Trumps Twitter-Spiel mit Fake News
Libyscher UN-Botschafter hält Sklavenhandelsvorwurf von CNN für Diffamierungskampagne; britische Rechtsextremisten freuen sich über Unterstützung des US-Präsidenten, der diffamierende Videos postet
Ob der US-Präsident die Videos von Jayda Fransen, der Vize-Vorsitzenden der rechtsextremen britischen Partei Britain First, in seinen Twitter-Account übernommen hat, weil ihm der Name der Partei gut gefällt, oder weil ihm das Hintergrundbild von Fransens Tweet-Account, das Trump in Jubelpose präsentiert, oder die "Anti-Muslim"-Clips so gut gefallen haben, ist nebensächlich. Er hat es getan.
Damit hat er große Freude bei Fransen und dem Neo-Nazi, Antisemiten und ehemaligen Ku-Klux-Klan-Führer David Duke und bei all ihren Anhängern ausgelöst.
Trump muss klar sein, welche Fans und Freuden er mit den Retweets der drei Videos bedient. Zwei Clips zeigen Aktivitäten von Typen mit IS-Fahne, die einen Jungen von einem Gebäudeteil hinabstürzen, dann einen IS-Führer (Omar al Ghuraba), der eine Marienfigur zu Boden wirft und zerschmettert. Das ist für IS-Extremisten nicht weiter außergewöhnlich, nur verweisen die Überschriften nicht auf IS-Dschihadisten, sondern darüber hinaus: Das erste Video ist mit "Islamist mob pushes tee nage boy …" überschrieben, das zweite mit "Muslim destroys …".
Die Überschrift zum dritten Video heißt übersetzt "Muslimischer Migrant verprügelt niederländischen Jungen, der mit einer Krücke geht". Es vervollständigt die Dreierserie mit der suggestiven Botschaft, dass Gewalttätigkeiten von Muslimen nicht auf Glaubensfanatiker und den Nahen Osten beschränkt sind, sondern sich auch in Europa gegen die dort angestammte Bevölkerung richten, die auch dann nicht verschont wird, wenn sie wehrlos ist.
An dem Video stimmt ein wichtiges Detail nicht, wie der niederländische Journalist Harald Dornboos berichtigt: Der Schläger sei weder ein Muslim noch ein Migrant. Er sei wegen seiner Brutalität anderntags festgenommen worden."Geen Muslim. Geen Migrant. Fake News", kommentiert die niederländische Webseite Geenstijl. Das Video sei zuerst auf der Video-Sharing-Seite Dumpert ohne diesen Titel kursiert und erst später über Kommentare mit " Muslim migrant" gelabelt und weiter verbreitet worden.
Trump ist bei seinem Fransen-Retweet einem Fake aufgesessen, heißt es nun auf Dumpert. Die Übernahme solchen Trash-Materials spricht dem Urteilsvermögen des US-Präsidenten, wenn es um Fake-News und die Quellen seiner "Infos" geht, kein besonders gutes Zeugnis aus.
Elmahdi Elmajerbi: Libyen ist Opfer einer Fake-News-Kampagne
Dessen ungeachtet wird sein Urteil, ob eine Quelle fake ist oder vertrauenswürdig, politisch immer dann ernstgenommen, wenn es zu politischen Absichten passt. Das zeigt sich gerade in Libyen. Dort beziehen sich Medien und Politiker derzeit auf Trumps Twitter-Posts über den "Fake News-Sender" CNN, um den Bericht des US-Senders über den Sklavenhandel mit Migranten in Syrien politisches Gewicht zu nehmen.
Das CNN-Video mit zugespielten Ausschnitten vom Sklavenhandel und eigenen Recherchen hat, wie hier berichtet, großen Wirbel verursacht: Sklavenhandel in Libyen: Frankreich drängt auf UN-Sanktionen.
Der libysche UN-Botschafter Elmahdi Elmajerbi sieht sein Land nun als Opfer einer großangelegten Kampagne irreführender Medien, die es "diffamieren und als rassistisches Land porträtieren". Einem Bericht des Guardian-Journalisten Wintour zufolge wird Elmajerbis Ansicht vom libyschen Sender "Libya 218" geteilt und verbreitet. Bei der UN-Sicherheitsrat-Sitzung am Dienstag wurde angekündigt, dass man der Sache auf den Grund gehen werde.
Frankreichs UN-Botschafter Delattre versprach, dass man die Verantwortlichen für den Menschenhandel in Libyen identifizieren werde, UNHCR-Chef Grandi sprach von schweren Misshandlungen von Migranten- wozu auch der Sklavenhandel gehöre - die nicht länger ignoriert werden können.
Vorwürfe, dass Migranten in Libyen als Arbeitssklaven verkauft werden, werden von Augenzeugen und Opfern bestätigt, wie das nicht nur im CNN-Bericht zu sehen ist. Sie sind nicht neu. Laut der Internationalen Organisation für Migration habe man schon im April Beweise dafür gesammelt.