US-Zollpläne: Deutsche Autoindustrie besonders gefährdet

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Trumps Zollpolitik versetzt Europas Wirtschaft in Alarmbereitschaft. Deutsche Autobauer sehen ihr mit Sorge entgegen. Was passiert, wenn Zölle von 2,5 auf zehn Prozent steigen?
Die Drohungen von US-Präsident Donald Trump, Zölle auf europäische Waren zu verhängen, werfen ihre Schatten voraus. In Brüssel ist man deshalb offensichtlich nervös, wie nach einem Treffen der Finanzminister des Euroraums am Montag deutlich wurde.
EU-Wirtschaftskommissar Valdis Dombrovskis erklärte laut Bloomberg, dass die Zolldrohungen bereits jetzt die Investitionen in Europa dämpfen. Auch die zuletzt stark gestiegenen Energiepreise bremsen die Produktion, wie er nach einem Treffen der Eurogruppe in Brüssel erklärte.
Dennoch gibt es Hoffnung: Ein robuster Arbeitsmarkt und eine planmäßig sinkende Inflation könnten die Wirtschaft allmählich wieder ankurbeln, wenn auch langsamer als bisher gedacht. "Wir erwarten, dass die EU-Wirtschaft etwas langsamer wachsen wird als in unserer Herbstprognose vorhergesagt", so Dombrovskis. Im November hatte die EU-Kommission für 2025 noch ein Plus von 1,5 Prozent für die EU und 1,3 Prozent für die Eurozone vorhergesagt.
Trumps Forderung nach "reziproken Zöllen"
Besonders beunruhigend ist Trumps Forderung nach sogenannten reziproken Zöllen. Dahinter verbirgt sich die Idee, Einfuhrsteuern für jeden Handelspartner individuell anzupassen. Ziel ist es, nicht nur die Zölle auszugleichen, sondern auch andere Faktoren wie Subventionen, Vorschriften oder Wechselkurse zu berücksichtigen, die US-Hersteller benachteiligen.
Trumps Zoll-Pläne haben einen historischen Vorläufer, den Reciprocal Trade Agreements Act aus dem Jahr 1934. Dieser markierte das Ende des amerikanischen Protektionismus und ermöglichte es den USA und ihren Handelspartnern, niedrigere Zölle auf die Waren des jeweils anderen auszuhandeln.
Um dies zu gewährleisten, müssen die Zölle zuerst auf das Niveau gebracht werden, bei dem der Handel als fair angesehen werden kann. So kritisierte die erste Trump-Administration damals die Importsteuern der Handelspartner. Weil man diese als Benachteiligung von US-Unternehmen ansah, empfahl man, auch in den USA die Abgaben entsprechend zu erhöhen. Im Anschluss hätte man ein gemeinsames Absenken der Zollsätze verhandeln können.
Ziel ist es nun, nicht nur die Zölle der Handelspartner auszugleichen, sondern sämtliche Faktoren, die man als schädlich ansieht. Doch nach Ansicht von Experten ist es schwierig, die sogenannten nichttarifären Handelshemmnisse wie eine Mehrwertsteuer oder einen laschen Schutz von geistigem Eigentum zu quantifizieren. Und das dürfte die Umsetzung durch den US-Handelsbeauftragten und das Handelsministerium vor eine enorme Herausforderung stellen.
Stahl, Aluminium, Autos: Welche Branchen sind gefährdet?
Besonders im Fokus stehen die Stahl- und Aluminiumindustrie. Trump hat hier bereits Zölle von 25 Prozent ins Spiel gebracht. Doch die Sorge scheint übertrieben: Laut Weltbank machen Stahl- und Aluminiumexporte in die USA nur rund zwei Prozent der gesamten EU-Warenexporte aus.
Anders sieht es bei der Autoindustrie aus. Hier drohen schmerzhafte Einschnitte, wenn die USA die Zölle von derzeit 2,5 auf zehn Prozent erhöhen – das Niveau, das die EU für US-Autos verlangt. Vor allem Hersteller von Premiumfahrzeugen wie Mercedes, BMW oder Porsche wären betroffen, da sie ihre Topmodelle in Europa fertigen.
Auch die Lebensmittel- und Getränkeindustrie müsste mit höheren Zöllen rechnen. Insgesamt dürften sich die Auswirkungen aber in Grenzen halten. Modellrechnungen zufolge würde eine Angleichung der Zölle das Bruttoinlandsprodukt der EU nur um 0,02 Prozent senken und die Inflation um 0,01 Prozent erhöhen.
Worst-Case-Szenario: Pauschale Zölle von 20 Prozent
Richtig gefährlich würde es, wenn Trump sein Wahlversprechen einlöst und pauschale Zölle von 20 Prozent auf alle EU-Waren verhängt, argumentiert Joachim Klement, Investmentstratege bei Panmure Liberum, in einer Reuters-Kolumne. Dann könnte das Wachstum in der EU um 0,9 Prozentpunkte einbrechen und die Inflation um 0,2 Punkte steigen. Das würde die Wirtschaft wohl in eine Rezession stürzen.