The Final Frontier

Kann der im US-Senat neu ausbrechende Kampf um die Aufrüstung einen Krieg im Weltall verhindern?

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Kritik von allen Seiten waren die Republikaner ja längst gewöhnt, auch Präsident Bushs Versprechen, eine neue Architektur für die Verteidigung Amerikas und unserer Verbündeten aufzubauen, hat ihm nicht nur Freunde eingebracht. Trotzdem traf es die amerikanische Regierung jetzt einigermaßen unvorbereitet, einen Deserteur in den eigenen Reihen ausmachen zu müssen.

Es gibt zu viele fundamentale Punkte, in denen ich mit dem US-Präsidenten geteilter Meinung bin.

Ex-Senator James Jeffords

Seit Senator Jeffords der republikanischen Partei live im Fernsehen den Rücken gekehrt und sich zum Unabhängigen erklärt hat, ist das 50/50-Gleichgewicht im Oberhaus des Kongresses gekippt und beträgt jetzt 49 zu 51, was den Demokraten zum ersten Mal seit 1994 die Möglichkeit gibt, die Tagesordnung im Senat festzulegen. Das neue Senatsoberhaupt, Demokrat Tom Daschle, wird wahrscheinlich heute sein Amt antreten. Ob das neue Programm bei den Amerikanern gut ankommen wird, ist zwar ungewiss, aber nach Meinung von Analysten wird es sich mit Sicherheit deutlich vom bisherigen unterscheiden:

Einige der zentralen Programmpunkte von Bush werden große Verluste hinnehmen müssen. Raketenverteidigung ? Vergessen Sie es. Privatisierung der Sozialversicherung ? Vergessen Sie es. Eine weitere Steuersenkung ? Vergessen Sie es.

Norman Ornstein, Gelehrter am American Enterprise Institute in Washington

Wenn Sie erwarten, wir sollten das ABM-Abkommen verletzen; wenn Sie erwarten, wir sollten es uns mit allen Verbündeten, mit Russland und China verderben; wenn Sie erwarten, wir sollen auf etwas bauen, etwas einsetzen, was sich bislang als noch nicht funktionstüchtig erwiesen hat, dann sage ich nein.

Senator Tom Daschle, Demokrat

Wenn auch feststehen dürfte, dass die amerikanischen Aufrüstungspläne sich einer vermehrten Kritik ausgesetzt sehen werden, gilt jedoch als ebenso so sicher, dass die USA weiter daran festhalten werden. Das US-Militär hat schon vorab Traumatisches beschworen: Ohne verbesserte Weltraumverteidigung sehe die USA sich einem möglichen "Pearl Harbor im Orbit" ausgesetzt.

Der Weltraum. Unendliche Weiten. "The Final Frontier" verwandelt sich laut der aktuellen Ausgabe des New Scientist langsam in ein Schlachtfeld. Zwar gibt es gegenwärtig noch keine Angriffswaffen im Orbit, aber es besteht auch kaum die Möglichkeit, die Nationen davon abzuhalten, diese zukünftig dort zu stationieren. Sind Partikelstrahlen-Waffen und andere vergleichsweise komplizierte Systeme zwar mindestens noch ein Jahrzehnt weit entfernt, seien andere All-taugliche Waffen einfach genug beschaffen, dass schon jetzt Dutzende von Nationen in der Lage wären, diese herzustellen.

Vor noch nicht all zu langer Zeit war das Weltall leer; nichts, für das es sich zu kämpfen gelohnt hätte. Jetzt ist es gespickt voll mit wertvollem Equipment, und die USA halten einen Krieg im All für nahezu unausweichlich, spätestens, seit Russland und China sich ebenfalls wieder kampfbereit zeigen: Letzten Freitag hat die russische Space Force ihr offizielles Weiterleben als Teil der wiedererstarkenden Präsenz des russischen Militärs bekannt gegeben.

Bereits seit 1957, als der russische Sputnik den ersten Vorstoß in die unendlichen, damals noch leeren Weiten des Alls unternahm, denken Militärstrategen aller Nationen über eine Kampfbereitschaft im Orbit nach. Inzwischen ist der Weltraum nicht nur strategisch, sondern auch kommerziell zum wertvollen Territorium geworden. Aber: Weltraumtechnologie ist empfindlich, und für Länder, die mit Tankern und Flugzeugen niemals einen Krieg gewinnen könnten, ist die Aussicht darauf, die Amerikaner im All anzugreifen, möglicherweise eine unwiderstehliche Alternative zu einer irdischen Attacke.

Die USA erwarten das zumindest. Sowohl die Obersten der CIA als auch der DIA warnen seit langem vor allem vor China und Russland und sagen voraus, diese würden spätestens bis 2015 in der Lage sein, große Löcher in das amerikanische Weltraumprogramm zu schießen.

In einem entfernt gelegenen Tal in New Mexicos Bergen rüsten sich die USA derzeit für einen zukünftigen Krieg, indem sie an einem geheimen Partikelstrahlen-Projekt arbeiten. Die neue Waffe ist nicht dafür vorgesehen, je auf der Erde zur Anwendung zu kommen. Funktionieren kann sie nur im luftleeren Raum.

It all sounds depressingly familiar. Humans have only been using space for the past 50 years, yet we're already preparing to fight over it. And having concluded that our present weapons are too messy, we're building better ones. There's even the spectre of nuclear arms in space. For rogue states, the threat of a nuclear detonation in orbit would be a powerful bargaining chip. But maybe there's an upside. Space is a long way off, and a war fought there by remote control would be all but invisible and harmless to those on the ground. Way above your head, right now, two nations could be settling their differences in space. You'd never even need to know.

James Oberg, ehemaliger Luftraumingenieur und Autor des Buches "Space Power Theory"

Zugegeben, da oben ist eine Menge Platz. Trotzdem muss die Vorstellung, dass im All atomare Waffen herumschwirren, die sich wahrscheinlich kaum jemals wieder entfernen lassen könnten, sogar für Idealisten eine beunruhigende Perspektive darstellen.