US-Wahlkampf: Pepe, Dr. Oz und Mutterschutz

Das Froschgesicht in dieser Karikatur zu Clintons Äußerung, bei der Hälfte von Trumps Unterstützern handle es sich um "Bedauernswerte", nahm ihr Wahlkampfteam zum Anlass, das Pepe-Mem aufzugreifen

Hillary Clintons Team fürchtet einen Frosch, Donald Trump geht zum türkischstämmigen Fernsehdoktor - und beide Lager werben besonders um Arbeiterstimmen

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Donald Trump hat in den jüngsten Umfragen teilweise deutlich zugelegt: In den wichtigen Schlachtfeldstaaten Florida und Ohio führt er CNN zufolge inzwischen mit 46 zu 41 und 47 zu 44 Prozent vor Clinton. Eine Ursache für die Verluste der Kandidatin der Demokraten dürften Glaubwürdigkeitseinbußen im Zusammenhang mit ihrer Gesundheitsaffäre sein (vgl. Wie krank ist Clinton?). Darüber hinaus kam Clintons Beleidigung der Anhänger Trumps als "Bedauernswerte" nicht gut an. Und ihr Wahlkampfteam machte sich mit Verschwörungstheorien zum Internet-Mem Pepe lächerlich.

Die Geschichte des Pepe-Mems ist eine Geschichte der Missverständnisse ...

Mainstreammedien, die die Behauptungen ohne weitergehende Recherche übernahmen, offenbarten dabei nicht nur eine grundlegende Unkenntnis der Geschichte des Mems - ihre Moderatoren konnten Mem teilweise nicht einmal richtig aussprechen. Hauptsache, die Frisur sitzt. Auf 4chan, in Sozialen Medien, aber auch im Telepolis-Forum amüsiert man sich köstlich darüber.

Mittlerweile bedauerte Clinton die Bemerkung, Trumps Anhänger seien "Bedauernswerte" und ließ ihre Ärztin Lisa Bardack ein Attest vorlegen, in dem es heißt, die Werte der ehemaligen Außenministerin bei Routineuntersuchungen seinen ebenso "normal" wie ihr Geisteszustand und deshalb sei sie "fit genug, um als Präsidentin der Vereinigten Staaten zu dienen". Trump zweifelte das auf einer Veranstaltung in einer überhitzten Basketballarena in Ohio nicht direkt an, fragte seine Zuhörer aber angesichts der Temperaturen: "Glaubt ihr, Hillary Clinton könnte hier eine Stunde lang stehen? - Ich weiß nicht."

Trump präsentiert Gesundheitszustand beim Fernsehdoktor

Die angekündigten Zusatzinformationen über seinen eigenen Gesundheitszustand will Trump heute Abend - stilecht - in der Show des türkischstämmigen Fernsehdoktors Mehmet Oz präsentieren, den die New York Times als Donald Trump mit Stethoskop beschreibt. Obwohl die Sendung bereits aufgezeichnet wurde, ist noch unklar, ob die angekündigte "volle Bestandsaufnahme aller Systeme" einschließlich "Nerven, Kopf, Hals, Herz, Kreislauf, Atmung, Haut, Magen und Darm" von Oz selbst durchgeführt oder nur aus anderen Untersuchungen übernommen wurde. Die dort festgestellten "Cholesterinwerte, die so eigentlich nur ein junger Mensch haben kann" erklärt Trump einer Vorabinformation der NYT zufolge mit der Einnahme von Cholesterinsenkern. Außerdem soll der 1,91 Meter große Kandidat in der Show ein deutliches Übergewicht einräumen, das er mit einer Vorliebe für Fast Food erklärt - was auf viele einfache Amerikaner volksnah wirken könnte.

Donald Trump in der Dr. Oz Show

Trump wirbt mit Mutterschutz - Ford verlagert Produktion von Kleinwagen nach Mexiko

Um solche einfachen Amerikaner aus dem "Rust Belt", dem ehemaligen industriellen Herz der USA, die früher häufig die Demokraten wählten, wirbt Trump besonders intensiv. Gestern sprach er er dazu in einer vor allem von Schwarzen besuchten Kirche in Flint - einer ehemaligen Autostadt, die zum Symbol für die Folgen des Freihandels im Rostgürtel wurde, nachdem General Motors und andere US-Automobilfirmen ihre Produktion nach Mexiko verlagerten. Diese Produktionsverlagerung hält an: Heute meldete Ford, dass das Unternehmen seine Kleinwagen für den US-Markt bis 2019 vollständig in Mexiko fertigen will, wo für 1,6 Milliarden Dollar ein neues Werk gebaut wird und wo die Löhne deutlich niedriger sind. Bei den davon betroffenen US-Arbeitern dürften Trumps kritische Botschaften zum Freihandel gut ankommen.

Ebenfalls auf die Arbeiterschicht gemünzt ist Trumps Versprechen der Einführung von bezahltem Mutterschutz, den es in den USA bislang nur dann gibt, wenn ihn ein Arbeitgeber freiwillig anbietet. Dieses Vorhaben stellte er am Dienstag in Aston im Bundesstaat Pennsylvania zusammen mit seiner Tochter Ivanka vor. Außerdem sieht sein Familienpolitikplan vor, dass Kinderbetreuungskosten bis zum 13. Lebensjahr künftig in der Einkommensteuererklärung geltend gemacht werden können. Eltern, die zu arm sind, um davon zu profitieren, sollen in Kinderbetreuungseinrichtungen Sondertarife erhalten - und Unternehmen will der Kandidat Anreize bieten, um Betriebskindergärten einzurichten.

Obama springt für Clinton ein und wirbt um Arbeiter

Auch der amtierende Präsident Barack Obama, der für die erkrankte Hillary Clinton Wahlkampf macht, kämpft besonders um Arbeiterstimmen im Rostgürtel: Dazu stellte er in Philadelphia mit aufgekrempelten Ärmeln [sic] positive Wirtschaftsdaten vor und verkündete, dass Donald Trump trotz seiner Versprechen und seiner Rhetorik kein Kandidat des einfachen Volkes sei, weil er Golfplätze und Wohnungen für exklusive Käufer gebaut habe.

Obama kann jedoch nach zwei Amtszeiten nicht mehr selbst antreten - anders als die Bundeskanzler in Deutschland, für die es keine entsprechende Begrenzung gibt. Zwei Drittel der Deutschen würden sich so eine Begrenzung einer aktuellen repräsentativen Umfrage von YouGov und dem Magazin Jung & Naiv nach allerdings wünschen.

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