Toronto: Die letale Mischung?
Bei dem Mann der im Griechenviertel der kanadischen Metropole zwei Menschen tötete und 13 weitere verletzte, gibt es inzwischen sowohl Hinweise auf psychische Probleme als auch auf Sympathien für den IS
Am letzten Sonntag tötete der 29-jährige Faisal Hussain in der Danforth Avenue im griechischen Viertel der kanadischen Metropole Toronto ein zehnjähriges Mädchen und eine 18-jährige junge Frau. Durch Schüsse in Restaurants, Cafés und Läden verletzte er weitere sechs Frauen und Mädchen sowie sieben Männer im Alter zwischen 17 und 59 Jahren, bis er nach einem Schusswechsel mit der Polizei tot aufgefunden wurde. Den Informationen von Global News nach richtete er sich selbst, was bislang jedoch noch nicht offiziell bestätigt wurde.
Polizeichef Mark Saunders verlautbarte unmittelbar nach der Tat, man wisse nicht, warum sie geschah und es werde einige Zeit dauern, das herauszufinden. Fünf Tage später kristallisiert sich eine auch bei ähnlichen Ereignissen zuvor aufgetretene Mischung aus psychischen Problemen und islamistischer Ideologie als Motivkombination heraus:
Täter soll wegen "Online-Aktivitäten" polizeibekannt gewesen sein
Dem Sender CBS verrieten mit der Auswertung der beschlagnahmten Datenträger und Geräte beschäftigte Ermittler, dass Hussain nicht nur Websites der Terrorgruppe Islamischer Staat besuchte, sondern dort auch seine Unterstützung für den IS zum Ausdruck gebracht haben könnte. 680 News will erfahren haben, dass er zwar keinen Strafregistereintrag hatte, aber wegen "Online-Aktivitäten" polizeibekannt war.
Offiziell werden diese Berichte von der Stadtpolizei bislang aber weder bestätigt noch dementiert. Stattdessen gibt es inzwischen eine Bekennerbotschaft des IS-Propagandadiensts AMAQ, dass Hussain ein "Soldat des islamischen Staats" gewesen sei und den Anschlag durchgeführt habe, weil der IS dazu aufrief, die Bürger in den Ländern der Anti-IS-Koalition zu attackieren. Dafür, dass die Terrororganisation die Tat konkret in Auftrag gegeben hat, gibt es den Informanten von CBS nach bislang jedoch keine Anhaltspunkte.
Möglich ist aber, dass der 29-jährige ein Einzeltäter ohne Verbindungen war, der gar keine individuelle konkrete Anweisung brauchte, um sich von den allgemeinen Terroraufforderungen der Gruppe angesprochen zu fühlen. Darauf scheint sich Sicherheitsminister Ralph Goodale zu beziehen, wenn er auffällig umständlich formuliert, es gebe beim derzeitigen Stand der Ermittlungen "keine Verbindungen" zwischen dem Täter und der "nationalen Sicherheit".
Herkunft der Handfeuerwaffe unklar
Vorher hatten die Eltern des Täters, in deren Wohnung er lebte, mitgeteilt, ihr Sohn habe bereits sein Leben lang unter "Psychosen und Depressionen" gelitten, bei denen medikamentöse und andere Behandlungsversuche erfolglos verlaufen seien. Angeblich konnte sich die Familie nicht vorstellen, dass Hussain Leute umbringt.
Woher er die Handfeuerwaffe hatte, mit der er die Verbrechen beging, ist unklar. Medien gehen aber davon aus, dass er die Pistole nicht legal besaß, weil das nach einem 1989 in Montreal verübten Massaker mit 14 Toten massiv verschärfte kanadische Waffenrecht neben einer Registrierungspflicht auch eine Strafregisterauszugsvorlage, zwei Empfehlungsschreiben, eine behördliche Information des Ehegatten sowie eine persönliche Risikoeinstufung vorsieht.
Erst im April hatte ein Mann mit einem Kleinlaster in Toronto zehn Frauen gezielt getötet und 14 weitere Menschen verletzt. Ähnliche Taten hatte es zuvor in in Nizza, Berlin, Barcelona und New York gegeben - immer mit Terrorismusbezug. Trotzdem hatte Goodale auch dazu verlautbart, es gebe "keine Verbindung zwischen der nationalen Sicherheit und diesem speziellen Vorfall" (vgl. Toronto: Vorsätzliche Todesfahrt, aber "wahrscheinlich kein terroristischer Anschlag"). Nach der Auswertung elektronischer Daten stellte sich allerdings heraus, dass der Täter von einer "Rebellion" der "unfreiwillig Zölibatären" träumte, der "Incels".
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.