Ukraine nennt erstmals Zahlen gefallener Soldaten

Ukrainische Soldaten des 1. Bataillons der 28. mechanisierten Infanterie-Brigade. Foto: Defense Visual Information Distribution Service / Picryl.com (Public Domain)

Verteidigungsminister Resnikow hatte zuvor bereits indirekt Angaben gemacht. Russland definiert in Dekret Zahlungen an Familien gefallener Nationalgardisten

Erstmals hat ein Vertreter der ukrainischen Führung Zahlen zu den Verlusten der Armee im Krieg gegen die russischen Truppen im eigenen Land genannt. Nach Angaben eines Beraters von Präsident Wolodymyr Selenskyj sind seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar rund 10.000 ukrainische Soldaten gefallen. Das sagte der Präsidenten-Vertraute Olexij Arestowytsch in einem Online-Interview mit dem russischen Regierungsgegner Mark Feygin.

Die Aussage folgt wenige Tage, nachdem Ukraine-Verteidigungsminister Olexij Resnikow angab, dass seit Beginn des Krieges täglich bis zu 100 ukrainische Soldaten fallen würden.

Diese Zahl wiederholte nun auch Arestowytsch. Feygin fragte daraufhin, ob man nach gut 100 Tagen Krieg also von rund 10 000 getöteten Soldaten ausgehen könne. "Ja, so in etwa", antwortete Arestowytsch.

Angaben wirken interessengeleitet

Bislang haben weder die Regierungen noch die Armeeführungen der Ukraine und Russlands verlässliche Angaben zu den jeweiligen eigenen Verlusten gemacht. Vor allem um die Zahl mutmaßliche gefallener russischer Soldaten tobt ein Propagandakrieg. Vertreter der Ukraine scheinen die Zahlen aus politischen Erwägungen bewusst hoch anzugeben, interessengeleitet scheinen auch die Angaben der Nato:

• Der ukrainische Generalstab gibt die Zahl der gefallenen Soldaten auf russischer Seite mit 31.800 an;

• Präsident Selenskyj sprach zuletzt von 23.000 getöteten Kämpfern auf russischer Seite;

• Die Nato und britische Nachrichtendienste sprechen hingegen von rund 20.000 toten Kombattanten.

Auch im Interview mit Feygin war der Versuch Arestowytschs offensichtlich, einen eigenen Vorteil hervorzuheben. Es sagte, es würden dauerhaft mehr russische als ukrainische Soldaten fallen.

Am Freitag dieser Woche seien die Angriffe der ukrainischen Artillerie mit westlicher Munition besonders effizient gewesen, so Arestowytschs, der von rund 600 getöteten russischen Soldaten sprach. Er bekräftigte damit die wiederholte Forderung der ukrainischen Regierung nach mehr und schwereren Waffen.

Selenskyj hatte immer wieder die Erfolge der eigenen Armee betont. So seien mehr als 1.000 russische Panzer sowie fast 2.500 weitere militärische Fahrzeuge zerstört worden, sagte er unlängst.

Russische Stellen haben keine konkreten Abgaben zu den eigenen Verlusten gemacht. Allerdings haben Familien jedes Soldaten der russischen Nationalgarde, der in der Ukraine oder in Syrien gefallen ist, umgerechnet knapp 80.000 Euro Entschädigung erhalten. Die Nachrichtenagentur Tass meldete, Putin habe ein entsprechendes Dekret unterzeichnet.

Zuletzt hatten die Ukraine und Russland nach Angaben der zuständigen Behörden in Kiew der jeweils gegnerischen Seite die Leichen von 50 Soldaten übergeben. Der Ukraine seien die Überreste von 37 Kämpfern aus dem Azovstal-Werk übergeben worden, die von der Ukraine als "Helden" bezeichnet werden.