USA: Kobaltrausch
Donald Trump hat das für Akkus wichtige Element auf eine Liste mit Rohstoffen gesetzt, die als "kritisch für die nationale Sicherheit und Wirtschaft" gelten
Kobalt ist ein Übergangsmetall, das früher eine Art Abfallprodukt der Kupferförderung war. Bis ins 20. Jahrhundert wurde es vor allem zum Blaufärben von Glas und Porzellan verwendet. Dann entdeckte man, dass die Eigenschaften des Elements den Bau von Lithium-Ionen-Akkus ermöglichen. Vor allem deshalb wächst der weltweite Bedarf an Kobalt der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zufolge jedes Jahr zwischen acht und zehn Prozent. Wenig überraschend, wenn man bedenkt, dass in einem einzigen Elektroauto-Akku durchschnittlich zwölf Kilo Kobalt stecken.
Die steigende Nachfrage führt auch dazu, dass der Preis für Kobalt steigt. Den für seinen Begleiter Kupfer hat er mit mehr als 90.000 Dollar längst überholt, weshalb Unternehmen heute nicht mehr nur nebenbei, sondern ganz gezielt nach dem früher als Ausscheidung von Kobolden verspotteten Element suchen. Das geschieht inzwischen nicht mehr nur im ehemals belgischen Kongo, wo aktuell über zwei Drittel des Materials gefördert werden, sondern auch in den USA, wo die Förderung Anfang der 1970er Jahre schon einmal aufgegeben, aber 2014 wieder aufgenommen wurde.
Deutlich an Schwung gewann der Kobalt-Boom dort, nachdem Donald Trump das Übergangsmetall zusammen mit 34 anderen Rohstoffen als "kritisch für die nationale Sicherheit und Wirtschaft" einstufen ließ. Nun hoffen Unternehmen wie eCobalt auf Abbaugenehmigungen im arktischen Alaska, im idyllischen Idaho und im mittelwestlichen Missouri, wo mit geschätzten 16.000 Tonnen das größte Vorkommen lagern soll. Die Aktienkurse solcher Firmen verzeichnen beträchtliche Steigerungen.
Edisons ehemalige Mine wird wieder in Betrieb genommen
Sogar ausländische Firmen wie die kanadische First Cobalt, die sich in Idaho einkaufte, wollen sich einen Anteil am erwarteten Geschäft sichern. In Kanada hat währenddessen die Power Americas Minerals Corporation aus Vancouver eine schon einmal aufgegebene Silber- und Kobaltmine in der Nähe einer nach dem Element benannten Stadt in Ontario gekauft, aus der bereits Thomas Edison das Übergangsmetall bezog. Eine Kobalt-Konzentrationen von bis zu 7,92 Prozent soll das dortige Erz auf dem Weltmarkt erneut konkurrenzfähig machen.
Dieser Trend hat den Nebeneffekt, dass mehr Kobalt unter deutlich besseren Arbeitsbedingungen gefördert wird, als sie im Failed State Kongo herrschen. Dort beklagen Organisationen wie Amnesty International unter anderem Kinderarbeit, extrem gesundheitsschädliche und gefährliche Arbeitsbedingungen sowie unangemessen negative Auswirkungen auf Boden, Wald und Wasser.
Unterwasserförderung und Batterien ohne Kobalt
Dass die unter sehr viel geregelteren Bedingungen stattfindende Förderung in den USA dem Abbau in Afrika ein Ende setzt, ist jedoch sehr unwahrscheinlich, weil man dort günstiger an das Material kommt und die USA, Kanada, Australien, Russland und Kuba selbst bei höheren Preisen die Nachfrage auf dem Weltmarkt nicht annähernd befriedigen könnten. Daran könnte sich erst etwas ändern, wenn man Maschinen entwickelt, mit denen sich die Kobaltvorräte auf dem Meeresboden wirtschaftlich fördern lassen, die geschätzt mehr als fünfmal so umfangreich sind wie die an Land (vgl. Seltene Erden unter Wasser).
Währenddessen stellen sich auch Akku-Entwickler auf eine weitere Verknappung ein und arbeiten an Lösungen mit weniger oder ganz ohne Kobalt. Der darauf spezialisierte Materialwissenschaftsprofessor Gerbrand Ceder von der University of California in Berkeley glaubt allerdings, dass solche Lösungen erst in fünf bis zehn Jahren zur Verfügung stehen werden.
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