Türkische Offensive in Syrien mit US-Unterstützung

Die von der Türkei unterstützte Faylaq Al-Sham zeigt Bilder, die belegen sollen, dass der IS Dscharablus verlassen hat.

Moskau und Damaskus protestieren, die türkische Regierung fährt einen gefährlichen Kurs, um mit dem IS in Dscharablus auch gleichzeitig die Kurden zu treffen

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Die Offensive der türkischen Armee gegen die syrische Grenzstadt stellt viele Fragen (Erdogans Krieg). Erstmals scheint die Türkei massiv gegen den IS vorzugehen, aber die türkische Regierung macht gleichzeitig deutlich, dass sie den IS und die kurdische YPG gleichzeitig bekämpfen wird. So wurde denn auch die von der YPG bzw. von den SDF eingenommene Stadt Manbij von türkischer Artillerie beschossen.

Dscharablus soll mittlerweile vom IS befreit worden sein. Die von der Türkei unterstützte Rebellenorganisation Faylaq Al-Sham verkündete, die ganze Stadt inzwischen zu kontrollieren. Gezeigt werden Bilder von leeren Straßen, teilweise noch mit IS-Fahnen. Von türkischer Seite werden die Rebellen als Angehörige der gemäßigten Freien Syrischen Armee bezeichnet. Aber das muss man nicht ernst nehmen. Damit hätten allerdings nur andere islamistische Milizen die Kontrolle über die strategisch wichtige Grenzstadt. Ganz abwegig scheint nicht zu sein, dass sich der IS in einem Deal aus der Stadt zurückgezogen hat. Der Türkei ging es vor allem darum, dass die syrischen Kurden ihr Territorium nicht erweitern konnten.

Erstaunlich ist, dass offenbar Washington Ankara weit entgegen gekommen ist und die Offensive, bei der türkische Panzer, Flugzeuge und Soldaten in Syrien eingedrungen ist, unterstützt haben. So sollen einige Luftangriffe auf Dscharablus geflogen worden sein. Der Sprecher des Weißen Hauses Josh Earnest bezeichnete die Offensive als "wichtigen Fortschritt".

Ganz gibt Washington die Kurden nicht auf, verlangt aber, wie US-Vizeräsident bei seinem Besuch in Ankara deutlich machte, dass sie sich östlich des Euphrat zurückziehen müssen, wenn weiterhin eine Kooperation mit den USA möglich sein soll. Das war bereits vor der Offensive auf Manbij mit der Türkei ausgemacht worden, aber vermutlich will Washington die Türkei umgarnen, nachdem diese Avancen auf Moskau und Damaskus unternommen hat.

Zunächst hätte man meinen können, die Türkei haben in Übereinstimmung mit Russland die Offensive ein Syrien begonnen. Aber Damaskus protestierte scharf gegen den Einmarsch türkischer Truppen, auch Moskau kritisierte die Offensive, die die Situation nur noch schwieriger machen könnte. Das russische Außenministerium erklärte, dass nur eine innersyrische Konfliktlösung Erfolg haben könne, die auch die Kurden einschließt. Tatsächlich hätte die türkische Regierung damit Moskau ausrangiert, was nicht gerade zur Konfliktlösung beitragen wird. Ungelöst war bei der Annäherung von Russland und der Türkei vor allem das Interesse in Syrien. So verkündete die türkische Regierung zwar eine mögliche Annäherung an Damaskus und eine Übergangslösung für Assad, aber sie unterstützt auch keineswegs nur "gemäßigte Rebellen", sondern auch islamistische Rebellen, die gegen Assad kämpfen und die von Russland als Terroristen wie der IS bekämpft werden.