US-Vizepräsidentin Harris: Absturz der Hoffnungsträgerin
Seite 2: Wie unzufrieden ist Kamala Harris?
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CNN veröffentlichte am 18.11.2021 einen Artikel, in dem Quellen "aus dem Umfeld der Vizepräsidentin", behaupten, "dass sie nicht angemessen vorbereitet oder positioniert, sondern ins Abseits gedrängt wird".
Die Vizepräsidentin selbst sehe sich wohl in ihren politischen Möglichkeiten stark eingeschränkt. Auch seien Harris und ihr Umfeld nach wie vor vorsichtig, wenn es darum geht, künftige politische Ambitionen auch nur anzudeuten, da Bidens Team sehr auf Anzeichen von Illoyalität achte, insbesondere bei der Vizepräsidentin.
Natürlich wäre es peinlich, den amtierenden Präsidenten darauf hinzuweisen, dass er wohl nicht bis ins Alter von 86 Jahren regieren können wird, geschweige denn sollte. Andererseits darf man sich schon fragen, was Harris vom Job als US-Vizepräsidentin erwartet hatte, als sie sich dazu entschied, Joe Biden über die Ziellinie zu hieven.
Es gilt als weitgehend bekannt, dass die Vizepräsidentschaft vorwiegend dazu genutzt wird, den amtierenden Präsidenten zu schützen, ergo die Themenbereiche zu übernehmen, die den "Commander-in-Chief" schlecht aussehen lassen könnten. Der Glaube an diese Position der Vizepräsidentin - immer nahe an der Macht, aber nie wirklich mittendrin – wurde sogar in der populären TV-Serie "Veep" verewigt.
Harris' Überraschung über ihre Rolle ist folglich unverständlich, war doch gerade von Biden, seines Zeichens absoluter Karriere-Politiker, ein solches Verhalten zu erwarten. Vielleicht ließ sich Harris davon überzeugen, Biden hätte Großes mit ihr vor, weil dieser selbst der einzige Vizepräsident gewesen zu sein schien, der seine Zeit im Amt neben Präsident Obama genoss.
Auf der anderen Seite des politischen Spektrums, bei den Republikanern, wirkten die Rollen zeitweise geradezu vertauscht. Ob der republikanische "Vize"-Präsident, Dick Cheney, seine Zeit an Seite von Präsident George Bush Jr. genossen hat, ist schwer zu sagen, Macht hatte er jedenfalls.
Und während Cheney zum Vorteil seiner alten Firmenkollegen bei Halliburton einen Krieg inszenieren durfte, muss Harris an der Grenze zu den USA stehen und Überbleibsel Trump‘scher Einwanderungspolitik verteidigen, beziehungsweise versuchen, die Situation an der südlichen Grenze endlich in geregelte Bahnen zu lenken.
Undankbare Aufgaben für Harris
Eine Aufgabe, wohlgemerkt, welcher sie laut dem Direktor des "Border Network for Human Rights", Fernando Garcia, keineswegs nachgekommen ist. Ob es daran liegt, dass einer "geborenen Anführerin" keine Chance gegeben wird, ihrer Bestimmung gerecht zu werden, oder Harris nach ihrer Südamerikareise beschlossen hat, möglichst wenig mit dem Thema Immigration in Verbindung gebracht zu werden, lässt sich nicht definitiv sagen.
Menschen, die vor Gewalt und Hunger fliehen zu bitten "nicht zu kommen", mag sicher eine wenig dankbare Aufgabe sein, ist aber eben Teil der Politik des Flügels der Demokratischen Partei, dem Harris sich anschloss, als sie sich dazu entschied, Joe Biden zur Präsidentschaft zu verhelfen.
Einige Demokraten sehen mit Erschrecken, dass Harris‘ Umfragewerte noch unter denen des Präsidenten liegen, war sie doch noch vor kurzem die demokratische Hoffnungsträgerin für die Wahl 2024.
Doch die Vizepräsidentin selbst bleibt trotz aller angeblicher Beschwerden weiter auf Linie und behauptet öffentlich noch nie mit Biden über dessen Nachfolge gesprochen zu haben.
Derzeit sieht es nicht so aus, als würde dieser zu einem strategisch wohl gewählten Zweitpunkt das Zepter aus der Hand geben, sondern eher so, als wolle er wiederholt gegen Trump ins Rennen ziehen.
Vielleicht bleibt es Vizepräsidentin Harris also nur, auf die einzige Situation zu hoffen, in welcher ihr Amt tatsächlich eine festgeschriebene Funktion hat. Nämlich der, in der die Vizepräsidentin das Amt des Präsidenten nach dessen Tod übernimmt.
Joe Bidens Administration (27 Bilder)
Und immerhin, dieses Szenario kann ihr niemand nehmen, denn wer sollte Harris als Bidens potenzielle Nachfolgerin ersetzen? Verkehrsminister Pete Buttigieg ist wohl kaum ein verheißungsvoller Kandidat. Dennoch, Selbstmitleid bringt den Demokraten nichts, denn die nächste Wahl muss deutlich gewonnen werden. Die Republikanische Partei unter Trump jedenfalls, bereitet sich darauf vor, bei den nächste Wahlen zu siegen, zur Not auch mit undemokratischen Mitteln.
Möglich ist, dass die sogenannten Graswurzelorganisationen der Demokratischen Partei in den umkämpften Staaten - fernab vom Weißen Haus und Washington - noch einmal die Massen gegen Trump mobilisieren und in der Lage sind, allen Hindernissen der neuen Wahlgesetzgebungen zum Trotz, marginalisierten Gruppen die Teilnahme an der Wahl zu ermöglichen. Ein kräftezehrendes Vorhaben, auf das sich die Demokratische Führung vielleicht allzu sehr verlässt.