Tombstone im Bankensektor

Gesundheitszustand der Bankensystem nach Ländern. Bild: WEF

Willkommen im Ökonomischen Winter!

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In allen Medien kann man Gründe für eine V-förmig verlaufende Erholung an den weltweiten Aktienmärkten finden. Was ist dran an dieser These? Die einfache Antwort: Nichts! Entscheidend an der Börse sind die Gewinne der Unternehmen und die erodieren bereits seit einigen Wochen wieder. Die Konsumenten stehen aufgrund der Zunahme der Arbeitslosigkeit mit dem Rücken zur Wand. Wie in einem solchen Umfeld ein nachhaltiger Konjunkturaufschwung entstehen soll, dass wissen wohl nur die Politiker, die bereits von einem Ende der Rezession reden. Doch es gibt triftige Gründe an dieser These zu zweifeln.

Es gibt deutliche Parallelen zum Jahr 1930. Ähnlich wie damals gab es auch in den zurückliegenden Monaten eine starke Erholungsrallye, die sich jedoch danach in Luft auflöste. Der Baltic-Dry-Index, der aktuell immer weiter erodiert, zeigt an, dass es sich aktuell nur um eine Bärenmarktrallye handelt, die bald in sich zusammenbrechen könnte. Auch 1930 verkündeten viele das Ende der Krise, die sich jedoch zu einem deflationären Hurrikan der Stärke 5 entwickelte. Sicherlich ist die aktuelle sechsmonatige Aktien-Rallye sehr beeindruckend, doch sie ist auf Schuldensand gebaut. Selten gab es eine längere Phase der Euphorie und des Übergekauftseins in den Märkten, was den Eindruck erweckt, dass es bei enttäuschten Erwartungen sogar zu einem Crash kommen könnte.

Frühere Bärenmarktrallys der aktuellen Größenordnung fanden in den 1930er und den 1970er Jahren statt, jedoch fielen diese nach kurzer Zeit wieder wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Auch sind wir aktuell nicht in einer Situation wie in den 80er Jahren, als eine 25-jährige Aktien-Rallye startete. Der aktuelle Kondratieff-Zyklus (d.h. einer 40- bis 50-jährigen ökonomischen Langfristwelle) der Wirtschaft ist in den ökonomischen Winter übergewechselt. Dieser wird 10 bis 15 Jahre anhalten, wobei der besondere Nachteil hinzukommt, dass sich die demografischen Verhältnisse in den USA in den nächsten Jahren durch das Ausscheiden der Babyboomer aus dem Berufsleben sehr nachteilig entwickeln werden. Amerika ist zu einem überschuldeten Konsumland degeneriert und hat sich dadurch in eine Sackgasse manövriert.

Der amerikanische Patient

Die aktuelle Immobilienkrise, die jetzt zunehmend auch kommerzielle Gebäude betrifft, hat im Juli 2009 dazu geführt, dass mittlerweile fast 8 % der Hypotheken mindestens 30 Tage zu spät bezahlt werden. Mit einem in Trümmern liegenden "Schatten-Bankensystem“, das über den Bailoutmodus die kriminellen Machenschaften der Finanzinstitute deckt, lässt sich die US-Wirtschaft jedoch nicht gesund machen. Der Verbraucher braucht permanent die Sauerstoffflasche in Form von neuen Krediten, die jedoch immer schwerer zu beschaffen sind.

Die mittlerweile monopolisierte amerikanische Bankenlandschaft ist immer noch so krank, dass der vom World Economic Forum (WEF) veröffentlicht jährliche Global Competitiveness Report die amerikanischen Banken hinsichtlich ihrer Gesundheit nur noch auf Rang 108 einstuft. Doch in Deutschland sollte man sich dadurch kaum besser fühlen, da man in dieser Liste auf Rang 103 rangiert. Beide Ländern sind somit schlechter als beispielsweise Bangladesh. Wer hier also immer noch glaubt, dass alles zum Besten steht, der scheint entweder unter Drogen zu stehen oder allem, was die Medien verbreiten, blind zu vertrauen.

Dass trotz der immensen weltweite Kapitalzuflüsse viele Großbanken immer noch tickende Zeitbomben sind, sollte einem jeden Bürger mit gesundem Menschenverstand zu denken geben. Immerhin rangieren selbst die früher so hoch gelobten Schweizer Banken gemäß ihrer Solidität nur noch auf Rang 44, wobei dieses Ranking wahrscheinlich maßlos übertrieben erscheint. Angesichts der immer noch bestehenden systemkritischen Größe schweizerischer Banken müssten diese eigentlich noch hinter Zimbabwe rangieren. Dort verfügt man im Gegensatz zu den schweizerischen Bankern bereits über einschlägige Erfahrungen mit der Hyperinflation und Ponzi-Schemen.

Zombie-Tanz-Party

Abgesehen davon, dass die US-Banken jetzt anders bilanzieren und Steuergelder für ihren Bailout bekommen haben, hat sich beim Patienten US-Bankensystem nicht wirklich viel verändert. Im Hintergrund tickt die Peta-Zeitbombe mit einem Derivatevolumen von 800.000 Milliarden USD, die jederzeit platzen kann und was wir heute an Problemen sehen, dürfte in der Tat nur die Spitze des Eisberges sein. Wie im berühmten Showdown in Tombstone stehen die US-Banken vor einem vollständigen Gemetzel.

Dass die Problemlage in Deutschland nicht viel besser ist, zeigt sich darin, dass die weltweit erste größere Bank, die Pleite ging, die SachsenLB war. Die US-Großbanken spielen wie die deutschen Banken auf Zeit und hoffen, dass sich die Probleme mit der Zeit verringern. Dies wäre vielleicht möglich, wenn wir uns am Anfang und nicht in der Endphase eines Kondratieff-Zyklus befänden.

Bis jetzt sind 94 Banken im Jahr 2009 gescheitert und es werden noch deutlich mehr werden. So erwartet die Bank-Analystin Meredith Whitney, dass mindestens 300 Banken untergehen werden. Institutional Risk Analytics geht sogar von über 1.000 Banken aus, die pleite gehen können und bezeichnet das US-Bankensystem als Zombie-Tanz-Party.

Die Stress-Tests der Banken führen zu ernüchternden Ergebnissen. Das Deflationsgespenst weiterer Pleiten lastet auf den Märkten und hat dazu geführt, dass mittlerweile mehr als 2.200 Banken extrem gefährdet sind - und dies trotz der größten Gelddruckorgie in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte.

Von ehemals 6.000 Banken mit dem Rating A+ im Jahr 2006 sind nur noch knapp 3.500 übrig geblieben. Die scheinbare Stabilität der Finanzmärkte führte, wie schon der Ökonom Hyman Minsky aufführte, zu einer höheren Risikobereitschaft bei den Banken und ist Hauptgrund für die finanzielle Instabilität der US-Wirtschaft. Das Hauptproblem dürfte hierbei nicht einmal sein, dass dem Einlagensicherungsfonds so langsam die Mittel ausgehen, sondern dass viele US-Gemeinden ökonomisch untergehen, wenn Kommunal- und Regionalbanken sterben. Das Problem des systemischen Risikos lässt sich so lange nicht aus der Welt schaffen, wie das größte Risiko, die Fed selbst, nicht das tut, was sie als verantwortungsvolle Notenbank eigentlich tun müsste, nämlich die Ursache der Krise, das zu billige Geld, zu bekämpfen. Wenn eine Bank wie die Citigroup sich mitten in der Krise verfünffachen kann, obwohl diese nach wie vor mit "F" gerated wird, dann zeigt dies, dass das Geld der Fed nur im Eigenhandel bei den Großbanken ankommt, nicht jedoch bei den unzähligen kleineren Banken und in Folge beim Bürger.

Deflationsspirale durchbrechen

Mit Symptombekämpfungen wie Abwrackprämien (Cash-for-Clunkers) lassen sich Ökonomien nicht auf einen nachhaltigen Wachstumspfad bringen. Vor allem sind diese unter anderem auch deshalb keine Lösung, da sich viele die einen Neuwagen kauften dafür noch mehr verschulden mussten. Die Sanierung eines Systems, welches eigentlich bankrott ist, setzt voraus, dass das US-Finanzsystem gesundungsfähig ist. Angesichts des immensen Schuldenstandes der USA muss jedoch bezweifelt werden, ob ein Gesundschrumpfen dort überhaupt noch funktionieren kann.

Wenn dies jedoch nicht der Fall ist, sollte der Staat alles daransetzen, die Unternehmen zu stützen, da eine Konkurswelle Massenarbeitslosigkeit, reduzierten Konsum und damit geringe Nachfrage erzeugt, die wiederum den Kostendruck auf die Unternehmen weiter erhöhen wird. Eine derartige deflationäre Spirale wird dann besonders kritisch, wenn die Banken, die unter Sanierungdruck stehen, das Geld horten und es nicht an ihre Kunden verleihen wie dies aktuell geschieht.

Jetzt rächt sich, dass man über zwei Jahrzehnte hinweg es den Banken erlaubt hat, zu geringe Eigenkapitalquoten zu haben und das ausufernde Wachstum von Finanzderivaten nicht gestoppt hat. Deshalb bleibt als einziger Schritt zur Sanierung des globalen Banken-Ponzi-Schemas wohl nur noch die Einführung einer neuen Weltwährung und neuartiger Kontrollsysteme, die nicht Geldmengen- oder Zinsgesteuert sind, sondern einzig und allein dem Zweck dienen, die Systemstabilität zu gewährleisten, d.h. Bubbles, wo immer diese entstehen, frühzeitig zu bekämpfen. Ohne ein neues vertrauenswürdiges System wird sich die aktuelle Krise zu einer noch größeren Depression als dieenige der 30er Jahre auswachsen. Die Chinesen fordern nicht zu unrecht eine neue Weltleitwährung und empfehlen wohl deshalb aktuell ihren Bürgern, in Gold und Silber zu investieren. Nach den notwendigen deflationären Bereinigungen ist der Weg der USA in die Hyperinflation vorgezeichnet, wenn keine neuen lebensfähigen Strukturen in der Finanzwirtschaft geschaffen werden.