Ukraine-Krieg: Internationale Friedenskonferenz fordert Diplomatie jetzt

Seite 2: Waffen weiter liefern und Abzug russischer Truppen vor Verhandlungen?

Zu den Höhepunkten des Gipfels zählen auch die Reden von Vertretern aus dem Globalen Süden, die aus China, Kamerun, Ghana, Mexiko und Bolivien kamen. Der bolivianische Vizepräsident David Choquehuanca begeisterte die Menge, als er über die Notwendigkeit sprach, die Weisheit der indigenen Kulturen und ihre Vermittlungspraktiken zu beachten.

Viele Redner sagten, dass der wahre Anstoß zur Beendigung dieses Krieges aus dem Globalen Süden kommen wird, wo Politiker den weitverbreiteten Hunger und die Inflation sehen, die dieser Konflikt verursacht, und eine führende Rolle übernehmen, indem sie ihre Dienste als Vermittler anbieten.

Fast ganz Europa war vertreten, darunter auch Dutzende Vertreter aus Italien, dem Land, das mit über 100.000 Demonstranten die größten Friedensdemonstrationen des Kontinents mobilisierte. Anders als in den Vereinigten Staaten, wo die Demonstrationen klein waren, haben die italienischen Organisatoren erfolgreich Koalitionen gebildet, die Gewerkschaften und die Religionsgemeinschaft sowie traditionelle Friedensgruppen einschließen.

Sie rieten anderen, ihre Forderungen einzugrenzen und zu vereinfachen, um ihre Anziehungskraft zu erhöhen und eine Massenbewegung gegen den Krieg aufzubauen.

Zu der achtköpfigen US-Delegation gehörten Vertreter von Codepink, Peace in Ukraine, Fellowship of Reconciliation und Veterans for Peace. Die Diplomatin Ann Wright, zugleich pensionierter US-Oberst, war eine der Hauptrednerinnen, ebenso wie der ehemalige Kongressabgeordnete Dennis Kucinich, der sich aus der Ferne anschloss.

Trotz der einheitlichen Grundaussage der Teilnehmer, die zu Friedensgesprächen aufriefen, gab es viele Meinungsverschiedenheiten, insbesondere in den Workshops. Einige waren der Meinung, dass wir weiterhin Waffen liefern sollten, während wir auf Gespräche drängen; andere forderten ein sofortiges Ende der Waffenlieferungen.

Einige bestanden auf der Forderung nach einem sofortigen Abzug der russischen Truppen, während andere der Meinung sind, dass es das Ergebnis von Verhandlungen sein sollte und nicht eine Vorbedingung.

Einige machten vor allem die Nato-Erweiterung und die Einmischung der USA in die inneren Angelegenheiten der Ukraine verantwortlich, während andere sagen, die Schuld liege ausschließlich bei den russischen Invasoren.

Manche dieser Meinungsverschiedenheiten spiegelten sich auch in den Diskussionen über die Abschlusserklärung wider, in denen es viel Hin und Her darüber gab, was erwähnt werden sollte und was nicht. Nachdrücklich wurde gefordert, die Provokationen der Nato und die Rolle der USA und Großbritanniens bei der Sabotage der ersten Vermittlungsversuche zu verurteilen.

Diese und andere Formulierungen, die den Westen verurteilen, wurden aus dem endgültigen Dokument gestrichen, das von einigen als zu nichtssagend kritisiert wurde. Verweise auf die Provokationen der Nato, die zur russischen Invasion führten, wurden ebenfalls gestrichen und durch folgende Formulierung ersetzt:

Die Institutionen, die zur Gewährleistung von Frieden und Sicherheit in Europa geschaffen wurden, haben versagt, und das Versagen der Diplomatie hat zum Krieg geführt. Jetzt ist Diplomatie dringend erforderlich, um den Krieg zu beenden, bevor er die Ukraine zerstört und die Menschheit gefährdet.

Der wichtigste Teil des Abschlussdokuments und der Versammlung selbst war jedoch der Aufruf zu weiteren Maßnahmen.

"Dieses Wochenende sollte nur der Anfang sein", sagte der Organisator Reiner Braun.

Wir brauchen mehr Aktionstage, mehr Versammlungen, mehr Kontakte zu Studenten und Umweltschützern, mehr Bildungsveranstaltungen. Aber dies war ein großartiger Anfang einer globalen Koordination.

Der Artikel erscheint in Kooperation mit dem US-Medium Common Dreams. Das englische Original finden Sie hier. Übersetzung: David Goeßmann.

Medea Benjamin ist die Mitbegründerin von Codepink und der Menschenrechtsgruppe Global Exchange. Seit mehr als 40 Jahren setzt sie sich für soziale Gerechtigkeit ein. Sie ist Autorin von zehn Büchern, darunter "Drone Warfare: Killing by Remote Control", "Kingdom of the Unjust: Behind the US-Saudi Connection" und "Inside Iran: The Real History and Politics of the Islamic Republic of Iran". Ihre Artikel erscheinen regelmäßig in Zeitungen wie ZNetwork, The Guardian, The Huffington Post, Common Dreams, Alternet und The Hill.