USA wollen in Manbidsch bleiben, Irak lehnt türkische Operation im Nordirak ab

Seite 2: Konflikt zwischen den USA und der Türkei über Manbidsch spitzt sich zu

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Der türkische Präsident Erdogan wiederholte gestern noch einmal, dass die türkische Operation erst beendet werde, wenn es keine terroristische Bedrohung aus Syrien mehr gibt. Die türkischen Truppen würden weiterhin vorrücken. Die Amerikaner hätten kein Recht, in Manbidsch zu sein, sie seien aus einer Entfernung von 12.000 km gekommen und hätten die YPG mit sich gebracht. Außenminister Mevlut Cavusoglu sagte gestern Richtung USA, dass die Übergabe von Manbidsch nicht ausreiche. Schon im April 2017 hatte das türkische Militär Ziele in Nordsyrien an der Grenze unter Beschuss genommen und dabei auch riskiert, dass US-Soldaten getroffen werden können, was bereits als Warnung zu sehen war (Ankara im Konflikt mit Washington und Ankara).

US-Sprecher werden in Medien zitiert, die beteuern, dass die US-Soldaten sich nicht aus Manbidsch zurückziehen werden. Die türkische Regierung hatte zuvor von einem Abkommen gesprochen, nach dem türkische und amerikanische Soldaten für den Abzug der SDF aus Manbidsch sorgen würden. Am Dienstag hatte bereits Heather Nauert, die Sprecherin des Außenministeriums, zurückgewiesen, dass ein Abkommen getroffen worden sei: "Well, that’s funny, because no agreement has been reached. All right."

Dass die Amerikaner dies aus strategischen Gründen nicht machen werden, ist einleuchtend, denn das würde das Ende der amerikanischen Kontrolle über syrisches Territorium bedeuten, wo die USA bereits militärische Infrastruktur aufgebaut haben. Schon wegen Afrin kam es zu einem Bruch zwischen den SDF und den Amerikanern. Mit einer Übergabe von Manbidsch an die Türken würden die Amerikaner ihre Bodentruppen und damit auch ihren Einfluss verlieren. Vermutlich was das auch ein Hintergedanke von Wladimir Putin, der die Türken in Afrin einmarschieren ließ und ihnen den Luftraum öffnete.

Ankara stößt auch in Bagdad auf Widerstand

Primär scheint aber der Vorstoß in den Nordirak zu sein. Gestern hieß es, die türkische Kampfflugzeuge hätten in der Stadt Sindschar 38 PKK-Kämpfer "neutralisiert". Wenn die irakische Regierung die PKK nicht vertreibe, werde dies die Türkei machen, drohte Erdogan. Nach ersten Berichten sollen sich Bagdad und Ankara geeinigt haben, dass türkische Verbände militärische Operationen an der gemeinsamen Grenze durchführen können. Das habe der irakische Justizminister Haider al-Zamili in Baghdad mit dem türkischen Botschafter Fateh Yildiz vereinbart. Die türkischen Truppen dürfen danach "Terroristennester" an der Grenze in Zusammenarbeit mit der irakischen Regierung säubern.

Um keine Erlaubnis geschert hat sich die Türkei bislang bei zahlreichen Luftangriffen auf angebliche PKK-Stellungen im Nordirak. Ende 2016 meldete Erdogan türkischen Anspruch auf Gebiete im Irak an (Steht der Einmarsch der Türkei in den Irak bevor?). Schon zuvor waren angeblich um die 2000 türkische Soldaten mit einigen Panzern in den Nordirak aufgrund der damaligen Erlaubnis der Kurdischen Regionalregierung eingedrungen und haben in Bashiqa bei Mosul ein Lager eingerichtet. Die Türkei drängte darauf, an der Einnahme von Mosul beteiligt zu werden und wollte dazu auch eigene Kämpfer ausbilden. Bagdad protestierte daraufhin scharf. Vermutlich sind sie aber noch im Irak, Bagdad hatte erst vor kurzem diese Militärpräsenz als "Invasion" kritisiert. Jetzt sagte der irakische Minister, man sei der Türkei bei der Sicherung der Grenze entgegengekommen.

Die neue Vereinbarung hatte aber nur Stunden Bestand. Scharf erklärte der irakische Außenminister Ibrahim al-Jaafari, Bagdad lehne "kategorisch" jede Aktion des türkischen Militärs auf irakischen Boden ab, auch wenn man die guten irakisch-türkischen Beziehungen aufrechterhalten wolle.