Ukraine-Eskalation schickt Schockwellen durch die Finanzmärkte

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Finanzmärkte reagieren nach ATACMS-Angriff der Ukraine auf russische Ziele nervös. Investoren suchen sichere Häfen. Putins Nukleardoktrin verunsichert Börsen.

Die Finanzmärkte reagieren nervös auf die jüngste Eskalation im Ukraine-Krieg. Nachdem US-Präsident Joe Biden den Einsatz von ATACMS-Raketen gegen Russland genehmigt hatte, griff die Ukraine erstmals ein Ziel mit diesen Raketen an.

Aktienindizes geben deutlich nach

Erschwerend kommt hinzu, dass der russische Präsident Wladimir Putin einer Änderung der russischen Nukleardoktrin zugestimmt hat. Er unterzeichnete am Dienstag einen entsprechenden Erlass. Damit könnte ein Angriff mit ATACMS- oder anderen weitreichenden Raketen auf das russische Hinterland unter Umständen zu einem nuklearen Gegenschlag führen.

Vor diesem Hintergrund zogen Investoren ihr Geld aus europäischen Aktien ab und investierten verstärkt in Staatsanleihen. Auch an der Wall Street brachen die Aktienkurse laut Reuters zunächst ein. Dort konnten sie sich jedoch von ihren Verlusten erholen, während etwa die deutsche Börse im Minus schloss.

"Das ist ein klassischer Fall von Risikoaversion, bei der die Leute in Sicherheit flüchten", sagte Emmanuel Cau von Barclays laut Reuters. Nicht nur in Deutschland schlossen die Börsen im Minus: Der europaweite Index Stoxx Europe 600 fiel bis zum frühen Nachmittag um 0,7 Prozent. Und in Frankreich gab der Cac 40 um 1,1 Prozent nach.

Investoren flüchten in Staatsanleihen und Gold

Insbesondere Branchen wie Einzelhandel und Banken, die sensibel auf Konjunktursorgen reagieren, belasteten die Indizes. Jedoch legten Aktien von Rüstungsunternehmen wie Saab aus Schweden und Rheinmetall aus Deutschland um mehr als vier und drei Prozent zu.

Staatsanleihen wurden als sicherer Hafen gesucht. Die Renditen zehnjähriger US-Treasuries und deutscher Bundesanleihen sanken bei steigenden Kursen deutlich. Auch Gold verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 2.624 Dollar je Feinunze.

"Die Kombination aus Russlands zunehmender Kriegsrhetorik und der Unsicherheit, wie die neue US-Regierung darauf reagieren wird, ist ein Garant für Volatilität an den Aktienmärkten", warnte Gaurav Mallik von Pallas Capital Advisors gegenüber Reuters. Der Volatilitätsindex VIX stieg Anfang November kurzzeitig auf den höchsten Stand seit den US-Wahlen.

Nervosität vor wichtigen Marktdaten

Die Nervosität wird auch durch den designierten US-Präsidenten Donald Trump verstärkt. Seine Personalentscheidungen werden an den Finanzmärkten mit Stirnrunzeln aufgenommen. Aber auch seine Ankündigung, Zölle gegen europäische Firmen verhängen zu wollen, trägt zur Unsicherheit bei. Hinzu kommen die Bedenken über den geldpolitischen Kurs der Notenbanken.

Insgesamt stehen die Zeichen an den Finanzmärkten derzeit auf Risikoflucht. "Wir sind nervös, weil Putin gesagt hat, wenn es eskaliert, kann er mit der Eskalation mithalten", brachte es Kim Forrest von Bokeh Capital Partners gegenüber Reuters auf den Punkt. Und die Märkte spiegeln diese Nervosität wider.