Uniper: Bis zu 40 Milliarden Euro mehr für Rettung des angeschlagenen Energiekonzerns
Weil die Gasumlage entfiel, muss der Bund deutlich mehr Geld für Unipers Rettung aufwenden. Konzernleitung und Gewerkschaft stemmen sich gegen Zerschlagung.
Den angeschlagenen Energiekonzern Uniper retten zu wollen, ist ein teures Vorhaben – das war der Bundesregierung bekannt. Wie teuer die Rettung aber tatsächlich werden könnte, war lange nicht bekannt.
Nun hat das Handelsblatt von Insidern erfahren: Die Gesamtkosten hängen vom Gaspreis ab. Je nachdem wie sich dieser entwickelt, könnte sich der aktuelle Mehrbedarf auf zehn bis 40 Milliarden Euro summieren.
Bereits im September hatte die Bundesregierung ein erstes Hilfspaket für Uniper verabschiedet. Dieses hatte bereits einen Umfang von 26,5 Milliarden Euro. Diese Summe reicht jedoch nicht, weil in den Prognosen mit den Einnahmen der Gasumlage gerechnet wurde; aber die Umlage wurde inzwischen gestrichen.
Im September hatte sich der Bund bereit erklärt, mit einer Kapitalerhöhung im Umfang von acht Milliarden Euro in das Unternehmen einzusteigen. Außerdem hatte sie dem bisherigen Mehrheitsaktionär, dem finnischen Energiekonzern Fortum, angeboten, seinen Anteil für knapp 500 Millionen Euro abzukaufen.
Der Bund würde damit einen Anteil an Uniper von 99 Prozent halten. Zudem hatte die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Uniper inzwischen eine Kreditlinie von 18 Milliarden Euro bewilligt.
Das Eigenkapital zu erhöhen – und damit auch der Einstieg des Staates –, waren notwendig geworden, um Ratingagenturen zu beruhigen. Nachdem russische Gaslieferungen ausgeblieben waren, musste Uniper sich Ersatz teuer an den Spotmärkten organisieren und fuhr dadurch erhebliche Verluste ein. Ein Großteil von ihnen sollte, so heißt es im Handelsblatt, mit Eigenkapital aufgefangen werden, da ansonsten die Bonitätsnoten des Konzerns herabgesetzt werden könnten.
Eine schlechtere Bewertung durch die Ratingagenturen hätte zur Folge gehabt, dass bei Gaskäufen mehr Sicherheiten an den Börsen hinterlegt werden müssten. Und das hat in den letzten Monaten mehrere Energieunternehmen in wirtschaftliche Notlage gebracht.
Die Höhe der Eigenkapitalzufuhr durch den Bund wird sich stark danach richten, was die Ratingagenturen verlangen.
Handelsblatt, 20.10.2022
Landespolitiker der Grünen und Freien Wähler wollen Teile aus Uniper herauslösen
Ob Uniper nach der Übernahme durch den Bund in der bekannten Form erhalten bleibt, ist noch nicht ausgemacht. In der bayerischen Landesregierung gibt es die Überlegung, wertvolle Bestandteile aus dem angeschlagenen Konzern herauszulösen.
Der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) hält die Wasserkraftwerke für interessant. "Aktuell bietet die Übernahme von Uniper durch den Bund die Möglichkeit, Wasserkraftwerke zu übernehmen", sagte er unlängst.
Bei dieser Idee geht es um 97 Wasserkraftanlagen in den Kraftwerksgruppen Donau, Isar, Lech und Main. Zusammen haben sie eine Leistung von 970 Megawatt und einen Stromertrag von 4.800 Gigawattstunden im Jahr. Das entspricht etwa einem Drittel der Stromproduktion aus Wasserkraft in Bayern.
Glauber sei nicht allein, heißt es dazu in der Rheinischen Post (RP). Auch die Grünen in Bayern fordern demnach seit Jahren, dass die Wasserkraftwerke von der öffentlichen Hand übernommen werden.
Dieser Vorstoß trifft bei Uniper, aber auch bei der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di auf Ablehnung. Ein Uniper-Sprecher gegenüber betonte gegenüber RP, die Herauslösung einzelner Teile sei kein Thema bei den Gesprächen zur Übernahme mit dem Bund. Außerdem würde das auch nichts zur Versorgungssicherheit beitragen.
Ver.di-Vorstand Christoph Schmitz erklärte demnach: "Wer jetzt die Herauslösung einzelner Bestandteile zur Übernahme in Landeseigentum oder zur Verteilung an andere Marktteilnehmer fordert, spielt mit der Handlungsfähigkeit von Uniper". Diese Diskussionen seien auch nicht zielführend, da es in einer angespannten Lage auch um die Existenzfragen der Beschäftigten gehe.