Twitter: Lektionen zur Manipulation
Seite 2: Wie das FBI den "Freien Marktplatz" manipulierte
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So hatte der Journalist Matt Taibbi im ersten Aufschlag der Twitter-Files bereits darauf hingewiesen, dass die Belegschaft des Kurznachrichtendienstes politisch den US-Demokraten nahesteht und die Content-Moderation entsprechend zu Ungunsten der Republikaner ausfalle.
Dabei spielt auch die Geschichte um den Laptop von Hunter Biden eine Rolle, die fälschlicherweise mit Verweis auf Twitters "Richtlinie zu gehackten Material" unterdrückt wurde. Beweise für einen solchen Hack habe es nicht gegeben, so Taibbi. Aber, wie einige wenige – meist konservative – Medien berichteten, berief sich Twitters Sicherheitschef Yoel Roth dabei auf Informationen aus Geheimdienst-Kreisen.
Das bestätigt Michael Shellenberger in seinem dritten und am Montag erschienenen siebten Teil der Twitter-Files, in dem er auf den engen Kontakt des Social-Media-Unternehmens zum FBI eingeht.
Die Behörde hatte demnach mehrfach versucht, auf illegalem Wege Daten von Twitter zu erhalten und trotz gegenteiliger Beweislage das Gerücht von einem "russischen Hack" gestreut. Darüber hinaus suchte das FBI, etwa in einer gemeinsam mit Sicherheitschef Roth veranstalteten Übung des berüchtigten Aspen-Institutes, den Umgang der (Sozialen) Medien mit Vorfällen wie der Laptop-Geschichte zu beeinflussen.
Shellenberger weist ebenfalls daraufhin, dass im Jahr
2020 so viele ehemalige FBI-Mitarbeiter […] bei Twitter arbeiten, dass sie ihren eigenen privaten Slack-Kanal und einen Spickzettel erstellt haben, um neue FBI-Mitarbeiter einzuarbeiten.
Michael Shellenberger
Die prominentesten unter ihnen dürften der (inzwischen gefeuerte) ehemalige FBI-Chefjustiziar James Baker und Dawn Burton sein – ehemaliger stellvertretender Stabschef von FBI-Chef James Comey und seit 2019 "Director of Strategy" bei Twitter. Beide spielten eine wesentliche Rolle bei der bis heute nicht restlos aufgeklärten Russiagate-Affäre um Donald Trump.
Wie Shellenberger zeigt, führte Baker aufgrund seiner ehemaligen Tätigkeit für das FBI als einziger Mitarbeiter mit höchster Sicherheitsfreigabe ("top security clearance") mit dem FBI direkte Gespräche über den Hunter-Biden-Laptop. Nicht zuletzt auf Bakers persönliche Intervention hin habe sich Twitter entschieden, die Geschichte nicht zu verbreiten, so Shellenberger.
Einen weiteren Hinweis auf die Instrumentalisierung des Kurznachrichtendienstes liefert für Shellenberger die Email eines Twitter-Mitarbeiters vom Februar 2020, dass die Abteilung Sicherheit, Inhalt und Strafverfolgung (SCALE) binnen weniger als zwei Jahren 3.415.323 US-Dollar vom FBI für "Projekte im Zusammenhang mit der Strafverfolgung" gesammelt habe.
Das FBI antwortete am gestrigen Mittwoch folgendermaßen auf die Vorwürfe:
Die Korrespondenz zwischen dem FBI und Twitter ist nichts anderes als ein Beispiel für unsere traditionellen, langjährigen und fortlaufenden Beziehungen zwischen der Bundesregierung und dem privaten Sektor […] Wie aus der Korrespondenz hervorgeht, stellt das FBI dem privaten Sektor wichtige Informationen zur Verfügung, damit dieser sich und seine Kunden schützen kann. […] Es ist bedauerlich, dass Verschwörungstheoretiker und andere die amerikanische Öffentlichkeit mit Fehlinformationen füttern, deren einziger Zweck es ist, die Behörde zu diskreditieren.
Statement des Federal Bureau of Investigation
Derweil ist der bislang achte Teil der sogenannten Twitter-Files erschienen. Auch er wirft kein gutes Licht auf das Unternehmen, welches sich seit seiner Gründung 2006 als "freier Marktplatz" verstanden wissen will.
Darin zeigt Lee Fang, wie Twitter entgegen seiner Richtlinien den Social-Media-Auftritt des US-Militärs zur Meinungsbildung im Jemen, in Syrien, im Irak und in Kuwait durch whitelisting unterstützt hat.
Alle "Twitter-Files" auf einen Klick:
Teil 1: The Twitter Files (Matt Taibbi)
Teil 2: Twitter’s Secret Blacklists (Bari Weiss u.a.) deutsch
Teil 3:The Removal of Donald Trump (Matt Taibbi)
Teil 4 The Removal of Donald Trump, January 7 (Michael Shellenberger)
Teil 5: The Removal of Trump from Twitter (Bari Weiss)
Teil 6: Twitter, the FBI subsidiary (Matt Taibbi)
Teil 7: The FBI and the Hunter Biden Laptop (Michael Shellenberger)
Teil 8: How Twitter Quietly Aided the Pentagon’s Covert Psyops Campaign (Lee Fang)