicht zu gefährden.
Vielvölkerstaat mit Dauerkrieg
Die Philippinen sind ein Vielvölkerstaat, in dem über 170 Sprachen gesprochen werden. 95 Prozent der Bevölkerung sind Christen und fünf Prozent Moslems, darunter die Volksgruppen der Badjo-Seenomaden, der Jama Mapun, der Maguindanao, der Maranao, der Yakan und der Tausug. Sie konzentrieren sich auf den Sulu-Archipel und Mindanao, wo sie etwa ein Drittel der Bevölkerung stellen.
Dort herrscht seit den 1970er Jahren mit Unterbrechungen Krieg. Dem konnte auch ein Autonomiestatut für die Provinzen Basilan, Lanao del Sur (in der Marawi liegt), Maguindanao, Sulu und Tawi-Tawi sowie eine Beteiligung der moslemischen Moro National Liberation Front (MNLF) an der Macht nichts ändern. Denn mit ihr konkurrierende Gruppen verübten weiter Terrorakte, darunter Bombenanschläge auf Kinder, Handgranatenangriffe auf Zivilisten und Enthauptungen größerer Gruppen von Gefangenen und Entführten. Sie wollen unter anderem Palawan und ganz Mindanao unter ihre Herrschaft bringen - also auch Gebiete, in denen moslemische Volksgruppen in der Minderheit sind. Schätzungen der Weltbank zufolge forderte der Konflikt inzwischen mehr als 120.000 zivile Todesopfer.
Verhältnis zu den USA
Im Oktober hatte Duterte bei einem Staatsbesuch in China verkündet, er habe sich von den USA abgewendet. Der Aufenthalt auf den Philippinen habe lediglich der ehemaligen Kolonialmacht genutzt, weshalb es jetzt "Zeit für einen Abschied" sei. Die Spannungen, die es zwischen der Volksrepublik und der ehemaligen amerikanischen Kolonie in den letzten Jahrzehnten gab, resultierten ihm zufolge zu einem großen Teil daraus, dass sich die Philippinen ihre Außenpolitik von den USA diktieren ließen (vgl. Duterte bricht mit den USA).
Vorher war es zu diplomatischen Spannungen zwischen der amerikanischen Obama-Administration und dem neuen philippinischen Präsidenten gekommen, weil US-Medien Duterte zahlreiche extralegale Tötungen von Kriminellen vorwarfen. Unter dem neue US-Präsidenten Donald Trump könnte sich das Verhältnis zwischen den beiden Ländern wieder bessern (vgl. Trump zu Dutertes Drogenkrieg: "Sie machen einen tollen Job").
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