"Umgebracht wird, wer stört"
Die Geschichte des 1980 ermordeten Salvadorianers Oscar Romero
Vor einem halben Jahrtausend klagte Bartolomé de Las Casas, der als Soldat mit den spanischen Eroberern auf den amerikanischen Kontinent gekommen und später Bischof geworden war: "Ich hinterlasse hier in der Neuen Welt Jesus Christus, unseren Gott, gegeißelt und bedrängt, geohrfeigt und gekreuzigt, und zwar nicht einmal, sondern Tausende von Malen, insofern die Spanier die Indios niedermachen und zerstören und ihnen das Leben vor der Zeit nehmen."
Die kirchliche Hierarchie in Mittel- und Südamerika galt über Jahrhunderte vor allem als Komplizin der Eroberer und Ausbeuter, der Mächtigen und Besitzenden. Doch im Umbruchsjahr 1968 konnte sich das Zeugnis einer Kirche der Armen auf der Versammlung der lateinamerikanischen Bischöfe in Medellín (Kolumbien) wieder Gehör verschaffen: "Dieses Elend als eine Massenerscheinung ist eine Ungerechtigkeit, die zum Himmel schreit. Ein stummer Schrei bricht aus Millionen Menschen hervor. Sie verlangen Befreiung […]. Und wir hören auch Klagen darüber, dass Hierarchie, Klerus sowie Ordensleute reich und Verbündete der Reichen seien."
Ein Freund der reichen Wohltäter und der armen Almosenempfänger
Zu den Kritikern der neuen kirchlichen "Option für die Armen" und der Theologie der Befreiung gehörte in El Salvador ein Priester mit Namen Oscar Arnulfo Romero, geboren 1917 als Sohn kleiner Leute. Dieser schöngeistige und konservative Seelsorger hatte in Rom unter den beiden letzten Pius-Päpsten die strenge Schuldogmatik aus dem 19. Jahrhundert studiert. Er empfand die enge kirchliche Liaison mit der Oberschicht noch nicht als Skandal.
Den Reichen sagte er: "Liebt die Armen." Und zu uns Armen sagte er: "Liebt Gott, denn er weiß schon, warum er euch den letzten Platz in der Reihe gibt, ihr werdet nämlich den Himmel bekommen." In diesen Himmel, den er uns predigte, würden die Reichen kommen, die Almosen geben, und die Armen, die keinen Streit anfangen …
María Varona
El Salvador war eine der vielen "Fassadendemokratien" Lateinamerikas. In dem vom Militär gestützten System der Reichen setzte die Regierung nichts durch, was den Interessen der kleinen Minderheit von Besitzenden zuwiderlief. Die Oligarchen hießen sprichwörtlich "Die 14 Familien". Fast die Hälfte des bebaubaren Landes lag in den Händen von nur 1,5 Prozent der Bevölkerung. Die meisten Campesinos hatten nicht einmal ein hinreichend großes Stückchen Erde für etwas häuslichen Maisanbau.
Die zentralen Botschaften der Ansprachen Romeros werden in einem soeben erschienenen Hörbuch vermittelt.
Sie zeichnen sich aus durch ihre erstaunliche Aktualität in einer Welt, in der wenige Individuen über mehr Besitztümer verfügen als die ärmere Hälfte der gesamten Menschheit. Heute ist Oscar Romero Leitgestalt einer anderen Globalisierung unter dem Vorzeichen von Empathie, Solidarität und Gerechtigkeit. Seine prophetische Botschaft für das dritte Jahrtausend lautet: Teilen - nicht töten!
"Oscar Romero - Aber es gibt eine Stimme, die Stärke ist und Atem …" Ein Hörbuch von Peter Bürger.
Erschienen ist es im Onomato Verlag. Hier eine Hörprobe
Oscar Romero witterte viele Jahre bei den Vertretern einer neuen Pastoral an der Seite der Besitzlosen überall "Aufruhr und Marxismus". Ihm lag die klassische Armenfürsorge, ermöglicht durch "gutkatholische Wohltäter", sehr am Herzen. Er brauchte viel Hilfe, um sehen zu können, dass seine Wohltäter in Wirklichkeit Ausbeuter waren.
Der Vatikan ernannte den frommen "Traditionalisten" 1977 zum Erzbischof von San Salvador. Die reiche Minderheit im Land war beruhigt. Alle staatstragenden Kreise, deren Votum der Nuntius eingeholt hatte, freuten sich. Die sozial engagierten Priester des Hauptstadtbistums erwarteten hingegen wenig Gutes.
Umkehr an der Leichenbahre des Freundes Rutilio Grande
Oscar Romero war befreundet mit Pater Rutilio Grande SJ, der mit seiner pastoralen Linie keineswegs übereinstimmte und in Aguilares für die Kirche der Armen arbeitete. Zuckerrohrplantagenbesitzer und Multimillionäre betrachteten diesen Jesuiten als Feind, denn er predigte: "Gott ruht sich nicht über den Wolken in einer Hängematte aus; er ist vielmehr mitten unter uns und sehr daran interessiert, wie es den Armen ergeht."
Wenige Wochen, nachdem Romero das Amt des Erzbischofs in der Hauptstadt übernommen hatte, fand man am 12. März 1977 die Leichen von Pater Grande und zwei weiteren Christen aus seiner Gemeinde. Großgrundbesitzer hatten den Mord an dem unbequemen Priester in Auftrag gegeben. Die Augenzeugin Ernestina Rivera berichtet, wie der Erzbischof zur Totenwache des Freundes kam:
In der Nacht hörten wir zum ersten Mal Romeros Stimme in einer Predigt. Als wir sie hörten, waren wir sehr überrascht. "Aber das ist ja die Stimme von Pater Grande!", sagten wir alle. Denn uns schien, als wäre das Wort Pater Rutilios auf Monseñor übergegangen.
Ernestina Rivera
Seit dieser Nacht nehmen viele Menschen bei Oscar Romero eine spürbare Veränderung wahr. Er selbst wird später mitteilen: "Als ich den toten Rutilio ansah, dachte ich: Wenn sie ihn für das umgebracht haben, was er getan hat, dann muss ich denselben Weg gehen wie er ..."
Der Apostolische Nuntius und - mit Ausnahme von Arturo Rivera y Damas - alle anderen Mitglieder der salvadorianischen Bischofskonferenz stellen sich gegen Oscar Romero und seinen offenen Protest gegen das politische System. Die Mächtigen in der Kirche wünschen keine Missklänge im Verhältnis zum Staat und möchten als Hierarchen ungestört ein angenehmes Leben führen.
Sie schrecken auch vor Verleumdungskampagnen nicht zurück. Mehrere Kardinäle lassen sich von den innerkirchlichen Feinden Romeros zuarbeiten und werden später im Vatikan beraten, wie sie eine Amtsenthebung des Erzbischofs von San Salvador bewerkstelligen können.
In einem Brief an Bischof Leonidas Proaño in Ecuador schreibt Romero: "Sie wollen nicht, dass auch nur eine Stimme von der Stimme der Mächtigen abweicht, sie wollen keine Worte, die für die eintreten, die keine Stimme haben, und erst recht keine Taten, die die Schutzlosen und Verfolgten in Schutz nehmen."
Stimme des unterdrückten Volkes
Die Regierenden El Salvadors huldigten der in Lateinamerika vorherrschenden "Doktrin der Nationalen Sicherheit". Als fester Bestandteil des Staatsapparates fungierten die rechten "Todesschwadronen" zur Einschüchterung und Ermordung von Regimegegnern.
Oscar Romero besucht die Gemeinden, Gruppen und Familien, die zur Zielscheibe dieses Staatsterrors werden, und lässt im Menschenrechtsbüro seines Bistums alle Verbrechen der "Sicherheitskräfte" akribisch dokumentieren.
Sehr bald betrachten Menschen im ganzen Land den Erzbischof als ihr Sprachrohr. Martina Guzmán erinnert sich an die Bedeutung der durch den Rundfunksender des Bistums übertragenen Predigten Romeros:
Seine Predigten waren das meisterwartete Ereignis der ganzen Woche. Am Sonntag ging ich zu Fuß von zu Hause zur Kathedrale. Ich brauchte kein Radiogerät mitzunehmen, um seine Predigt zu hören, weil ich sie den ganzen Weg entlang hörte. Es gab kein Haus, dessen Bewohner nicht ihr Radio eingeschaltet hätten, um ihn zu hören. Mein ganzer Weg war Predigt! So als gäbe es eine Radiokette und im ganzen Land nur einen einzigen Sender.
Martina Guzmán
Mitteilungen von Salvador Barraza erhellen, warum diese große Wirkung keineswegs nur auf ein außerordentliches Predigttalent Romeros zurückgeführt werden darf:
Seine Predigten waren eine kollektive Angelegenheit. Denn Monseñor Romero entwarf sie immer in Gemeinschaft, in der Gruppe. Und der Beifall der Gemeinde, den er hörte, war sozusagen das Plazet. Er traf sich wöchentlich mehrere Stunden lang mit einem Team von Priestern und Laien, um über die Situation des Landes nachzudenken, und hernach brachte er diese ganze Reflexion in seine Predigten ein. Darin lag der Schlüssel.
Salvador Barraza
In früheren Jahren ist Oscar Romero als ein verschlossener, misstrauischer und keineswegs lebensfroher Kleriker wahrgenommen worden. Als Erzbischof der Hauptstadt wirkt er jedoch ganz anders auf seine Mitmenschen: Er geht offen auf sie zu, bittet überall um Hilfe und fordert dazu auf, ihm seine Schwächen und Fehler mitzuteilen. Dieser hochrangige Kirchenmann kann zuhören, ist fähig, sich helfen zu lassen, und fragt unentwegt andere um Rat: "Wir können nicht autoritär reden, sondern wir müssen zum dialogischen Nachdenken im Licht des Evangeliums einladen."
Option für die Armen - Politische Dimension des Glaubens
Als die in Pubela (Mexiko) versammelten Bischöfe Lateinamerikas Anfang 1979 ihre "Option für die Armen" bekräftigen, ist Oscar Romero der Weltöffentlichkeit aufgrund von Medienberichten und Ehrungen längst kein Unbekannter mehr. Überall aus der weltweiten Kirche der Armen kommt Zuspruch für den Erzbischof von San Salvador, der leidenschaftlich die politische Dimension des Evangeliums beleuchtet:
In unserem Land werden die Kinder Gottes ungestraft ermordet, besonders die Armen, die Lieblinge Gottes, zu deren Gunsten wir uns in Puebla entschieden haben. (…)
Da sich die Kirche für reale, nicht fiktive Arme einsetzt, da sie für wirklich Ausgebeutete und Unterdrückte eintritt, lebt sie in einer politischen Welt und verwirklicht sich als Kirche auch im politischen Bereich. Und wenn sie sich - wie Jesus - den Armen zuwendet, dann hat sie auch gar keine andere Wahl! (…)
Es gibt keinen Gegensatz zwischen dem Bild Gottes und dem Menschen. Wer einen Menschen foltert, wer einen Menschen beleidigt, der beleidigt das Bild Gottes.
Oscar Romero
Die Armen als Akteure
Oscar Romero ist nach seiner Kehre kein abgehobener Dogmatiker und Schöngeist mehr. Er lässt sich auf den Ruf ein, gemeinsam mit den Christinnen und Christen seines Bistums einen neuen Weg zu gehen. Gleichzeitig wird er offen für die Reflexionen der Befreiungstheologen.
Die Armen sind nicht mehr Objekte einer karitativen Fürsorge, sondern Akteure ihrer eigenen Befreiung.
Beten und alles von Gott erwarten und nichts tun, das ist nicht beten. Das ist Faulheit und Entfremdung. Das ist Passivität und Anpassung. Die Zeiten sind vorbei, meine Schwestern und Brüder, wo man sagte, das sei der Wille Gottes. Viele Dinge, die geschehen, sind nicht der Wille Gottes. Wenn der Mensch von seiner Seite etwas dazu beitragen kann, um die Verhältnisse zu verbessern und wenn er Gott um Mut bittet, das zu tun, dann handelt es sich um Gebet. (…)
Das Recht auf Organisation darf niemand antasten. Die Repression, die die organisierten Gruppen auflösen will, handelt schlecht, denn Organisation ist ein Menschenrecht, das niemand verletzen darf. Die Forderungen, die diese Organisationen erheben, müssen gehört werden, wenn sie berechtigt sind. Sich zu organisieren ist ein Recht, und in bestimmten Augenblicken, wie dem heutigen, ist es sogar eine Pflicht.
Oscar Romero
Blutige Verfolgung der nonkonformen Kirche
Verfolgt wurde in El Salvador nicht jener traditionelle, regimefreundliche Kirchenapparat, den - außer Romero und Rivera - alle Bischöfe des Landes erhalten wollten. Verfolgt wurde vielmehr nur die Kirche der Armen, die dem Konflikt mit den Reichen und ihren Handlangern nicht aus dem Weg ging.
Während der Jahre, in denen Oscar Romero Erzbischof ist, werden sechs Priester ermordet. Sie reihen sich ein in das Martyrium von hunderten - zumeist "namenlosen" - Frauen, Kindern, Kleinbauern, Landarbeitern, Lehrern und Katecheten. Die Predigten Romeros stützen kein klerikal verfälschtes Gedächtnis der Lebenszeugen, in dem nur die ermordeten Geistlichen vorkommen - während die große Schar der anderen längst vergessen sind:
Es ist, meine Schwestern und Brüder, durchaus keine Ehre für die Kirche, mit den Mächtigen auf gutem Fuß zu stehen. Die Ehre der Kirche besteht darin, dass sich die Armen in ihr heimisch fühlen.(…)
Ich freue mich, Brüder und Schwestern, dass sie in diesem Land Priester ermordet haben. Denn es wäre traurig, wenn in einem Land, in welchem derart schreckliche Mordtaten verübt werden, sich nicht auch Priester unter den Opfern befänden. (…)
Die wirkliche Verfolgung richtet sich gegen das arme Volk (...). Und aus diesem Grund hat die Kirche, als sie sich organisierte und vereinte, indem sie die Hoffnungen und Ängste der Armen aufgriff, das gleiche Schicksal erfahren wie Jesus und die Armen: die Verfolgung.
Oscar Romero
Umkehrruf an die Reichen: "Das ganze System muss sich ändern"
Die Option für die Armen geht in Romeros Predigten auf Schritt und Tritt einher mit einer an die Reichen adressierten Einladung zur Abkehr von einem falschen Leben. Noch ist es möglich, sich aus dem Kult der Götzen des Todes zu lösen und Befreiung zu erlangen, ein Leben in Beziehungen:
Wie viel ist nötig, damit Menschen von heute, die ihr Kapital dem Menschen vorziehen, merken, dass der Mensch mehr wert ist als alle Millionen der Erde? (…)
Im Namen unseres Volkes und unserer Kirche, rufe ich [die Oligarchen] auf, die Stimme Gottes zu hören und ihre Macht und ihren Reichtum von Herzen mit allen zu teilen, statt einen Bürgerkrieg zu provozieren, der uns allen ein Blutbad bescheren wird. Noch ist es Zeit, die Ringe von den Fingern zu streifen, bevor sie die Hände verlieren.
Oscar Romero
Unmissverständlich ist Romeros Botschaft, dass die Gemeinde, die sich auf Jesus beruft, weder Hass noch Gewalt predigt. Er brandmarkt gleichermaßen Mordanschläge von Todesschwadronen und Volksorganisationen. Allerdings will der Erzbischof von San Salvador hinsichtlich der Gewalt im Befreiungskampf nicht Ursache und Wirkung miteinander verwechseln. Friede sei ohne Gerechtigkeit nicht möglich:
Die Ursache liegt in der sozialen Ungerechtigkeit und im Festhalten an Privilegien, die vom Volk nicht mehr akzeptiert werden. Das ganze System muss sich ändern, denn es kann nur noch mit der Herrschaft des Geldes und der Macht eines gekauften Militärs aufrechterhalten werden.
Oscar Romero
Aufruf zur Befehlsverweigerung - Mord am Altar
Zu Beginn des Jahres 1980 ist das Scheitern der nach dem salvadorianischen Oktober-Putsch 1979 berufenen ersten "Reform-Junta" offenkundig. Man macht weiterhin Reformversprechen, doch dem widerspricht eine Staatspraxis der blutigen Unterdrückung im Dienst der Oligarchie. Allein im Januar werden bis zu 500 Todesopfer gezählt.
Am 17. Februar 1980 wendet sich Erzbischof Oscar Romero mit einem Brief an US-Präsident Jimmy Carter:
Sehr geehrter Herr Präsident … Mit Sorge betrachte ich die Nachricht, dass die Regierung der Vereinigten Staaten die Möglichkeit erwägt, die Aufrüstung El Salvadors zu fördern (…) Wenn Sie wirklich die Menschenrechte verteidigen wollen, dann verhindern Sie diese Militärhilfe für die Regierung von El Salvador und garantieren Sie, dass Ihre Regierung nicht direkt oder indirekt mit militärischen, wirtschaftlichen und diplomatischen Pressionen in das Geschick des salvadorianischen Volkes eingreift.
Oscar Romero
Am 23. März 1980 ruft Romero in seiner Sonntagspredigt die Soldaten und andere "Sicherheitskräfte" auf, Befehle zum Töten zu verweigern:
Brüder, ihr gehört zu unserem Volk. Ihr tötet eure eigenen Brüder unter den Bauern. Wenn ein Mensch euch befiehlt zu töten, dann muss das Gesetz Gottes mehr gelten, das da lautet: Du sollst nicht töten! Kein Soldat ist verpflichtet, einem Befehl zu gehorchen, der gegen das Gesetz Gottes gerichtet ist. Ein unmoralisches Gesetz verpflichtet niemanden. (…). Im Namen Gottes und im Namen dieses leidenden Volkes, dessen Klagen von Tag zu Tag lauter zum Himmel steigen, bitte ich euch, flehe ich euch an, befehle ich euch: Hört auf mit der Unterdrückung!
Oscar Romero
Die Zeitungen bringen am nächsten Morgen hetzerische Schlagzeilen: "Monseñor Romero fordert Soldaten der Armee zur Insubordination auf"; "Erzbischof begeht Delikt". Oscar Romero weiß an diesem 24. März, dass sein Leben in Gefahr ist. Er feiert abends in der Kapelle des Schwesternkrankenhauses eine Messe und predigt: "Es ist zwecklos, nur sich selbst zu lieben und sich vor den Gefahren des Lebens zu hüten. Die Geschichte stellt die Menschen in diese Gefahren, und wer ihnen ausweichen will, verliert sein Leben."
Romero geht mit wenigen Schritten zum Altar. Dort trifft ihn die tödliche Kugel aus dem Gewehr eines Auftragskillers. In Kreisen des Militärs und der reichen Oberschicht wird mit Champagner auf die gelungene Mordattacke angestoßen.
Über 100.000 Menschen aus dem ganzen Land finden sich am Palmsonntag 1980 zu Romeros Beerdigung in der Hauptstadt ein. Am Winkel des Nationalpalastes explodieren Sprengsätze und von dort kommen Scharfschützen-Angriffe. Deshalb muss die Messfeier vor der Kathedrale unter Massenpanik abgebrochen werden. Der Tag endet mit mehr als 30 Toten und ungezählten Verletzten.
Der 1980 längst bestehende Bürgerkriegszustand im Land lässt sich nicht mehr umkehren. Die Vereinigten Staaten finanzieren den Krieg des Militärs zugunsten der Oligarchie mit drei Milliarden Dollar. Romeros Nachfolger wird dazu anmerken:
Die USA liefern die Waffen, und wir liefern die Toten.
Mehr als 75.000 Menschen kommen in den nächsten zwölf Jahren auf gewalttätige Weise ums Leben. Über 90 Prozent der Gräueltaten gehen laut Bericht der Wahrheitskommission auf das Konto der Armee. Bis heute belastet ein Gewalterbe sondergleichen die salvadorianische Gesellschaft.
Die Armen Lateinamerikas verehren den Erzbischof von San Salvador seit seiner Ermordung im Jahr 1980 als einen Heiligen. Seine innerkirchlichen Feinde und Verfolger ließen sich jedoch ständig neue Kampagnen einfallen, um die Anerkennung seines Martyriums zu sabotieren.
Unter Papst Franziskus werden diese klerikalen Kreise nun endgültig ins Unrecht gesetzt. Am 14. Oktober folgt Rom dem Votum der Armen und der Ökumene, indem Oscar Romero feierlich zum Vorbild für die gesamte Weltkirche erklärt wird.
Es geht hierbei nicht um eine "Sache von gestern". Mit allen Mitteln versuchen besitzende Minderheiten Lateinamerikas, Fortschritte in Richtung "Gerechtigkeit" wieder rückgängig zu machen. Auf den Philippinen werden gegenwärtig Priester ermordet, weil sie sich öffentlich dem als Drogenbekämpfung getarnten Massenmord an Armen entgegenstellen.
Literatur: Gedenkt der Heiligsprechung von Oscar Romero durch die Armen dieser Erde
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